Employer Branding zum Anfassen:„IT-Ersthelfende“ machen Schule in der Wirtschaft
In vielen Unternehmen laufen Employer Branding und gesellschaftliches Engagement noch getrennt voneinander. Dabei kann die Verbindung beider Bereiche zu einem echten Erfolgsmodell werden – für das Unternehmen selbst und für die Gesellschaft. Simone Stein-Lücke, Gründerin und Geschäftsführerin des Social-Impact-Unternehmens BG3000, erklärt im Interview, wie das Projekt „IT-Ersthelfende“ beide Welten erfolgreich vereint.
Frau Stein-Lücke, wenn Sie an die vielen Möglichkeiten denken, die Jugendliche heute haben: Wo finden diese Jugendlichen eigentlich berufliche Orientierung?
Gerade in einer Zeit, in der Informationen im Überfluss verfügbar sind, haben viele Jugendliche Schwierigkeiten, sich auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zurechtzufinden. Sie stoßen zwar überall auf Jobportale und Social-Media-Angebote, doch der persönliche Einblick in Berufe oder Unternehmen fehlt oft. Das führt bei vielen dazu, dass sie sich bei ihrer Berufswahl eher von Zufällen leiten lassen, statt zielgerichtet herauszufinden, was wirklich zu ihnen passt.
Welche Rolle sollte die Schule dabei spielen?
Meiner Meinung nach könnte die Schule viel stärker praxisnahe Einblicke in verschiedene Berufsfelder bieten. Theoretisch sprechen Lehrkräfte im Unterricht schon über berufliche Zukunftswege. Aber ohne die enge Verzahnung mit der Wirtschaft bleibt das oft abstrakt. Die Schule kann jedoch wichtige Grundlagen schaffen: zum Beispiel indem sie Lerninhalte stärker mit realen Herausforderungen und Projekten verknüpft.
Inwiefern setzt Ihr Ansatz hier an dieser Lücke an?
Mit unseren „IT-Ersthelfenden“-Bootcamps holen wir Unternehmen und Schulen an einen Tisch. Wir zeigen Jugendlichen konkret, wie IT in der Praxis funktioniert und welche spannenden Perspektiven dahinterstecken – von technischen Herausforderungen bis zu kreativen Aufgaben. So schließen wir die Lücke zwischen Theorie und Praxis. Die Jugendlichen erfahren unmittelbar, wie vielfältig die IT-Branche ist und wie schnell sie selbst Neues lernen können.

Wie bringen Sie die Unternehmen und Schülerinnen und Schüler zusammen?
Wir organisieren die Bootcamps direkt an Schulen oder in Unternehmen, je nachdem, was am besten passt. Teilnehmende Unternehmen können ihre eigenen Mitarbeitenden einbinden oder auf unsere Trainer:innen setzen. Wichtig ist uns, dass die Schülerinnen und Schüler echte Einblicke bekommen und sich gut aufgehoben fühlen. Gleichzeitig haben die Unternehmen die Chance, frühzeitig mit potenziellen Nachwuchskräften in Kontakt zu kommen. Das ist Employer Branding zum Anfassen.
Was erleben Sie in den Camps? Wie kommen diese bei den Schülern an?
Die Stimmung ist immer sehr lebendig und motivierend. Die Jugendlichen schrauben zum Beispiel Laptops auf, lernen Problemlösungen für Hard- und Software kennen oder probieren erste Programmcodes aus. Schnell merken sie: „IT kann richtig Spaß machen – und ich kann das!“ Dass sie am Ende als „IT-Ersthelfende“ ihre Schule im Bereich Digitalisierung unterstützen, gibt ihnen zusätzliches Selbstvertrauen. Wir haben von vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gehört, dass sie das Camp als persönlichen Wendepunkt empfinden – hin zu mehr Interesse an MINT-Fächern und einem klareren Berufsziel.
Was macht „IT-Ersthelfende“ denn nun so besonders?
„IT-Ersthelfende“ verbindet die digitale Ausbildung junger Menschen mit den Zielen von Unternehmen, die ihr Employer Branding stärken möchten. In dreitägigen Bootcamps lernen Schülerinnen und Schüler, wie sie Hard- und Softwareprobleme eigenständig lösen – und entdecken gleichzeitig, wie spannend und vielseitig IT-Berufe sind. Danach gehen sie als „IT-Ersthelfende“ an ihre Schulen zurück und unterstützen Mitschüler:innen sowie Lehrkräfte bei digitalen Herausforderungen. So entsteht ein Mehrwert für die Jugendlichen, für die Schulen und natürlich für die engagierten Unternehmen.
Wie profitieren Unternehmen konkret davon, wenn sie sich an „IT-Ersthelfende“ beteiligen?
Unternehmen positionieren sich als innovativ und verantwortlich handelnd. Sie erhalten direkten Zugang zu potenziellen Nachwuchskräften, die bereits erste Praxiserfahrungen in der IT gesammelt haben und motiviert sind, weiterzulernen. Das ist Employer Branding mit echtem Mehrwert, weil die Jugendlichen das Unternehmen aktiv erleben und nicht nur über Anzeigen oder Social Media wahrnehmen.
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?
Ein gutes Beispiel ist unser Partner EnBW in Baden-Württemberg. Dort haben wir in sechs Bootcamps alle Teilnehmenden mit der EnBW-App zur Berufsorientierung vertraut gemacht – gescannt haben sie die App alle, und rund 50 Prozent sind später privat nochmals zurückgekehrt, um sich ausführlicher über Ausbildungsmöglichkeiten oder ein duales Studium zu informieren. So schafft das IT-Ersthelfenden Camp Interesse und weckt gleichzeitig echtes Vertrauen in die Marke EnBW.
Inwiefern ist euch die Förderung von Mädchen wichtig?
Mädchen sind in MINT-Fächern noch immer unterrepräsentiert. Gerade deshalb legen wir im Projekt IT-Ersthelfende großen Wert darauf, sie für IT und Technik zu begeistern. Wenn sie früh positive Erfahrungen machen und Erfolgserlebnisse haben, steigt die Wahrscheinlichkeit enorm, dass sie sich für einen MINT-Beruf entscheiden. Damit tun wir nicht nur etwas für die Gleichstellung, sondern begegnen auch dem Fachkräftemangel in der IT-Branche.
Wie können sich interessierte Unternehmen einbringen?
Wir stimmen die Zusammenarbeit individuell ab – von den Orten, an denen Camps stattfinden, über die Programminhalte bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit. Unternehmen können sich an beliebig vielen Standorten beteiligen, ihre eigenen Mitarbeitenden einbringen oder auf unsere Trainerinnen und Trainer setzen. Wichtig ist, dass wir gemeinsam ein authentisches Umfeld schaffen, in dem die Jugendlichen lernen und sich wohlfühlen.
Was ist Ihre Botschaft an Firmen, die überlegen, sich zu engagieren?
Employer Branding und gesellschaftliches Engagement sind ein starkes Duo. Wenn beide Hand in Hand gehen, entsteht ein echter Mehrwert für alle Seiten. IT-Ersthelfende zeigt, wie das gelingen kann. Wer sich dafür interessiert, kann sich jederzeit bei BG3000 melden. Denn die IT-Ersthelfenden von heute sind die IT-Fachkräfte von morgen.