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„Der Wandel gehört zu unserem Leben“

Das heißt, im Endeffekt profitiert ihr vom Netzwerkeffekt. Von der Mischung aus Wissen durch Studien, Partner, Kunden, Distributoren. Sie sagen euch im Endeffekt, was sie brauchen und ihr entwickelt die Technologien dafür. Wenn das im Großen funktioniert, würdest du einem Studierenden sagen: Leg dir jetzt ein möglichst breites Netzwerk zu an Kontakten, an Lerninteressen, an Qualitäten, an Inspirationen, um dir quasi dein Leben leichter zu machen?

Im Endeffekt ja – aber man braucht diesen Kern, eine Leidenschaft, in der man richtig gut ist. Ein junger Mensch sollte Netzwerke aufbauen, weil er dadurch neue Menschen kennenlernt, neue Ideen bekommt, neue Erkenntnisse gewinnt. Aber er sollte es nie mit der Prämisse tun, dass irgendwann jemand bei der Karriere hilft. Das funktioniert nicht. Aber ein Netzwerk aufzubauen, das diesem jungen Menschen ermöglicht, sein Know-how mit anderen zu teilen und davon zu profitieren, empfehle ich jedem.

Sinnvoll ist es auch, sich über alle möglichen Bereiche hinweg zu verknüpfen. Man weiß nie, welches Wissen einem vielleicht irgendwann mal weiterhilft oder wer andererseits von deiner Expertise profitiert. In meiner ehemaligen Firma habe ich einen Autodesigner als Verkäufer eingestellt. Alle haben mich ausgelacht – zunächst. Denn er hat uns allen eine neue Welt gezeigt. Der Austausch unterschiedlicher Sichtweisen, Erfahrungen und Kulturen bringt immer tolle Sachen hervor. Die notwendigen Kenntnisse in der IT kann man sich schnell aneignen, so kompliziert ist das in der Regel nicht.

Dann sollte man als Unternehmen mit mehreren hundert Beschäftigten solche Austauschformate vielleicht aktiv schaffen, oder?

Ja, absolut. Red Hat ist in diesem Punkt privilegiert – unsere offene Kultur lebt vom dauerhaften Austausch. Würde ich mich jetzt hinstellen und sagen, wir machen das genau so und nicht anders, würde keiner reagieren. Wenn ich aber sage: Hey Leute, ich habe eine Idee, lasst uns darüber diskutieren, dann sind alle sofort dabei. Wir tun alles dafür, dass die beste Idee gewinnt – und meistens gewinnt sie auch. Wenn nicht, ist es meine Aufgabe als Leader, alle Informationen zusammenzutragen und im Notfall eine Entscheidung zu treffen. Eine offene Kultur bedeutet nämlich nicht, dass wir alles unendlich lange diskutieren können.

Darüber hinaus führen wir zweimal im Jahr Mitarbeiter-Surveys durch, um Feedback zu sammeln. Natürlich ist das nichts, was andere Firmen nicht auch machen. Wir sehen diese Umfragen aber als Möglichkeit, Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden zu zeigen. Sie geben uns offen Feedback, was wir besser machen können. Da unsere Experten auf dem Markt extrem gefragt sind, nehmen wir jede Anregung und jede Kritik sehr ernst. Zudem bin ich ständig im Austausch mit Mitarbeitern aus allen Hierarchiestufen. Ich höre zu, was sie empfehlen, und mache meine Hausaufgabe: lernen. Die Technologie, die Prozesse, die Zusammenarbeit, die Kommunikation – daraus lerne ich persönlich und es ist die Quelle meines Erfolgs. Denn die anderen wissen vieles besser als ich.

Wir tun alles dafür, dass die beste Idee gewinnt – und meistens gewinnt sie auch.

Dinko Eror

Schöpfst du auch Inspiration, schöpfst du Kraft aus diesem Austausch?

Absolut. Ich verspüre ein großes Glück, wenn etwas, was wir entwickelt haben, dem Kunden hilft. Wenn etwa mit unserer Technologie die Themen Autonomous Driving oder Connected Car vorangetrieben werden und dieses Auto dann vor mir auf der Straße steht. Oder wenn ich ins Krankenhaus muss und weiß, dass deren Systeme mit unserer Software geschrieben wurden. Wenn unsere Technologien den Alltag der Menschen positiv beeinflussen, bin ich begeistert. Allen Entwicklungen vorausgegangen ist immer der Austausch in den unterschiedlichsten Gruppen.

Ich bin aber auch ein Mensch, der das Positive sieht. Bei mir ist das Glas halb voll und nicht halb leer. Eine positive Grundhaltung hilft im Austausch, nur so kannst du Begeisterung bei deinem Gegenüber wecken. Ich saß vor ein paar Tagen mit unseren Graduates – jungen Menschen, die gerade mit der Ausbildung fertig sind und sich bei uns entweder für Sales oder technische Services schulen lassen – zusammen. Zu denen habe ich gesagt: Ich habe nur einen Wunsch an euch. Und die sagten: Was? Meine Antwort: Wenn ich euch sage, lauft links, dann lauft ihr unbedingt nach rechts und macht euer eigenes Ding. Ihre Augen leuchteten.