Hybride Intelligenz: KI und Mensch gemeinsam
Die Zukunft gehört denen, die KI zu nutzen wissen. Und auch um die Art und Weise wissen, wie KI die Ergebnisse seiner Arbeit erzeugt, sprich Menschen, die KI erfolgreich als Werkzeug zu nutzen wissen. Wir haben uns dazu mit André Heinz von Celonis unterhalten. Das Unternehmen spielt auf Augenhöhe mit den Technologieführern im Bereich der Datenauswertung und künstlicher Intelligenz.
Die KI als „Superassistent“ – wie könnte ein KI-gestützter Arbeitsplatz z.B. des Marketingverantwortlichen oder eines Software-Entwicklers im Jahr 2030 aussehen?
Angesichts der Geschwindigkeit, mit der sich KI-Technologien entwickeln, halte ich einen Zeithorizont von fünf Jahren für eine Prognose für gewagt. Trotz allen Hypes um KI ist jedoch klar, dass diese Art der Technologie viele Arbeitsbereiche und Tätigkeitsfelder grundlegend verändert. Das fängt bei kleinen Dingen wie der intelligenten Automatisierung wiederkehrender Aufgaben an, z. B. bei der Kalenderorganisation, der Sortierung von E-Mails oder bei Reportings, und reicht bis zur Steuerung ganzer Unternehmen, ihrer Lieferketten etc.
Wenn wir uns den Arbeitsbereich eines Marketing-Verantwortlichen ansehen, erkennen wir verschiedene Einsatzmöglichkeiten für KI. Dazu gehört z. B., dass Unternehmen ihre Zielgruppen mithilfe der Technologie datenbasiert individualisiert ansprechen können. Zudem lassen sich damit schnell neue Inhalte erstellen. Aber Vorsicht: Nur, weil ich mit KI Inhalte viel schneller generieren kann, wäre es unsinnig, die Zielgruppen auch mit viel mehr E-Mails zu bombardieren!
Wenn wir uns als weiteres Beispiel das tägliche Betätigungsfeld eines Software-Entwicklers anschauen, liegt ein möglicher Einsatzbereich in der Automatisierung der Code-Entwicklung. Bereits heute steigt die Produktivität von Entwicklern durch KI drastisch, da sie von stupiden Routinetätigkeiten entlastet werden.
Vieles wird zudem auf hybride Intelligenz hinauslaufen, also auf das Zusammenspiel von menschlicher und künstlicher Intelligenz. Die KI kann Menschen in vielen Bereichen enorm unterstützen, aber die menschliche Intelligenz bleibt weiterhin gefragt, insbesondere bei komplexen Themen. KI macht vieles einfacher und schneller, aber sie ist kein Allheilmittel. Und schließlich ist bei allen Chancen eine gesunde Skepsis gegenüber den mit KI ermittelten Ergebnissen immer hilfreich, denn Halluzinationen – also überzeugend formulierte Ergebnisse, die aber objektiv betrachtet falsch sind – sind speziell in geschäftskritischen Bereichen inakzeptabel.
Welche Ihrer Beispiele werden wohl am schnellsten Einzug halten?
Viele der beschriebenen Anwendungsbeispiele werden in der Realität gerade schon getestet oder wurden bereits eingeführt, z. B. nutzen viele Entwickler KI-Tools bei der Software-Entwicklung („Companion Coding“). Auch bei der Generierung von Texten und Bildern sowie bei der Erledigung repetitiver Aufgaben kommen an vielen Stellen schon KI-gestützte Tools zum Einsatz. Vieles davon geschieht aber „unsichtbar“ im Hintergrund, sodass für Außenstehende gar nicht ersichtlich ist, dass KI im Spiel war.
Aktuell hat man das Gefühl, dass im Monatstakt neue Umbrüche folgen – die Geschwindigkeit ist aktuell sehr hoch. Wie behält man als junger Mensch da die Orientierung? Welche Entwicklungen sind wirkliche Treiber?
Ganz wichtig ist es, neugierig zu sein und sich mit der Thematik zu befassen, z. B. indem man Tools wie Chat GPT ausprobiert und sich damit auseinandersetzt. Es geht darum, ein grundlegendes Verständnis dafür zu entwickeln. Dies gilt prinzipiell für alle Altersgruppen. Der bereits stattfindende Wandel durch KI wird kontinuierlich Veränderungen mit sich bringen, was auch entsprechende Anforderungen an Unternehmen und Führungskräfte zur Folge hat: Faktisch bedeutet dies, dass sich Firmen in einem dauerhaften Change-Management-Prozess befinden, bei dem sie ihre Mitarbeitenden einbinden und mitnehmen müssen. Doch auch die Anforderungen an die Beschäftigten verändern sich, denn der erfolgreiche KI-Einsatz erfordert eine Bereitschaft, zu lernen und sich weiterzuentwickeln.
Eine Schlussfolgerung könnte sein, dass gerade junge Menschen „KI-Kompetenzen“ aufbauen müssen – unabhängig vom gewählten Beruf. Wie geht man da am besten vor?
Wie bereits beschrieben, kommt es darauf an, sich für das Thema zu öffnen und sich aktiv damit zu beschäftigen. Die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen ist für alle Altersgruppen entscheidend. Hilfreich ist dabei, dass viele Tools und Inhalte kostenlos zur Verfügung stehen. Da gibt es online viele Angebote – so z. B. auch die Celonis Academy für Process Mining. Auch Praktika und Werkstudentenstellen bieten eine hervorragende Gelegenheit, neue Skills aufzubauen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.
Was würden Sie aktuell Ihrem jüngeren Ich raten?
Sei neugierig, trau Dich, Dinge auszuprobieren und scheue Dich nicht, Fragen zu stellen.
About
André Heinz ist seit 2020 Chief People and Culture Officer bei Celonis. Dort berichtet er direkt an Bastian Nominacher, einen der drei Mitgründer des Unternehmens. Als Teil des Senior Leadership Teams ist er verantwortlich für die Recruitierung und Entwicklung von Spitzentalenten für Celonis. Eine entscheidende Rolle spielt Heinz außerdem bei der Umsetzung und Entwicklung des „Celonis Way“. Seine Aufgabe ist es, angesichts des rasanten Wachstums von Celonis die besondere Unternehmenskultur zu erhalten und zugleich weiterzuentwickeln.