„Wir müssen das Thema KI entmystifizieren“
Künstliche Intelligenz ist wie jede Technologie: ein Werkzeug. Das gilt es, im Hinterkopf zu haben. Wir müssen Künstliche Intelligenz als wirkmächtiges Werkzeug verstehen – nicht als Magie. Oder wie Ute Riester, Sr. Manager Field Product Management bei Dell Technologies, sagt: KI gehört entmystifiziert.
Frau Riester, Sie beschäftigen sich mit den Trends und den Skills der Arbeitswelt von morgen. Welche Trends sind zu erwarten und welche Skills sollten Berufstätige in Zukunft beherrschen? Was würden Sie Berufseinsteigern raten?
Nichts ist so sicher wie der Wandel, das gilt auch für die Arbeitswelt. In Zukunft werden uns zum Beispiel immer mehr neue und intelligente Technologien begleiten. Und diese setzen natürlich ein entsprechendes Verständnis für den sach- und fachgerechten Umgang voraus. Darüber hinaus müssen wir lernen, stets kritisch zu bleiben, die mit technologischer Unterstützung erzielten Ergebnisse richtig zu lesen und zu bewerten und ihnen keinesfalls blind zu vertrauen. So gut und verblüffend akkurat digitale Helfer – wie beispielsweise KI-Assistenten – auch sein mögen, auf absehbare Zeit werden wir sie und deren Ergebnisse immer auch kritisch hinterfragen müssen.
Hinzu kommen natürlich traditionelle zwischenmenschliche Fähigkeiten, die immer wichtiger werden. Kommunikation, Empathie, Teamfähigkeit und soziale Kompetenz sind gerade in einer Welt, in der sich Kulturen, Fachbereiche und Betrachtungsweisen vermischen, unverzichtbar. Diese positive Entwicklung bietet mehr Chancen für alle, macht es aber auch notwendig, Konfliktmanagement zu beherrschen. Ein Schlüsselaspekt, den Berufstätige heute in einem sich ständig verändernden Umfeld verinnerlichen müssen, ist daher ganz klar die Flexibilität und die Fähigkeit, sich an neue Gegebenheiten und Anforderungen anzupassen. Nur wer in der Lage ist, sich auf neue Themen einzulassen und Schwierigkeiten zu überwinden, wer neugierig ist und auch mal unkonventionelle Wege geht, wird erfolgreich sein.
Nach Zukunftsforscher Stefan Tewes sind wir auf dem Weg zur technosozialen Arbeitswelt. Technologie und soziale Kompetenzen werden in diesem Konzept vereint. Was glauben Sie, wie Technologie die Arbeitswelt in den kommenden fünf Jahren verändert?
Wie schon gesagt: Neue Technologien werden uns enorm viele Möglichkeiten eröffnen, doch der richtige und konstruktive Umgang damit wird darüber entscheiden, ob sie auch positive Ergebnisse bringen. Ich vergleiche das gerne mit einem Hammer. Ich kann ihn im Baumarkt kaufen und er hilft mir, ein Bauprojekt fertigzustellen – oder ich kann ihn zweckentfremden und damit großen Schaden anrichten. Ähnlich verhält es sich mit der Technologie. Auch mit ihr kann ich großartige Ergebnisse erzielen oder sie als Werkzeug benutzen, um Unfug damit zu treiben. Gerade deshalb ist die soziale Komponente so wichtig. Viele Entscheidungen, die wir treffen, werden durch soziale Aspekte und empathische Faktoren beeinflusst. Erst die Verbindung von menschlicher und sozialer Kompetenz, gepaart mit sachlichen, technologiegestützten Informationen, führt zu einer ganzheitlichen Sichtweise. So sind wir in der Lage, Entscheidungen zu fällen, neue und bessere Wege zu gehen oder Dinge zum Besseren zu verändern.
Aktuell führt an Skills für KI kein Weg vorbei. Mitarbeitende müssen diese Werkzeuge beherrschen lernen. Wie nähert man sich dem notwendigen Wissen am besten? Welche Tools machen Mitarbeitenden in Zukunft die Arbeit einfacher?
Die kurze Antwort lautet: entmystifizieren, Lernangebote bereitstellen, offen diskutieren und bewährte Methoden für deren Einsatz etablieren.
Für mich ist der erste Schritt, das große Buzzword „KI“ zu entmystifizieren. Schließlich nutzen wir fast alle bereits künstliche Intelligenz in irgendeiner Form, wenn auch oft unbewusst. Wenn wir uns dem Thema in kleinen Schritten nähern, verliert es schnell seinen Schrecken, und Unklarheiten werden rasch beseitigt. Da KI immer wichtiger wird, müssen wir den Mitarbeitenden den sprichwörtlichen Elefanten im Raum zeigen und offen ansprechen, welche Chancen und Risiken sie mit sich bringt. Oft wird befürchtet, dass KI-Assistenten Mitarbeitende ersetzen, das ist jedoch nicht die Frage – entscheidend ist, dass KI einen Umbruch in der Art und Weise, wie wir in Zukunft arbeiten werden, auslöst. Für die Mitarbeitenden eröffnen sich so ganz neue Aufgabenbereiche. Intelligente Tools unterstützen uns dabei, schnelle Ergebnisse zu erzielen und zeitkritische oder zeitintensive Aufgaben schneller und fehlerfreier zu erledigen. Nur ein Beispiel: Eine Zusammenfassung des letzten Meetings in wenigen Sekunden? Reduziert auf die fünf wichtigsten Punkte? Genau das kann KI leisten, und das meine ich mit Assistenz. Aber auch hierbei kommt es auf den richtigen und sinnvollen Einsatz an, den Unternehmen ihren Teams in Schulungen und praktischen Lerneinheiten vermitteln müssen. Denn letztlich müssen die Mitarbeitenden selbst entscheiden können, was ihnen die Arbeit erleichtert und wie sie in ihrem Bereich, mit ihren Kompetenzen und ihrer Arbeitsweise am besten davon profitieren.
In vielen Unternehmen arbeiten drei Generationen mit ihren jeweils eigenen Wertvorstellungen und gelernten Arbeitsweisen. Kann Technologie so etwas wie ein Kommunikationsmittler zwischen den Generationen werden?
Ich glaube, dass unterschiedliche Charaktere und Hintergründe eher eine Chance als ein Risiko darstellen. Was wir bei Dell Technologies wirklich sehen ist, dass die gemeinsame Leidenschaft für ein Ziel oder ein Thema uns alle verbindet. Sie lässt uns an- und miteinander wachsen, wie es auch bei gemeinsamen Herausforderungen oft der Fall ist. Die technologischen Innovationen, die uns jetzt und auch in Zukunft noch erwarten, sind für uns alle ja gleichermaßen neu und aufregend. Ich bin deshalb überzeugt, dass sie uns einander näherbringen und verbinden werden. Technologie und soziale Kompetenz werden als integrative Kraft immer mehr zusammenwachsen – und damit auch die Kompetenzen und Schwerpunkte der verschiedenen Generationen von Mitarbeitenden.
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