Den Impact auf die Gesellschaft, Natur und Ökonomie nutzen. Hier findest Du Unternehmen, Persönlichkeiten und Tools, die das ermöglichen.

Unternehmertum: „Man beginnt auf einem leeren Blatt Papier“

Ein persönlicher Wendepunkt im Leben, die Unzufriedenheit im Angestelltenverhältnis und eine gute Geschäftsidee haben Julius Grennigloh dazu bewogen, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Erfahrung damit hatte er keine – aber viel Entschlossenheit und Durchhaltevermögen. Hier erzählt er von seinem Einstieg ins Unternehmertum und den vielen Emotionen die in so einer Gründungsphase auftauchen.

Krisenzeiten sind Gründungszeiten – das bestätigt sich aktuell auch in Deutschland: Die Anzahl an neu gegründeten Startups ist im vergangenen Jahr trotz anhaltender Krisenstimmung wieder leicht angestiegen. Die Hotspots sind weiterhin Großstädte, vor allem Berlin und München, sowie forschungsnahe Standorte. Es boomen insbesondere die Branchen Software, Medizin und Food. Das zeigt der Deutsche Startup Monitor 2024 des Startup Verbandes. Auch für viele junge Menschen ist es vorstellbar, sich selbstständig zu machen beziehungsweise ein eigenes Unternehmen zu gründen. Laut des Global Entrepreneurship Monitors 2023 der Bertelsmann Stiftung ist fast jeder Zweite daran interessiert, Männer eher als Frauen. Allerdings gehen deutlich weniger von ihnen tatsächlich den Schritt. Viele sind unsicher, haben kein Zutrauen in die eigenen Kompetenzen, zweifeln am nötigen Wissen und scheuen den mit der Gründung einhergehenden Stress.

Wie lassen sich diese Hürden überwinden? Unternehmerisches Denken und Handeln werden selten in die Wiege gelegt und Deutschland ist nicht gerade für eine gründungsfreundliche Kultur bekannt. Verwaltungsprozesse und Bewerbungsverfahren für Förderprogramme dauern in der Regel deutlich länger als im Ausland; während das Verfahren vom Beginn bis zum Eintrag einer Gesellschaft in Estland oft in weniger als einer halben Stunde erledigt ist, muss man in Deutschland bis zu vier Wochen einplanen. Neben einem positiven Bild vom Unternehmertum und dem leichteren Zugang zu Ressourcen, braucht es also viel Mut und Selbstbewusstsein.

Wichtig ist das Zeit- und Selbstmanagement: Am Anfang sitzt man oft bis Mitternacht am Schreibtisch und kann vorm Schlafengehen schlecht abschalten – das zerrt an den Nerven. So musste auch ich lernen, mich selbst gut zu strukturieren und Aufgaben zu priorisieren.

Aus dem eigenen Bedarf heraus zur Gründungsidee finden

Meine Gründungsidee ist aus dem eigenen Bedarf heraus entstanden. 2018 habe ich die Diagnose Diabetes-Typ-1 erhalten. Ich hatte mich länger schlapp gefühlt, ungewöhnlich viel Durst, und mir daraufhin Blut abnehmen lassen. Als wäre die chronische Erkrankung selbst nicht schon Schock genug, kam sie zum ungünstigsten Zeitpunkt – parallel zum Einstieg in
einen neuen Job. Das Onboarding ging einher mit Blutzucker messen, Kohlenhydrate zählen und Insulin spritzen. Was mich dabei am meisten gestört hat: Essen, ohne Appetit zu haben, und zu jeder Tages- und Nachtzeit der Griff zu schnell wirkenden, aber ungesunden, zuckerhaltigen Lebensmitteln. Der Suchtmechanismus des Zuckers, maßgeblich hervorgerufen durch den süßen Geschmack und seine Wirkung auf das körpereigene Belohnungssystem, hat dazu geführt, dass auch ich, der vorher fast nie Süßigkeiten gegessen hat, anfing zwischendurch immer wieder zu naschen – auch ohne Unterzucker.
Sowas wird schnell zur Gewohnheit. So kam ich auf die Gründungsidee: die Entwicklung eines Dextroseprodukts, das keinen klebrig-süßen Geschmack im Mund erzeugt, nicht die Zähne angreift und gleichzeitig vom Körper rasch verwertet wird – eine Marktlücke.

Der Weg von der Idee bis zur Umsetzung und schlussendlich dem Dasein im Unternehmertum war steinig. Vom ersten Prototypen über die Patentanmeldung bis hin zum Verkaufsstart lief vieles am Ende ganz anders ab als gedacht. Ich startete das Projekt neben meinem Vollzeitjob, ohne jegliche Erfahrung im Gründen. Zugute kamen mir betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Berufserfahrung in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und Finanzen. Trotzdem ist der Schritt etwas Eigenes von null aufzubauen eine deutlich größere Herausforderung als in bestehenden Strukturen zu arbeiten. Man beginnt auf einem leeren Blattpapier, ohne Möglichkeiten sich an Bestehendem zu orientieren.

Impulse bekam ich von meinem Vater, ehemals Bauunternehmer – er hatte immerhin schon einmal eine Gesellschaft mitgegründet –, und befreundeten Unternehmern. Ein Rat an dieser Stelle: sich von Beginn an mit Anderen auszutauschen und ein Netzwerk aufzubauen. Die erste Herausforderung ließ nicht lange auf sich warten: Vollzeit arbeiten und gründen
sind schwer miteinander zu vereinbaren. Ich musste nebenher prüfen, ob sich das Produkt überhaupt nach meinen Vorstellungen umsetzen lässt, einen Produkthersteller finden, und sicherstellen, dass die Kosten realisierbar sind. Ich hatte zu Beginn keinerlei Strukturen und war gezwungen, nach dem Prinzip „Learning by Doing“ vorzugehen. Klassische
Internetrecherche, Kaltakquise, alte Kontakte reaktivieren, zu Hause mit der Tablettenpresse experimentieren. Mit einem Produzenten war ich dann so weit, dass er Proben herstellte – größere Chargen funktionierten aber nicht. Eine monatelange Hängepartie, kurzzeitiges Outsourcing an ein Partnerunternehmen, viel verschwendetes Produkt und eine vierstellige
Fehlinvestition folgten. Zwei Entscheidungen waren in dieser Phase wichtig: Die Festanstellung zu kündigen und den Produzenten zu wechseln, um von vorne anzufangen.


Julius Grenningloh hat sich bei seinem Einstieg ins Unternehmertum mit vielen unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert gesehen – aber aufgeben kam nicht infrage.

