Wer nicht fragt, verändert nichts
Den Sinn hinter den vielen Nachhaltigkeitsverordnungen verstehen
Mit dem Green Deal der EU, dem Lieferkettengesetz, der erweiterten Berichtspflicht nach CSRD und dem European Sustainability Reporting Standard ESRS sollen die Rahmenbedingungen für Unternehmen so geändert werden, dass ökologische und soziale Verantwortung einen Platz im Denken und Handeln des obersten Managements findet. Ergänzend soll durch die aktuell diskutierte EU Green Claims Directive Greenwashing unterbunden, und den Unternehmen aufgezeigt werden, wie man die eigene Nachhaltigkeit künftig klar, transparent und rechtssicher kommuniziert. Nachhaltigkeitsaussagen müssen eindeutig, nachvollziehbar und durch wissenschaftlichen Nachweis belegt sein. Wenn z.B. auf einer Plastikflasche steht „100 % aus Recyclingmaterial“, dann muss definiert sein: Flaschenkörper? Deckel? Etikett? Bei Schokolade „aus fairer Produktion“: Wo produziert? Was heißt „fair“ konkret? Wie wird das geprüft?
Ein guter Anfang. Aber denken wir mal weiter …
Ein Versprechen auf vielen Waschmitteln lautet „100 % ökologisch abbaubar“. Es suggeriert mir, alle Inhaltstoffe seien natürlich, oder zumindest habe die Umwelt nach dem Gebrauch kein Problem. Damit ist das Gewissen zufrieden. Fragen wir uns aber mal, was „100 % ökologisch abbaubar“ eigentlich bedeutet: Das Waschmittel aus unserer Waschmaschine wird mit abgepumpt und fließt … ja, wohin? Vor unserem geistigen Auge sehen wir nicht das Klärwerk, sondern den Bach oder Fluss, in den das Waschmaschinenwasser klar und rein hineingluckert. Eigentlich müssten wir uns doch fragen, unter welchen Voraussetzungen ist das Waschmittel denn „100 % ökologisch abbaubar“? Braucht es eine gewisse Temperatur, und wie lange dauert es eigentlich, bis „100 % ökologisch abgebaut“ sind? Geschieht dies schon in der Waschmaschine oder erst nach 10 Jahren in Flüssen und Meeren? Während Flora und Fauna dort darunter leiden?
Fragen und der Wille zur Veränderung
Der Appell lautet: Wir müssen mehr hinterfragen. Werbeaussagen. Unser eigenes Handeln – sowohl als Konsument als auch als Unternehmen. Nach den Auswirkungen fragen, statt zu sagen „wird schon passen“. Veränderung nicht scheuen, sondern als Chance sehen. Ein Schlüssel für echte Nachhaltigkeitsaktivitäten und verantwortungsvolles Handeln von Unternehmen sind die Fragen der jeweiligen Stakeholder, also beispielsweise der Kunden. Helfen wir den Wirtschaftsakteuren beim Wandel, in dem wir deren Tun immer wieder hinterfragen. Die Politik schafft die Rahmenbedingungen, aber der Mensch muss handeln.
Das geht auch, in dem nicht jeder für sich das Rad neu erfindet. Sondern Kooperationen eingeht. Und gerade beim Thema Nachhaltigkeit die Personen fragt, die sich damit auskennen. Ich berate seit vielen Jahren Unternehmen zu Nachhaltigkeit im Unternehmen und insbesondere zu Green Marketing statt Green Washing. Womit wir wieder beim Thema „Fragen“ wären…
Über den Autor
Magnus Hetz ist Gründer und Geschäftsführer der nachhaltigen Marketingagentur media4nature. Nachhaltigkeit prägte ihn als Sohn einer Bioladnerin schon von Kindesbeinen. Den beruflichen Einstieg begann er als Banker – jedoch war schon damals ein großes Interesse für Marketing vorhanden. Also lag es nahe, alle drei Themen zu vereinen. So gründete er 2007 seine auf Green Marketing, Strategie und Nachhaltigkeitsberatung ausgerichtete Marketingagentur in Nürnberg. Schwerpunkt von media4nature ist die CSR- und Marketingberatung.