New Work ist keine Modeerscheinung

Aber was ist es dann?
Der Versuch einer Annäherung

In einer Ära, in der traditionelle Arbeitsmodelle und -strukturen zunehmend auf den Prüfstand gestellt werden, ist der Begriff „New Work“ in aller Munde. Doch was verbirgt sich wirklich hinter diesem Schlagwort? Wieso werfen mehr und mehr Unternehmen mit dem Begriff um sich? Lässt es sich einfach als Synonym für die Einführung von Remote Work und flexiblen Arbeitsbedingungen verwenden? Die Antwort ist ein klares Nein. New Work ist so viel mehr als das und hat das Potenzial, die gesamte Arbeitswelt zu revolutionieren – wenn Unternehmen das Potenzial tatsächlich ernst nehmen.

Die Grundidee von New Work ist, dass Arbeit nicht länger bloß ein Mittel zum Lebensunterhalt ist, sondern eine Quelle persönlicher Erfüllung und Zufriedenheit sein sollte. Es geht darum, wie wir mitein­ander umgehen und wie wir unsere Arbeitsumgebung gestalten, um die Produktivität und das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen zu fördern.

„Business as usual? Weg damit“

Studien belegen immer wieder, dass Menschen am produktivsten sind, wenn sie sich an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen. Es mag absurd erscheinen, dass es wissenschaftliche Untersuchungen braucht, um diese Binsenweisheit zu belegen, dennoch haben sie einen wichtigen Punkt verdeutlicht: Die Arbeitswelt muss sich ändern, um den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden.

In dieser Hinsicht lassen sich die sogenannten „Back to Office“ Ini­tiativen großer Tech-Konzerne tatsächlich kritisch betrachten. Anstatt den Mitarbeitenden mehr Flexibilität und Freiheit zu bieten, ziehen sie es vor, zum traditionellen Büroalltag zurückzukehren. Ihr Grund dafür: Viele Unternehmen haben während der pandemiebedingten Homeoffice-Ära tatsächlich Einbußen bei der Produktivität ihrer Remote-Mitarbeiter:innen erlebt. Doch hier liegt oft ein Missverständnis vor: Produktivitätspro­bleme resultieren nicht zwangsläufig aus dem Arbeiten im Homeoffice selbst. Sie entstehen vielmehr aus der falschen Annahme, dass man „business as usual“ im Homeoffice betreiben kann, ohne gleichzeitig die Kommunikationsstrukturen, die internen Prozesse und das Zeitmanagement an die neuen Arbeitsbedingungen anzupassen.

Um erfolgreich mit Remote-Mitarbeiter:innen und unterschiedlichen Arbeitsmodellen zu arbeiten, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Belegschaft lernt, online genauso effizient zu kommunizieren, wie sie es zuvor im Büro getan hat. Dies erfordert nicht nur eine geeignete technische Infrastruktur, sondern auch das Vorhandensein von technischen Fähigkeiten und die Bereitschaft, diese anzuwenden. Darüber hinaus müssen das Office Management, die Art der Team­führung und auch die Teambuilding-Maßnahmen des Unternehmens an die veränderten Umstände angepasst werden. Bei der Umsetzung des New-Work-Konzepts geht es also  immer um eine umfassende Veränderung von Strukturen.

Vertrauen ist der Schlüssel zu erfolgreichem New Work

Wettbewerb & New Work

Die Arbeitswelt hat sich gewandelt. Heutzutage stehen Unternehmen stetig im Wettbewerb um talentierte Fachkräfte. Vorteile haben hier besonders moderne Formen der Unternehmensstruktur: Agile oder holokratische Organisationsformen sind flexibel, anpassungsfähig und können schneller auf Veränderungen reagieren. Doch eins ist entscheidend: Sie funktionieren nur, wenn Vertrauen die Grundlage bildet.

Vertrauen ist der Schlüssel zu erfolgreichem New Work. Es entsteht nicht von selbst, sondern durch die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren und partizipieren. Mitarbeitende sollten sich gehört und wertgeschätzt fühlen. Ihre Meinungen und Ideen sollten ernst genommen werden, unabhängig von Hierarchien. In agilen Organisationen gibt es oft flache Hierarchien, was bedeutet, dass Entscheidungsbefugnisse auf viele Schultern verteilt sind. Holokratische Unternehmen gehen sogar noch einen Schritt weiter und setzen auf selbstorganisierte Teams ohne klassische Führungspersonen. Diese Modelle erfordern ein hohes Maß an Vertrauen in die Fähigkeiten und das Engagement der Mitarbeitenden.

Aber egal, wie weit Unternehmen hier gehen und welche Form von New-Work-Konzepten sie wie umset­zen: Ganz ohne eine Veränderung wird es auf dem heutigen Arbeits­markt nicht mehr gehen. Entscheidend ist es für ange­hende Berufseinsteiger:innen, dass sie verstehen, wie wichtig es für die Zufriedenheit im späteren Job ist, wenn sie vom eigenen Unternehmen wertgeschätzt und gefördert werden. Arbeitgeber:innen auf der anderen Seite sollten sehen: Unternehmen, die sich diesen Prinzipien verschreiben, sind wettbewerbs­fähiger und attraktiver für talentierte Arbeitskräfte. Es ist an der Zeit, traditionelle Vorstellungen von Arbeit hinter sich zu lassen und sich auf eine neue Ära der Arbeitswelt einzulassen, in der der Mensch im Mittelpunkt steht und Vertrauen die treibende Kraft ist.