Ein Jahr später als geplant läuft die Produktion nun, dennoch sind kontinuierliche Verbesserungen nötig, und nicht alles ist machbar. Bestätigt hat sich aber: Namhafte Hersteller mit jahrelanger Erfahrung am Markt und großen Produktionskapazitäten bieten mehr Planungssicherheit und Verlässlichkeit, was insbesondere für junge Unternehmen,
welche sich nicht zu viele Fehltritte am Anfang leisten können, essenziell ist. Unterschätzt habe ich auch den Umgang mit neuen Medien. Auf Social Media wird man schnell abgestraft, wenn der Content nicht die Kriterien erfüllt. Dazu gehört die richtige Sprachregelung: was darf ich rechtlich gesehen überhaupt kommunizieren? Hier kann „Learning by Doing“ teuer werden, lieber eine Runde mehr (mit einem Anwalt) drehen, bevor man loslegt.

Hinfallen und wieder aufstehen

Über Wochen der Enttäuschung und Demotivation hinweggeholfen hat mir das Mindset, dass solche Phasen zum Günden dazugehören – man muss sie aushalten, wenn man grundsätzlich hinter seiner Idee steht. Mittlerweile steckt so viel Herzblut in dem Geschäft, dass ich nicht mehr ans Aufhören denke. Natürlich ist das einfacher gesagt als getan, wenn die eigene Existenz vom Erfolg der Gründung abhängt.

Unterstützung hatte ich von einem befreundeten Unternehmer, der in einem ähnlichen Umfeld tätig ist – ihm konnte ich viele Fragen zur Wahl der richtigen Partner, zur Patentanmeldung und zu rechtlichen Anforderungen stellen. Gute Anlaufstellen sind darüber hinaus Gründernetzwerke – die habe ich selbst im Nachhinein viel zu wenig genutzt. Gleiches gilt für Gründerstipendien und -zuschüsse.

Allgemein empfiehlt es sich, sich auf seine Stärken zu konzentrieren und Dinge, die viel Fachwissen erfordern oder zeitintensiv sind, auszulagern. Mein Vater hat zum Beispiel die Buchhaltung übernommen. In dem Bereich hatte ich zwar sehr viel Erfahrung, aber die Arbeit ist äußerst zeitintensiv und so kann ich mich auf andere Dinge konzentrieren. Außerdem
unterstützt mich eine Agentur bei den Themen Website und Marketing.

Ebenfalls wichtig ist das Zeit- und Selbstmanagement: Am Anfang sitzt man oft bis Mitternacht am Schreibtisch und kann vorm Schlafengehen schlecht abschalten – das zerrt an den Nerven. So musste auch ich lernen, mich selbst gut zu strukturieren und Aufgaben zu priorisieren. Außerdem versuche ich regelmäßig mentale Auszeiten vom Tagesgeschäft zu
nehmen: mit simplen Sachen wie Lesen, Spazierengehen und Sport machen.

Wertschöpfung in Deutschland steigern

Simone Stein-Lücke (BG3000), Dr. Oliver Grün (GRÜN IT Group GmbH), Matthias Mohrmann (AOK Rheinland/ Hamburg), Gonca Türkeli-Dehnert (Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW), Annette Grabbe (Rheinbahn AG), Dr. Tobias Korenke (FUNKE Mediengruppe)

In Deutschland sind rund 25 Millionen Menschen derzeit über 60 Jahre alt, Tendenz steigend. Dreiviertel davon nutzen ein Smartphone, aber nur jeder Zweite ist online. Diese Zahlen sind alarmierend, besonders weil diese Gruppe der Älteren immer stärker von Prozessen des alltäglichen Lebens und der Daseinsfürsorge – von Fahrkarte über Energieversorgung bis zum Online Banking – ausgeschlossen ist und hohe Kosten verursacht. Allein bei den gesetzlichen Krankenversicherungen spricht man von einem Einsparvolumen von rund 20 Milliarden Euro, wenn es gelingt, die Versicherten online fit zu machen und auf die Plattformen zu bringen.

Wie Unternehmen durch digitale Weiterbildung ihrer eigenen Stakeholder – Mitarbeitende, Kund:innen und insbesondere Senior:innen sowie Offliner – ihre Kosten senken, Effizienzen heben und ihre Wertschöpfungskette verlängern können, war Thema der Konferenz „Wachstum der Wirtschaft und Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung – digitale Teilhabe 60+“.

Die Konferenz im Industrieclub Düsseldorf lud Unternehmens- und Verbandsvertreter aus NRW zum Austausch ein und wird von der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen als bundesweites Modellprojekt gefördert.

Gonca Türkeli-Dehnert, Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, die in Vertretung von Medienminister Nathanael Liminski an der Konferenz teilnimmt: „Digitale Teilhabe ist der Schlüssel für eine starke Gesellschaft und Wirtschaft. Wir gehen mit gutem Beispiel voran: Durch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Medienkompetenzakteuren und nun durch den Schulterschluss mit der Wirtschaft schaffen wir ein breites Fundament. Der Landesregierung ist es wichtig, dass wir die Medienkompetenz aller Bürgerinnen und Bürger weiter fördern, für eine inklusive digitale Gesellschaft!“

Ein zentrales Element der Konferenz ist die Vorstellung eines Letter of Intent (LOI), mit dem Unternehmen und Verbände aus NRW ihre Absicht erklären, gezielt in digitale Kompetenzen ihrer Stakeholder zu investieren. Die ersten vier Unternehmen, die mit Best-Practice-Projekten vorangehen, präsentieren auf der Konferenz ihre strategischen Ansätze.

Die Rheinbahn AG setzt sich das ehrgeizige Ziel, als Impulsgeberin für den ÖPNV mit Cashless- und Paperless-Systemen sowie autonomem Fahren voranzuschreiten. Zudem wird eine Digitalakademie für Mitarbeitende aufgebaut. Annette Grabbe, Vorstandssprecherin der Rheinbahn AG: „Digitalisierung spielt eine wesentliche Rolle bei der Verbesserung der Lebensqualität, der Erhöhung des Komforts und der erleichterten Zugänglichkeit von Dienstleistungen – auf der ganzen Welt. Hier liegt eine große Chance, aber auch eine große Verantwortung für die Rheinbahn. Wir betrachten unsere zukünftigen Schulungen für Mitarbeitende sowie die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern – insbesondere Seniorinnen und Senioren – als zentrale Schritte, um als Multiplikatoren zu wirken. Die Schulungen werden auf die Bedürfnisse der älteren Generation zugeschnitten und zielen darauf ab, Barrieren und Ängste im Umgang mit digitalen Anwendungen abzubauen. Gemeinsam gestalten wir die Zukunft der digitalen Mobilität und Services in unserer Stadt und gehen so als „First Mover“ voran.“

Mit dem „GRÜN IT Club“ führt die GRÜN IT Group GmbH ältere Menschen gezielt an digitale Technologien heran. Dr. Oliver Grün, CEO GRÜN IT Group GmbH: „Ich bin ein glühender Verfechter der europäischen IP-Idee und möchte, dass wir die Multi Billion Dollar Industrie der Digitalwirtschaft nicht einfach den amerikanischen und asiatischen Playern überlassen. Dazu gehört aber auch, dass wir eine tiefe Begeisterung bei den Anwendern wecken und sie geführt trainieren müssen! In Deutschland und vor Ort. Deshalb habe ich in Aachen einen ersten Senioren IT Club gegründet und spiele mit dem Gedanken dies bundesweit auszurollen. So schließen wir im Schulterschluss mit der Politik die noch viel zu große Bildungslücke!“

