Ausbildung oder Studium: Ein kleiner Vergleich
Mittlerweile gilt das deutsche Schulsystem als durchlässiger als je zuvor. Auch am Ende einer Ausbildung kann das Studium an einer Fachhochschule erfolgen. Doch noch immer ist die Entscheidung zwischen Studium und Ausbildung auch gleichzeitig eine Entscheidung über die weitere berufliche Entwicklung.
Beide Optionen haben ihre Berechtigung. Entscheidend ist, was ihr erreichen wollt. Sich darüber im Klaren zu werden, ist schwer genug. Die Entscheidung zwischen einer beruflichen Ausbildung und einem Studium ist eine der bedeutendsten Weichenstellungen im Leben junger Menschen. Generation Y und Generation Z stehen vor der Herausforderung, die beste Bildungsform für ihre individuellen Bedürfnisse und Karriereziele zu wählen. Beide Optionen bieten einzigartige Vor- und Nachteile, die im Folgenden beleuchtet werden.
Was spricht für eine Ausbildung?
- Praxisnähe: Ein großer Vorteil der Ausbildung ist die unmittelbare Praxiserfahrung. Azubis arbeiten von Anfang an in ihrem gewählten Berufsfeld und sammeln wertvolle, praktische Erfahrungen, die ihnen den direkten Berufseinstieg erleichtern.
- Früher Verdienst: Azubis verdienen bereits während ihrer Ausbildung Geld, was besonders für diejenigen attraktiv ist, die früh finanziell unabhängig sein möchten. Das Ausbildungsgehalt bietet eine finanzielle Grundlage, die es ermöglicht, schneller eigene Projekte oder einen eigenen Haushalt zu finanzieren.
- Schneller Berufseinstieg: Die Ausbildungszeit ist in der Regel kürzer als ein Studium. Dies ermöglicht einen schnelleren Einstieg ins Berufsleben und die Möglichkeit, frühzeitig berufliche Erfahrungen zu sammeln und Karrierechancen zu nutzen.
- Klare Karrierewege: Viele Ausbildungsberufe bieten klare und strukturierte Karrierewege. Weiterbildungen und Meisterkurse können zudem weitere Aufstiegsmöglichkeiten bieten, ohne dass ein Studium notwendig ist.
Wo können Karrierehindernisse entstehen?
- Begrenzte Weiterbildungsmöglichkeiten: Trotz vorhandener Weiterbildungsoptionen sind die Karrierewege oft begrenzter als bei akademischen Abschlüssen. Höhere Führungspositionen sind häufig Absolventen mit Hochschulabschlüssen vorbehalten.
- Geringere Einstiegsgehälter: In vielen Branchen sind die Einstiegsgehälter für Auszubildende niedriger als für Hochschulabsolventen. Dies kann langfristig zu geringeren Einkommensmöglichkeiten führen.
- Spezialisierung: Eine Ausbildung führt oft zu einer frühen Spezialisierung, die es schwieriger machen kann, später den Beruf zu wechseln oder sich in andere Bereiche weiterzuentwickeln.
Was spricht für ein Studium?
- Breite Wissensbasis: Ein Studium bietet eine umfassende theoretische Ausbildung und vermittelt breites Wissen sowie kritische Denkfähigkeiten, die in vielen Berufsfeldern wertvoll sind.
- Bessere Verdienstmöglichkeiten: Akademische Abschlüsse führen in der Regel zu höheren Einstiegsgehältern und besseren langfristigen Einkommensperspektiven. Dies gilt insbesondere für Berufe in den Bereichen Medizin, Ingenieurwesen und Wirtschaft.
- Flexibilität und Karriereoptionen: Ein Studium eröffnet eine Vielzahl von Karrieremöglichkeiten und bietet die Flexibilität, in verschiedenen Branchen und Funktionen zu arbeiten. Akademische Abschlüsse sind oft Voraussetzung für höhere Führungspositionen und spezialisierte Fachbereiche.
- Akademische Weiterentwicklung: Ein Studium bietet die Möglichkeit zur weiteren akademischen Qualifikation, wie z.B. einem Master oder einer Promotion, die zusätzliche Karrierewege und Spezialisierungen ermöglichen.
Wo liegen die Hindernisse beim Studium?
- Hohe Kosten und Verschuldung: Studiengebühren, Lebenshaltungskosten und der Verzicht auf ein regelmäßiges Einkommen können zu erheblicher finanzieller Belastung und Schulden führen. Dies ist besonders relevant in Ländern mit hohen Studiengebühren.
- Theoretische Ausrichtung: Die theoretische Ausrichtung vieler Studiengänge kann zu einer Lücke zwischen akademischem Wissen und praktischen Anforderungen im Berufsleben führen. Absolventen müssen oft zusätzliche Praktika oder Traineeprogramme absolvieren, um praktische Erfahrungen zu sammeln.
- Längere Ausbildungszeit: Ein Studium dauert in der Regel länger als eine Ausbildung. Dies verzögert den Einstieg ins Berufsleben und die Möglichkeit, berufliche Erfahrungen zu sammeln und Karriere aufzubauen.
Nochmal: Individuelle Ziele gehen vor
Die Wahl zwischen Ausbildung und Studium hängt stark von den individuellen Zielen, Interessen und Lebensumständen ab. Eine Ausbildung bietet einen schnellen Einstieg ins Berufsleben und frühe finanzielle Unabhängigkeit, während ein Studium breitere Karriereoptionen und bessere langfristige Verdienstmöglichkeiten bietet. Das setzt allerdings voraus, dass das Studium zur eigenen, angestrebten Karrierewelt passt. Beispielsweise wird ein Philosophiestudium keine Führungsposition im Management eines Finanzkonzerns ermöglichen. Wenn, dann nur auf Umwegen über weitere Ausbildungen. Junge Menschen sollten ihre Entscheidung sorgfältig abwägen und dabei sowohl ihre kurz- als auch langfristigen Ziele berücksichtigen.
Praktika geben Orientierung: Nutzt die Möglichkeiten
Ihr habt immer die Chance, Praktika zu absolvieren. Neben den Pflichtpraktika in der Schule auch noch z.B. nach dem Abitur, während der Ferien oder neben der Schule. Es gibt keine bessere Möglichkeit, herauszufinden, was einem Spaß macht. Der Vorteil ist, sich nicht langfristig festlegen zu müssen. Mitunter sind sie sogar bezahlt. Praktika ermöglichen es zudem, wertvolle Kontakte in der Arbeitswelt zu knüpfen und potenzielle Arbeitgeber kennenzulernen, was sowohl für den späteren Berufseinstieg als auch für die Wahl der passenden Ausbildungs- oder Studienrichtung von Vorteil ist.
Bildquelle / Lizenz Aufmacher: Foto von Önder Örtel auf Unsplash