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„Der Wandel gehört zu unserem Leben“

Wenn du nun prognostizierst, welche Themen für dich wichtig sind, außer die Lernkurve hoch zu halten, was wird aus deiner Sicht relevant?

Es wird vor allem um die Verbesserung der Lebensbedingungen gehen. Ich spreche gerne von der Gesellschaft 5.0. Damit hat alles zu tun, was sich um Environment und Sustainability dreht, womit wir diese Erde zu einem besseren Ort machen. Mit welcher Technologie das passiert, ob nun irgendeine Pumpe oder eine Software von Red Hat, ist sekundär. Das zweite große Thema ist Gesundheit. Ich glaube, jeder, der einen Beruf wählt, egal ob Techniker, Data Scientist oder Ärztin, kann direkt oder indirekt dazu beitragen, die Gesundheit jedes Einzelnen zu verbessern. Der dritte große Bereich ist Mobility. Wie genau die künftig aussehen wird, weiß heute niemand. Genauso wenig, ob der Weg dahin On-Prem, Off-Prem, in der Cloud, über KI oder Edge läuft. Wir als Red Hat haben aber das ehrliche Ziel, mit Open Source und mit unserer Unternehmenskultur dem Traum einer besseren Welt näherzukommen. Wir nennen das „Open Unlock the World Potential“.

Früher habe ich immer gedacht, es reicht ein gutes Gehalt zu bekommen. Doch eine echte Mission schlägt das Gehalt in der Wahrnehmung.

Dinko Eror

Damit gibst du deinen Mitarbeitenden mit, was du eben gesagt hast: eine Vision ist wichtig! Doch das wird nur durch Wertschätzung erreicht …

Früher habe ich immer gedacht, es reicht, ein gutes Gehalt zu bekommen. Mittlerweile sage ich: Jedes Unternehmen, das es wirklich schafft, eine Mission zu haben, für die die Mitarbeitenden morgens aufstehen, ist auf einem guten Weg. Nicht als Phrase, sondern als echte Mission, als Impact für die Gesellschaft. Man entzündet ein Feuer in den Menschen um einen herum, sodass sie gerne zur Arbeit gehen.

Wertschätzung wiederum bedeutet Authentizität und Authentizität bedingt Ehrlichkeit. Ein Beispiel: Jetzt gerade auf dem Weg zu diesem Gespräch habe ich einer Kollegin ungeplant gesagt, dass ich die Zusammenarbeit mit ihr sehr schätze. Sie hat gemerkt, dass meine Worte von Herzen kommen. Oder gestern – da bin ich zusammen mit einem Country Manager eine Keynote durchgegangen. Ich habe ihm gesagt, das kannst du besser. Wertschätzung bedeutet also auch, ehrlich gegenüber den Menschen um einen herum zu sein – nur so kommt man weiter.

Erlebst du das in Amerika anders als hierzulande?

Meine Überzeugung ist: Im Kern sind unsere Kulturen nicht so unterschiedlich. Eigentlich alle, mit denen ich international oder auf EMEA-Ebene zusammengearbeitet habe, wünschen sich eine offene Kommunikation und ein offenes Miteinander.


„So unterschiedlich sind wir auf der Welt gar nicht“, sagt Dinko Eror über uns verbindende Werte. „Einer dieser Werte ist die Fähigkeit zur Kooperation.

Also so etwas wie globale Werte?

Mich hat in den letzten Jahren, bedingt durch Corona, das Thema Verantwortung unheimlich geprägt: Wie stelle ich sicher, dass mein Tun den Mitarbeitern Sicherheit gibt? Meine Verantwortung ist es, gute Arbeit zu leisten, gute Entscheidungen zu treffen. Sicherheit ist definitiv ein globaler Wert – genauso wie der Glaube an das Gute im Menschen. Ich bin zudem von der Wichtigkeit des Kompromisses überzeugt – und davon, dass Freundlichkeit weiterhilft. Wenn mich einer bittet, ob ich etwas tun kann, dann renne ich normalerweise sofort los. Wenn mir dagegen jemand „blöd“ kommt, reagiere ich mit Ablehnung.

Menschen, denen es gut geht, sollten zudem etwas zurückgeben. Ich bin privilegiert, ich hatte immer ein gutes Gehalt, ich habe eine tolle Familie, ich lebe seit über 30 Jahren in einem wunderschönen Land. Dafür bin ich sehr dankbar und gebe das auf die unterschiedlichste Art und Weise etwas zurück.

Womit wir wieder beim Thema Mindset wären …

Ja. Wer wirklich ganz oben ankommen will, wird das niemals mit einer „Ellenbogenpolitik“ erreichen. Zwar schafft man schnell die ersten Schritte, aber nach ganz oben kommt man nicht. Ich bezeichne solche Menschen gerne als „Möchtegern-Manager“. Schau dir lieber die Führungskräfte großer US-Konzerne an – Satya Nadella von Microsoft oder Matt Hicks von Red Hat: Sie haben Überzeugungen, sie nehmen die Menschen mit, sie bauen auf Unterstützung. Solche Manager brauchen wir!