AOK Rheinland/Hamburg präsentiert ihr Engagement für digitale Gesundheitskompetenz. „Digitalisierung erlangt in allen Lebensbereichen große Bedeutung und hält auch verstärkt Einzug in die Gesundheitsversorgung. Besonders für ältere Menschen bilden digitale Kompetenzen daher eine wichtige Brücke, um selbstbestimmte Entscheidungen zu fällen, die ihre Gesundheit betreffen. Souveränität im Umgang mit Apps, Gesundheitsanwendungen und neuen Technologien ermöglicht es Seniorinnen und Senioren, Chancen und Risiken digitaler Angebote abzuwägen und diese autonom zu nutzen“, sagt Matthias Mohrmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. „Hierfür brauchen wir zugewandte, adäquate Unterstützung, um ältere Menschen zu schulen, Berührungsängste abzubauen und sie aktiv in die neue digitale Welt einzubinden.“

Die FUNKE Mediengruppe zeigt ihre Strategie zur digitalen Weiterbildung in der Medienbranche. Dr. Tobias Korenke, Mitglied Executive Board und Leiter Corporate & Public Affairs der FUNKE Mediengruppe: Mit unseren Genuss-Leserreisen – zum Beispiel einer Kreuzfahrt nach New York – verbinden wir das Angenehme mit dem Nützlichen. Durch die vielen Seetage können wir uns ganz gezielt auf gemeinsames Erlernen von Digitalkompetenz konzentrieren. Hier wie bei anderen digitalen Kompetenztrainings auch setzen wir vor allem auf das Prinzip ‚von Älteren für Ältere‘, damit unsere Teilnehmenden auf Augenhöhe voneinander lernen können.“

Simone Stein-Lücke, Geschäftsführerin der BG3000 und Organisatorin der Konferenz: „Unsere Wirtschaft braucht einen ‚Thermomix-Ansatz‘ in der digitalen Bildung: Begeisterung wecken, ausprobieren und dann kaufen. In dieser Reihenfolge. Genauso professionell sollten alle Unternehmen ihre Stakeholder trainieren.“

Hier ist nämlich digital gesehen, noch ein Milliarden-Markt zu erschließen. Obgleich es große Unterschiede in der individuellen Verteilung gibt, beträgt das durchschnittliche Haushaltsnetto-Einkommen bei 11 Prozent der Haushalte über 65 Jahre über 3.600 Euro. Die Frage der digitalen Teilhabe ist dahingehend auch eine Frage, wie wir diese digitale Teilhabe umsetzen. Denn Entwicklung und Wertschöpfung werden die jüngeren Generationen umsetzen. Dort ist also Schulung angesagt über Wahrnehmung und Aufbereitung bspw. von Apps im ÖPNV.

„Ohne Gesundheit bauen wir unser Leben auf Sand“

Ein negatives Arbeitsklima führt zu einer unzufriedenen und unmotivierten Belegschaft, was zu erhöhter Fluktuation, höherem Workload, stressbedingten Fehlzeiten und einem schlechteren Betriebsklima führt. Viele Unternehmen versuchen diese Abwärtsspirale mit Mitarbeiter-Benefits wie Jobtickets oder Bonuszahlungen zu vermeiden, doch der wichtigste Faktor, die mentale Gesundheit der Belegschaft, bleibt oft unbeachtet!

Hier setzt die von Özden Ohlsen gegründete Fabrik der Gesundheit an. Das Startup aus Bremen hilft Unternehmen, eine gesündere Firmenkultur zu schaffen, indem es die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden in den Fokus rückt und Hilfe zur Selbsthilfe bietet. Das Ziel der Fabrik der Gesundheit ist es, Unternehmen präventiv zur Förderung der mentalen Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu bewegen.

Wir sprachen mit der Gründerin Özden Ohlsen darüber, warum sich insbesondere junge Menschen mit Mental Load beschäftigen sollten.

Liebe Özden, woher rührt/kommt Deine Motivation, Dein Start-up zu gründen?

Meine Motivation, Fabrik der Gesundheit zu gründen, rührte aus meiner persönlichen und beruflichen Erfahrung heraus. Als ich 21 Jahre alt war, wurde ich in der Oberarztvisite gefragt, was ich nach meiner Entlassung machen möchte. Ich habe geantwortet, dass ich gerne studieren oder eine Ausbildung absolvieren möchte. Dies wurde mir aberkannt. Mir wurde gesagt, dass ich niemals studieren oder eine Ausbildung absolvieren werde. Weiterhin wurde mir geraten, in ein betreutes Wohnen einzuziehen, da ich nicht eigenständig Verantwortung für mein Leben übernehmen könnte.  

Trotz jeglicher Prophezeiung habe ich es geschafft, einen gesunden beruflichen Weg zu beschreiten. Ich habe als psychiatrische Fachkraft auf der Akutstation in der Dr.-Heines-Klinik gearbeitet. Suizidalität, Burnout, Angst, Depression, Schizophrenie – Menschen in Krisen eine adäquate Beratung und Umgangsform zu ermöglichen, war mein tägliches Brot.

Zusätzlich habe ich im Auftrag des Amtes für soziale Dienste gearbeitet und war als Familienberaterin und Stadtteilentwicklerin für 120 Familien zuständig. Auch hier waren Krisen und das Kindeswohl meine Aufgaben. Im System gesunde Ressourcen und Handlungswege zu finden und zu etablieren, damit die Kinder in ihren Familien überleben und eine gesunde Entwicklung erfahren, war mein Ziel. Nebenbei habe ich meine Weiterbildung nach drei Jahren als systemische Therapeutin abgeschlossen.

In all meinen Rollen und Funktionen begleitete mich jedoch immer die 21-jährige Özden, die damals entmündigt wurde. Dabei konnte ich alle Systeme kritisch beobachten.

Stress war dabei immer eine der Hauptursachen – sowohl für die Klienten als auch für die Mitarbeitenden. Patientenzentriertes Arbeiten war im Team mit hoher Belastung über längere Zeiträume kaum möglich, und der Fachkräftemangel beeinträchtigte zusätzlich die Qualität der Versorgung. Macht und Ohnmacht: Patienten spürten den Druck der Mitarbeitenden und die daraus resultierende mangelnde schlechte Versorgung.  

Hinzu kam, dass die Mitarbeitenden oft nicht wahrnahmen, wie stark sie selbst unter Stress standen, sodass sie keine Selbstfürsorge betrieben. Durch die Arbeitssysteme gab es auch nur wenige Entlastungsmöglichkeiten, die die Work-Life-Balance unterstützten. Der Druck im privaten Leben der Mitarbeitenden war oft hoch, und es fehlte eine Vertrauensperson, an die sie sich wenden konnten.

Mein Gedanke ging in all meinen Funktionen mit: Wie kann der Mensch trotz herausfordernder Zeiten und Krisen gesund für sich sorgen, in voller Selbstverantwortung und dabei nicht in die Opferhaltung fallen?

Ich glaube fest daran, dass die höchste Chance für ganzheitliche Gesundheit in der Selbstverantwortung eines jeden Menschen liegt. Während der Corona-Pandemie habe ich eine Excel-Tabelle erstellt mit der Fragestellung: „Wie können Menschen so begleitet und unterstützt werden, dass ihre Selbstverantwortung und Selbstreflexion gestärkt werden, um ihre Gesundheit in voller Selbstverantwortung zu übernehmen?“

Wieso sollten sich junge Menschen über Dinge wie Gesundheit und auch mentale Gesundheit Gedanken machen?

Wie sagt man so schön: Junge Menschen, die ihre Grenzen kennen, wissen, was sie in ihrer Lebenszeit wollen und wie sie es erreichen können. Solche Menschen haben alle Türen in ihrem Leben offen. Doch leider leiden derzeit 18 Millionen Menschen an psychischen Erkrankungen. Die Zahlen steigen. Die nächste Pandemie ist die psychische Erkrankung. Im Vergleich zur Grippe sind psychische Erkrankungen langwierig und benötigen viele Ressourcen. Mit Fabrik der Gesundheit setzen wir genau hier an.  

Wir möchten Menschen in ihren gesunden Handlungen stärken und mehr Raum in ihrem Leben für mentale Gesundheit schaffen. Dabei setzen wir auf Prävention. Wir löschen im Unternehmen, in Kliniken und Praxen das Feuer, bevor ein Waldbrand entsteht.

Aktuell haben wir 19 freie Mitarbeitende, darunter Ärzte, Psychologen, systemische Therapeuten und Berater. Wir beraten in 12 Sprachen und bieten eine Bedarfsanalyse, Workshops zur mentalen Gesundheit sowie Werkzeuge für den überlasteten Arbeitsalltag an.

Stichwort Work-Life-Balance: Lässt sich das noch so trennscharf einteilen wie früher, oder brauchen wir andere Steuerungsmechanismen? Kann uns Technologie dabei helfen?

Heutzutage können wir Arbeit und Privatleben kaum noch voneinander trennen. Viele Arbeitshandlungen lassen sich über das Smartphone oder den Laptop erledigen, oft aus dem Homeoffice heraus. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben. 

Wir von Fabrik der Gesundheit arbeiten mit dem Start-up BECOACH- APP aus Hamburg zusammen. Hier können jegliche Beratungsangebote über die Plattform abgerufen werden. Der Klient kann seine mentale und ganzheitliche Gesundheit messbar erkennen. 

Die Daten unterliegen strengen Datenschutzrichtlinien und stehen ausschließlich dem Nutzer zur Verfügung. Gemeinsam mit den Klienten entwickeln wir einen individuellen Tages- und Wochenplan mit gesunden Alltagstools. Diese kombinieren Beratung, Entspannungsübungen und Journaling.

Durch unsere digitale und persönliche Begleitung schaffen wir mit den Klienten qualitative Pausen und Erholungsoasen im Alltag, sodass sie in voller Kraft und Vitalität gerne ihre Arbeitsprozesse bewältigen können – weiterhin sinnstiftend und voller Freude.

Was kann jeder selbst dazu beitragen, dass sein Berufsleben gesünder verläuft?

Sich folgende Fragen stellen:

  • Was gibt mir am Tag eine gesunde Energiequelle?
  • Wer hat mir heute ein Lächeln ins Gesicht gezaubert?
  • Welche Aufgabe konnte ich heute zufriedenstellend erledigen, und was möchte ich morgen anders machen?
  • Welche Aktivitäten geben mir Energie, und wie kann ich diese mehr in meinen Alltag integrieren?

Wenn keine Idee da ist, wie gesündere Anteile ins Leben integriert werden können, sollte man sich fragen: Wer kann mir dabei helfen?

Einfache Tools, die in fünf Minuten einen hohen Mehrwert bieten, sind:

  • Dankbarkeitsjournal schreiben – gerne mit meditativer Musik im Hintergrund und in entspannter Umgebung.
  • Eine fünfminütige Atemübung.
  • Spazieren gehen nach dem Feierabend, bevor man es sich zu Hause gemütlich macht.

Was rätst Du besonders Karriereeinsteigern, wie sie einen Ausgleich schaffen können?

Sich Zeit zu nehmen und den Erfolg langsam wachsen zu lassen. Wir leben aktuell in einer Welt mit hohem Leistungsdruck – höher, schneller, weiter. Dabei vergessen wir oft das Jetzt und können den zauberhaften Moment nicht richtig genießen, da wir dem nächsten To-Do hinterherjagen.

Nehmt euch Zeit für eure Entwicklung. Wichtig ist: Sucht euch einen Verein oder ein Hobby, dem ihr zweimal pro Woche nachgehen könnt.  

Nehmt euch Zeit für eure Freunde und Familie. Gesundes Arbeiten geht Hand in Hand mit einem gesunden Privatleben. Soziale Kontakte und Hobbys sind Energiequellen, aus denen wir Kraft schöpfen.

Ich empfehle auch, in der Woche Zeiten einzuplanen, die frei von Smartphones und Bildschirmen sind, um dem Gehirn etwas Ruhe von all den Reizen zu gönnen. 

Am wichtigsten finde ich, dass wir – und das gilt für alle Menschen – unseren Körper, Geist und unsere Seele als Schatz betrachten und mit Respekt und Liebe behandeln. Unsere Gesundheit ist das höchste Gut. Ohne Gesundheit bauen wir unser Leben auf Sand. 

Seid euch dessen bewusst und setzt liebevolle Handlungen in euren Entscheidungen. Davon profitieren wir alle am Ende – versprochen!

Lernkonzept macht Schule

Jugendliche, die freiwillig nach der Schule noch lernen? Auf der Suche nach ungewöhnlichen Lernkonzepten sind wir auf die TUMO-Initiative gestoßen. In den hochmodern ausgestatteten TUMO-Zentren können bundesweit tausende Schüler und Schülerinnen nach der Schule in einer motivierenden Umgebung in kreativen Technologien lernen. Und Spaß haben sie dabei auch noch. Das vielfältige Angebot ist für die Teilnehmenden zudem kostenlos. Grund genug für uns, mit Jana Hentschel-Giesa, Referentin der KfW Bankengruppe zu sprechen. Die KfW hat das bundesweit erste Projekt in Berlin gefördert und die Finanzierung bis Anfang 2025 sichergestellt.

Die TUMO Center werden als Franchise betrieben. Dahinter steckt die Idee, über Lizenzgebühren die eigens entwickelte Infrastruktur zu bezahlen. Jana Hentschel-Giesa berät Unternehmen gerne dazu, wie sie sich hier besser einbringen können. Bildquelle / Lizenz: KfW-Bildarchiv / Thomas Meyer/OSTKREUZ

Frau Hentschel-Giesa, das TUMO Lernkonzept wurde bereits 2011 in Armenien begründet. Seit 2018 expandiert das Projekt international und in 2020 startete das erste Zentrum in Berlin. Seit März 2024 ist auch ein Center in Mannheim eröffnet worden. Was macht die Center so besonders?

TUMO ist ein innovatives Lernkonzept der besonderen Art, das an der Schnittstelle von Technologie und Design liegt. Hier lernen Jugendliche nicht, weil sie müssen, sondern weil sie es wollen. Sie gestalten ihren Entwicklungspfad selbständig und gehen ihn in ihrem eigenen Tempo.

Uns als KfW hat dabei der ganzheitliche Ansatz von TUMO begeistert. TUMO heißt auch Center for creative technology: Die Kinder steigen über kreative Themen, wie Filmmaking oder Zeichnen bei TUMO ein und lernen so das Handwerkszeug für sehr viele Berufsfelder der Zukunft. Insgesamt bietet TUMO 14 Themenfelder an, von denen in Deutschland 10 umgesetzt wurden: das Themenspektrum reicht dabei von Programmieren und Robotik über Musik-Produktion bis hin zu Animation, Fotografie oder Grafik Design. Die Jugendlichen arbeiten sowohl alleine mit einer Software, als auch in Gruppen mit anderen Jugendlichen in Workshops zusammen. Ergänzt wird das Programm durch Learning Labs, bei denen Experten aus der Wirtschaft ein bestimmtes Thema praktisch vertiefen. Unterstützt werden die Jugendlichen in der Selbstlernphase von Coaches und in den Workshops von erfahrenen Workshopleitern.

TUMO gibt Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren dabei die Werkzeuge und das Wissen an die Hand, das sie brauchen, um ihr volles Potential zu entfalten. Die Teilnahme ist kostenlos und ein Einstieg jederzeit möglich. TUMO steht allen Kindern und Jugendlichen offen, egal aus welchen Einkommensverhältnissen sie kommen. Das Thema Chancengleichheit war uns als KfW hier besonders wichtig: wir möchten gerade diejenigen erreichen, die sich eben nicht digitale Bildung leisten können.

Tumo Center sind als Franchise angelegt, also als Unternehmertum. In den Centern lernen junge Menschen digitale Kompetenzen ganz nach ihren Interessen. Welche Rolle spielt die KfW beim Aufbau dieser Zentren?

Mit TUMO sind wir als KfW einen neuen Weg gegangen. Wir waren von dem Konzept so begeistert, dass unser Vorstand einwilligte, ein  Zentrum in Berlin als Leuchtturm-Projekt komplett aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Einen Leuchtturm, der möglichst weit strahlen und somit viele Nachahmer finden soll. Wir begleiten den Roll out von TUMO auch an anderen Standorten in Deutschland.

Wir unterstützen den Prozess der Errichtung eines TUMO-Zentrums, bringen unser Knowhow des Leuchtturms in Berlin mit ein und unterstützen z.B. auch beim Fundraising oder bei der Betreibersuche. Die Finanzierung eines Zentrums sollte dabei mittelfristig – d.h. auf mindestens 5 Jahre – sichergestellt sein.  Finanziell beteiligen wir uns allerdings nicht an weiteren Standorten.

Finanzierungsquellen könnten z.B. Stiftungen sein, ebenso private Mittel, Spenden oder öffentliche Mittel von Bund, Ländern und Kommunen. Z.B. kann die Stadt auch ein Gebäude unentgeltlich zur Verfügung stellen, in dem ein TUMO-Zentrum eingerichtet wird. Zudem bekommen potentielle Interessenten die Vertragsunterlagen von uns als Entwurf. Zu gegebener Zeit steigt TUMO Armenien in das Projekt ein und übernimmt z.B. die setup Phase bis zur Eröffnung des neuen Zentrums und darüber hinaus.

Es ist das langfristige Ziel der KfW, noch mehr Partner zu finden und so eine Weiterentwicklung hin zu einem landesweiten Netzwerk von Lernzentren nach armenischem Vorbild zu etablieren

Nun gibt es in Deutschland zwei Zentren. Müsste der Bedarf nicht eigentlich riesig sein?

Das stimmt. Wir haben enormen Nachholbedarf, was Future Skills anbelangt. Wir brauchen kreative und digital affine Talente in der Wirtschaft, um zukünftig wettbewerbsfähig zu bleiben. Hier gilt es, die vorhandene Fachkräftelücke zu schließen. TUMO stößt als außerschulisches freiwilliges und für die Kids kostenloses Angebot in diese Lücke. Daher freuen wir uns über sehr viel Engagement in Deutschland, das dazu führt, dass im kommenden Jahr mindestens 5 weitere TUMO-Zentren eröffnen werden. Jugendliche in Hirschaid, Lüdenscheid, Saarbrücken, Frankfurt und Köln dürfen sich auf hochmodern ausgestattete TUMO-Zentren freuen.  Es ist das langfristige Ziel der KfW, noch mehr Partner zu finden und so eine Weiterentwicklung hin zu einem landesweiten Netzwerk von Lernzentren nach armenischem Vorbild in Deutschland zu schaffen. Das kommt uns allen zugute.

Können sich Unternehmen engagieren und wenn ja, wie?

Einnahmen werden mit einem TUMO-Zentrum nicht erzielt, da das Angebot kostenlos ist. Kosten entstehen u.a. für das Personal, die Franchisegebühren inklusive der Unterstützung von TUMO Armenien, außerdem die technische Ausstattung sowie ggf. für die Miete eines Zentrums. Es ist daher erklärtes Ziel, dass sich Unternehmen hier engagieren. Für die Verbesserung der außerschulischen digitalen Bildung in Deutschland ist die Investition von privatem Kapital unerlässlich. Ohne das wird es nicht gehen. Durch das Heben von privatem Kapital konnte bereits das Zentrum in Mannheim eröffnet werden. Wer TUMO finanziert, sorgt dafür, dass wöchentlich mehr als 1.000 zukünftige Talente in den Bereichen Digitales und Kreativität gefördert werden. Fachkräfte der Zukunft werden dort ausgebildet, wo sie dringend gebraucht werden. Unternehmen, die sich finanziell engagieren, setzen auf ein internationales Netzwerk globalen Lernens. Nicht zuletzt wird die regionale Attraktivität eines Unternehmens gesteigert, das sich bei TUMO finanziell engagiert. Unternehmen können zudem eigene Mitarbeiter z.B. als Workshopleiter zur Verfügung stellen. Die KfW berät hier gerne zum weiteren Engagement sowie zu allen Fragen rund um das TUMO-Konzept. Gern kann man das TUMO-Zentrum in Berlin oder Mannheim auch einmal besichtigen. 

Studie zeigt: Gehalt ist Top-Priorität für Gen Z und Gen Y

Die kürzlich veröffentlichte Studie People at Work 2024: A Global Workforce View von ADP untersucht, welche Aspekte für Arbeitnehmer weltweit in ihrer Arbeit wichtig sind und ordnet zukünftige Trends in der Arbeitswelt ein. Es wird nicht nur in verschiedene Länder unterschieden, sondern auch in fünf Altersgruppen unterteilt, da sich die Ergebnisse je nach Alter oft unterscheiden. Hierbei würde die jüngste Gruppe von 18 bis 24 Jahren auf die Generation Z zutreffen und die zweite (25 bis 34 Jahre) bzw. dritte Gruppe (35 bis 44 Jahre) der Studie der Vorgängergeneration Y entsprechen. Anlässlich der Veröffentlichung haben wir mit Thomas Zimmermann, Geschäftsführer von ADP Deutschland gesprochen.

Herr Zimmermann, welche sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Erkenntnisse zur Generation Y & Z in dieser Studie?
Sowohl für die Generation Y als auch Z steht das Gehalt an erster Stelle, wobei die ältere Generation Y diesen Punkt mit fast 57 Prozent am stärksten priorisieren. Auch die Job-Sicherheit ist für beide Gruppen sehr wichtig, wobei die Generation Y mit knapp über 14 Prozent über der Generation Z (34 Prozent) liegt. Während für die ältere Generation Aufstiegschancen in ihrer Karrierelaufbahn auf Platz drei liegt, befindet sich für Gen Z der Faktor Spaß an ihrer Arbeitsbeschäftigung an dritter Stelle. Letzteres wird dennoch von beiden Gruppen mit 28 Prozent bewertet. Worauf die junge Generation kaum Wert legt, ist die Unternehmenskultur. Diese stufen zwar beide Generationen an neunter und somit letzter Stelle ein, doch lässt sich die Tatsache, dass dieser Wert bei den 18 bis 24 -jährigen bei 7 Prozent und bei der älteren Generation bei fast 12 Prozent liegt, darauf schließen, dass Generation Y – oder auch Millenials genannt – die Kultur im Unternehmen zumindest ein kleines bisschen wichtiger ist als ihren Nachfolgern.

Lassen sich, wenn Sie diese Ergebnisse nun betrachten, Zusammenhänge zu den ausschlaggebenden Metawerten der jeweiligen Generation erkennen?
Definitiv. Metawerte sind der Jugend in Deutschland Trendstudie 2023 zufolge jene Werte, die für die jeweiligen Generationen ausschlaggebend sind. Beide Generationen teilen ähnliche Werte, ordnen diese jedoch unterschiedlich ein. Während bei der Generation Y der Aspekt Gesundheit den höchsten Stellenwert einnimmt, steht dieser bei der Generation Z an zweiter Stelle, hinter dem Wert Familie. Die Diskrepanz von knapp 15 Prozent bei der Bewertung von Job Sicherheit zeigt, dass Millennials (Generation Y) diesen Faktor höher gewichten. In ihrem Werteranking nimmt zudem Zuverlässigkeit den zweiten Platz ein, was diese Interpretation weiter stützt. Interessanterweise taucht Letzteres bei Generation Z gar nicht erst auf, da sie Unverbindlichkeit liebt, doch gleichzeitig enormen Leistungsdruck ausgesetzt ist. Dass der Faktor Gehalt und die Job-Sicherheit für beide Gruppen die wichtigsten Aspekte im Job sind, ist wenig überraschend: Hauptsorge beider Parteien ist die Inflation, Angst um Kriege in Europa und dem Nahen Osten. Die Sorge, auf eine unsichere Zukunft zu steuern, wird bei diesen Generationen durch die Angst um den Klimawandel nur noch zusätzlich belastet. Hinzu kommt bei den 18- bis 24-jährigen das Problem des knappen und teuren Wohnraums, das insbesondere in Großstädten und Metropolregionen auftritt. Genau dort ist jedoch das Angebot an Arbeitsstellen am höchsten. Es ergibt also Sinn, dass die Flexibilität des Arbeitsortes, die den Wunsch nach Freiheit beider Gruppen unterstützt, für die Generation Z relevanter ist, verglichen mit den übrigen Altersgruppen der Studie. Besonders Berufseinsteiger, die weniger Gehalt erwarten können und somit finanziell eingeschränkt sind, legen verstärkt Wert auf diese Flexibilität. Auch Weiterbildungsmöglichkeiten und Trainingsangebote im Job sind für jüngere Arbeitnehmer wichtiger als für ältere Generationen ab 45 Jahren.

Thomas Zimmermann beobachtet große Gemeinsamkeiten zwischen Generation Y und Z. Beide Altersgruppen sind nahe beieinander in Bezug auf die Metawerte. Erstaunlich ist die Einordnung des Wertes „Familie“ bei Generation Z. Ausschlaggebend hierfür ist die zunehmende Digitalisierung, die hier eine Neuordnung hervor ruft.

Wie kann man diese daraus resultierenden Verunsicherungen im Unternehmen wieder auffangen?
Wenn wir den Aspekt der finanziellen Sorge betrachten, kann man als Unternehmen den jungen Menschen entgegenkommen, indem man langfristige Arbeitsverträge mit einem attraktiven Gehalt oder auch jährlich festgelegte Gehaltserhöhungen anbietet. Somit deckt man die zwei wichtigsten Prioritäten, Gehalt und Job-Sicherheit, ab und wirkt gleichzeitig der größten Sorge, die Inflation, der Generation Z und Y entgegen. Ihre Existenzängste, die mit der aktuell angespannten geopolitischen Lage und dem Klimawandel zusammenhängen, könnte ein Unternehmen auf verschiedene Weisen angehen: Zum einen kann man versuchen, der globalen Erderwärmung mit ESG-Initiativen, die beispielsweise den CO2-Ausstoß des Unternehmens kompensieren, zu reduzieren. Zum anderen ermöglichen die Nutzung von modernen Arbeitsmodellen wie hybrides oder remote arbeiten dem Arbeitnehmer, seinen Standort bei der Sorge über potenzielle Bedrohungen durch Kriege oder Umweltkatastrophen verlassen zu können.

Welche Zukunftsperspektiven ergeben sich hierbei Ihrer Meinung nach Herr Zimmermann?
Sowohl die Millennials als auch die nachfolgende Generation Z zeichnen sich durch ihre Flexibilität, ihr starkes Interesse an hochwertiger Ausbildung und die Aussicht auf berufliche Weiterentwicklung aus. Arbeitnehmer, die bereits eine gewisse Routine in ihren Arbeitsalltag integriert haben, tun sich tendenziell schwerer mit einer Neuausrichtung. Die Implementierung moderner Arbeitsmodelle, die Förderung persönlicher und beruflicher Weiterentwicklung sowie nachhaltige, umweltfreundliche Initiativen sorgen nicht nur bei den Generationen Y und Z für Zufriedenheit, sondern stärken auch langfristig die Erfolgsaussichten des Unternehmens.


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Social Entrepreneurship

Social Entrepreneurship bezeichnet unternehmerische Aktivitäten, die darauf abzielen, soziale, ökologische oder kulturelle Probleme zu lösen, anstatt ausschließlich auf Gewinnmaximierung abzuzielen. Sozialunternehmer kombinieren innovative Geschäftspraktiken mit einem starken sozialen Auftrag und verfolgen damit das Ziel, sowohl finanzielle als auch gesellschaftliche Werte zu schaffen.

Ein bekanntes Beispiel für Social Entrepreneurship ist die Grameen Bank in Bangladesch, gegründet von Muhammad Yunus, dem zwischenzeitlich der Friedensnobelpreis verliehen wurde aufgrund dieser Leistung. Die Grameen Bank bietet Mikrokredite für arme Menschen an, die keinen Zugang zu traditionellen Bankdienstleistungen haben. Diese Kredite ermöglichen es den Menschen, kleine Unternehmen zu gründen und so ihre Lebenssituation zu verbessern.

Die Idee hinter der Grameen Bank ist es, den Menschen zu helfen, aus der Armut herauszukommen, indem sie Zugang zu finanziellen Mitteln erhalten. Der Erfolg der Bank liegt nicht nur darin, dass sie profitabel arbeitet, sondern vor allem darin, dass sie Millionen von Menschen geholfen hat, ein besseres Leben zu führen. Muhammad Yunus und die Grameen Bank wurden 2006 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, weil sie gezeigt haben, dass soziale und wirtschaftliche Entwicklung Hand in Hand gehen können.


Bildquelle / Lizenz: Mit KI generiert

Bundesweiter Uni-Mensavergleich: In dieser Stadt gibt es die besten Angebote und Preise 

Studierende in Ulm müssen am meisten für ihre Mahlzeiten in Mensen bezahlen. Das hat die Informationsplattform Betrugstest.com ermittelt. Dafür wurden die Speisepläne an deutschen Uni-Mensen von über 150 Städten untersucht. Ergebnis: Vegane sowie vegetarische Speisen sind in den deutschen Uni-Mensen deutlich günstiger als Alternativen mit Fleisch und Fisch. 

Ulm an der Preisspitze

In Ulm kosten die Mahlzeiten mit durchschnittlich 4,69 Euro bundesweit am meisten. Nicht nur Vegetarier und Veganer müssen hier tiefer in die Tasche greifen, auch Fleischliebhaber haben in den Kantinen der schwäbischen Großstadt das Nachsehen. Im Preisranking folgen Aschaffenburg und Marburg, wo durchschnittlich 4,32 bzw. 4,12 Euro fällig werden. Worms und Ludwigshafen nehmen Platz vier und fünf ein. Hier kosten vegetarische und omnivore Gerichte vier Euro. Im gleichen Preissektor finden sich die Mensen in Landau und Germersheim wieder.

Im Ranking der kostengünstigsten Mahlzeiten führt eine Stadt aus dem Westmünsterland: In Bocholt werden gerade einmal 73 Cent fällig. Hier bekommen Studierende bereits zum Tiefpreis von 60 Cent eine ganze Pastaportion. Die Geldbeutel der Studierenden in Offenbach bleiben ebenfalls beinahe unberührt, denn hier belaufen sich die Kosten gerade einmal auf 1,20 Euro. Rüsselsheim und Wiesbaden reihen sich ebenfalls bei 1,20 Euro ein. 

Veganes Essen schont den Geldbeutel der Studierenden

Beim Preisvergleich lässt sich schnell erkennen, dass vegane Speisen in deutschen Uni-Kantinen besonders günstig ausfallen. Der Kostendurchschnitt liegt hier bei 2,60 Euro, wobei Ulm mehr als doppelt so viel für die pflanzliche Alternative verlangt (4,95 Euro). Der Durchschnittspreis bei vegetarischen Gerichten liegt bei 2,80 Euro, wobei in den Mensen von Lemgo der Höchstpreis von 4,70 Euro zu finden ist. Fisch- und Fleischgerichte kosten die Studierende deutschlandweit 3,32 bzw. 3,35 Euro. Lippstadt verlangt jedoch für Fisch mit 5,60 Euro am meisten und Ulm reiht sich erneut mit einem Rekord von 4,85 Euro für Fleisch ein. 

Veganes Angebot an deutschen Unis am höchsten

Das größte Angebot an Mahlzeiten ist bei über 5.000 untersuchten Gerichten die vegane Abteilung. Von den insgesamt 1.904 veganen Speisen bieten Hamburger Kantinen deutschlandweit das größte Angebot an (113). Ebenfalls hoch im Kurs sind Fleischgerichte, die besonders häufig in Dresdner Kantinen angeboten werden (70). Vegetarische Speisen sind am dritthäufigsten in den Speiseplänen von deutschen Unis zu finden, wobei München hier mit 59 Gerichten Vorreiter ist. Das Fischangebot fällt im Ranking am schwächsten aus. Von bundesweit 349 Fischmenüs können Studierende in Berlin am häufigsten daraus einen Nutzen ziehen (18). 

Alle Ergebnisse des Vergleichs findet Ihr hier


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Öffentlicher Nahverkehr: In dieser deutschen Stadt kommt ihr an schnellsten ans Ziel

Die letzten Monate brach über Deutschland eine Streikwelle nach der nächsten ein, mit dabei: der öffentliche Nahverkehr. Nun hat das Informationsportal Betrugstest 25 deutsche Städte untersucht und herausgefunden, in welcher Stadt der ÖPNV am schnellsten ist. Ergebnis: Die Hamburger Fahrgäste kommen im Durchschnitt am schnellsten an ihr Ziel. Erfurter müssen sich hingegen etwas mehr gedulden.

In Hamburg fährt der schnellste Nahverkehr

Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 34,6 Kilometer pro Stunde fahren Hamburgs Bahnen auf den ersten Platz ein. Ebenfalls rasant unterwegs ist der Nahverkehr in Duisburg und Würzburg: Hier bewegen sich Fahrgäste durchschnittlich mit 33 und 31,6 Kilometer pro Stunde von A nach B und komplettieren somit das Podest. Beinahe gleich schnell ist Nordrhein-Westfalens Nahverkehr in Bonn und Dortmund mit 26,9 und 26,8 km/h. Köln, Wuppertal und Stuttgart sind ebenfalls weit vorn im Ranking und finden sich auf den Plätzen sechs, sieben und acht ein, mit 26,6, 26,4 und 25,9 km/h.

Der Gegenpol bietet Erfurt. Hier sind die öffentlichen Verkehrsmittel am langsamsten. Gerade einmal 17,76 Kilometer pro Stunde fährt die Straßenbahn in der Thüringer Hauptstadt. In Freiburg und Augsburg ist der ÖPNV ebenfalls im Schneckentempo unterwegs, mit 18,1 und 18,6 km/h. Im Anschluss reihen sich Dresden und Gera ein, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 19,4 und 19,7 km/h. Die deutsche Hauptstadt befindet sich in der Untersuchung im Mittelfeld auf Platz 14 mit 22,3 Kilometern pro Stunde und liegt damit knapp unter dem deutschen Durchschnitt, der 23,4 km/h beträgt.

Frankfurt beherbergt die schnellste Straßenbahnlinie Deutschlands

In Frankfurt am Main wird regelrecht gerast: Mit 49,4 Kilometern pro Stunde fährt die Straßenbahnlinie 20 vom Hauptbahnhof Richtung Stadion auf dem ersten Platz ein. Endstation Siegertreppchen heißt es ebenfalls für die U3 in Frankfurt und die Straßenbahnlinie 107 in Essen mit 49,35 und 44,8 km/h. Die Top fünf im Ranking komplettiert die U1 in Hamburg und die U70 in Düsseldorf mit stürmischen 39,8 und 39,5 km/h. Nicht zu unterschätzen gelten ebenfalls die U6 in München, die U4 in Hamburg und die U49 in Dortmund. Diese fahren mit 39,1, 38 und 37,6 km/h durch die Stadt.

Alle Ergebnisse des Vergleichs findet Ihr hier

https://www.betrugstest.com/magazin/geschwindigkeits-vergleich-deutschland.html


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Der Mittelstand: bunt und divers

Das MindChange mag sprach mit Silke Masurat. Silke ist Geschäftsführerin des Zentrum für Arbeitgeberattraktivität. Das Unternehmen gibt jährlich den Top Job-Award heraus, der Arbeitgeber auszeichnet.

Ehrenamt ist zeitgemäß

Schon mal an ein Ehrenamt gedacht? Was das THW angeht, scheint es eine wachsende Bereitschaft zu geben, sich ehrenamtlich zu engagieren, wie wir mit Katrin Klüber, Leitung Ehrenamt beim THW, besprechen konnten.

„In unseren Ortsverbänden kommen die unterschiedlichsten Menschen zusammen. Hier werden vor allem die Soft Skills gefördert, wenn man zusammenarbeitet und gemeinsam Einsätze bewältigt. Aber bei uns kann man auch handfeste berufsbezogene Vorteile erwerben, wie verschiedene Zertifikate“, führt Katrin Klüber aus. Bildquelle / Lizenz: THW/Jan Holste

Frau Klüber, ist Ehrenamt noch zeitgemäß?
Für das THW gesprochen können wir ganz klar sagen: ja! Denn aktuell haben wir mit rund 88.000 Helferinnen und Helfern so viele Ehrenamtliche wie noch nie in unserer bald 75-jährigen Geschichte. Nach dem Ende des Wehrersatzdienstes 2011 standen wir vor der Herausforderung, dass nicht automatisch jedes Jahr neue Kräfte hinzukamen. Damals standen wir bei etwa 83.000 Freiwilligen. Nach dem Aussetzen der Wehrpflicht gingen die Zahlen zunächst leicht bergab. Aber seit einigen Jahren verbuchen wir einen regen Zuwachs. Das ist unter anderem unserer Marketingkampagne zu verdanken, aber vor allem auch unseren Einsätzen. Große Einsätze wie nach dem Starkregen 2021, dem Erdbeben in der Türkei oder die Hilfe für die Ukraine werden von den Medien aufgegriffen und die Menschen sehen, welch wertvolle Hilfe das THW leistet. Und viele Menschen fühlen sich in genau diesen Situationen daran erinnert, dass sie selbst einen Beitrag leisten können und sich engagieren wollen und wagen dann den Schritt und kommen zu uns.

Welche Motivationsgründe stehen dahinter? Welche Rolle spielt der Zusammenhalt innerhalb der Organisation?
Die größte Motivation ist natürlich, anderen Menschen helfen zu wollen, selbst einen Beitrag für die Allgemeinheit zu leisten. Wie schon gesagt, vor allem wenn Unglücke so greifbar sind wie etwa die Flutkatastrophe 2021 wollen die Menschen helfen. Und dann ist es so, dass ein Ehrenamt beim THW natürlich unheimlich abwechslungsreich ist. Und die Gemeinschaft ist nicht zu unterschätzen. Für viele Ehrenamtliche ist der Ortsverband wie ein zweites Zuhause, die Kameradinnen und Kameraden eine zweite Familie.

Das THW ist im Grunde eine Mischung aus staatlicher Organisation und Ehrenamt. Wir nehmen es immer nur wahr, wenn es irgendwo im Land eine Katastrophe gibt. Wie ist die Zusammenarbeit zwischen den ehrenamtlichen Helfern und den hauptberuflichen Kräften organisiert?
Unsere rund 88.000 Ehrenamtlichen sind in 668 Ortsverbänden, verteilt auf ganz Deutschland, organisiert. Nur zwei Prozent der THW-Angehörigen, also etwa 2.100, sind hauptamtlich beschäftigt. Sie arbeiten in den 66 Regionalstellen, den acht Landesverbänden, dem Aus- und Fortbildungszentrum oder der THW-Leitung. Die Hauptamtlichen sind vor allem in der Verwaltung beschäftigt. Große Motivation der Hauptamtlichen ist es, dem Ehrenamt den Rücken freizuhalten. Konkrete Zusammenarbeit gibt es aber beispielsweise bei Einsätzen: Hier haben wir bei uns in der THW-Leitung beispielsweise regelmäßig Ehrenamtliche, die uns unterstützen.


In Bad Neuenahr bauen THW-Hilfskräfte nach dem Starkregen im Ahrtal in wenigen Tagen eine Behelfsbrücke. Quelle: THW / Alexander Steinruck

Könnte es auch berufliche Vorteile geben, die sich durch das Engagement im THW ergeben?
Selbstverständlich. In unseren Ortsverbänden kommen die unterschiedlichsten Menschen zusammen. Hier werden vor allem die Soft Skills gefördert, wenn man zusammenarbeitet und gemeinsam Einsätze bewältigt. Aber es gibt auch handfeste Vorteile. Alles, was man beim THW lernt, kann man natürlich auch privat oder beruflich nutzen. Führerscheine werden im Rahmen des Ehrenamts erworben und sind natürlich auch beruflich von Vorteil. Wir haben aber auch eine IHK-zertifizierten Lehrgang für Ausbilderinnen und Ausbilder – diese Qualifikation ist nicht nur im Ehrenamt anerkannt, sondern kann von unseren Kräften auch so genutzt werden. Wir sprechen hier gerne vom Doppelnutzen Ehrenamt.

Nun blicken wir in zunehmend unsichere Zeiten. Wie stellt sich das THW für die Zukunft auf?
Mit unserem Rahmenkonzept bzw. dessen Aktualisierung sind wir gut für die Zukunft gerüstet. Das aktualisierte Rahmenkonzept widmet sich den neuen Herausforderungen: Notinstandsetzung und Notversorgung, Cyberattacken, hybride Bedrohungslagen, z.B. wenn Stadtwerke angegriffen werden und dann das Trinkwasser kontaminiert wird. Dies deckt bei uns die neue Fachgruppe N Notinstandsetzung, Notversorgung ab. Und auch mit dem völkerrechtswidrigen Überfall Russlands auf die Ukraine haben wir das Thema Zivilschutz in den Fokus gerückt.