Heike Treffer ist Head of Human Resources bei der Caceis Bank S.A., Germany Branch – und kennt sich mit Veränderung aus. Seit 2022 gestaltet sie den HR-Wandel bei Caceis, zuvor war sie viele Jahre international für Industriekonzerne unterwegs. Wir wollten von ihr wissen: Was macht einen Arbeitgeber spannend, wenn die Branche auf den ersten Blick alles andere als hip wirkt?
Das Interesse junger Menschen an der Finanzbranche ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Wie sehen Sie hier die allgemeine Entwicklung für die Branche? Die Vielfalt der Berufe und Jobprofile in der Finanzindustrie überrascht mich immer wieder. Wir sehen das auch bei Absolvent:innen, die spätestens beim zweiten Blick merken, dass es neben dem Klischee eines „Bankers“, viele spannende, vielfältige und herausfordernde Aufgaben gibt. Es stimmt, dass sich das Bild verändert hat, aber in der Orientierungsphase nach einem passenden Arbeitgeber sind Unternehmen aus der Finanzindustrie und insbesondere der Investmentbranche immer noch interessant. Für uns bei Caceis ist es oft eine Herausforderung zu erklären, dass wir eher Dienstleistungen als greifbare Produkte anbieten. Das macht es für Berufseinsteiger oft ein wenig komplex. Das gilt wahrscheinlich für die meisten Menschen. Nur wenige können mit dem Begriff Custodian oder Verwahrstelle etwas anfangen.
Was macht Caceis genau? Caceis ist ein Asset-Servicing-Anbieter, der institutionellen Kunden alle Services aus einer Hand anbietet. Der Schwerpunkt liegt also auf allen Dienstleistungen rund um Kapitalanlagen. Als Verwahrstelle gehören wir zu den Top-10 in Deutschland und bei Immobilien- und Sachwertefonds sind wir sogar die Nummer 3. Daran arbeiten rund 550 Kolleginnen und Kollegen in Frankfurt und München, um die anspruchsvollen Dienstleistungen zu erbringen. Natürlich ist es die Stärke einer Verwahrstelle, wenn viele Prozesse automatisiert sind und wir so Skaleneffekte nutzen können – aber im Alltag ist der Gestaltungsspielraum sehr groß. Es ist wichtig, diesen im Interesse der Kunden auch zu nutzen. „Verwahrstelle“ klingt erstmal nicht nach einem Adrenalinkick.
Heike Treffer: „Unsere Kunden und Projekte sind vielschichtig. Daher ist ein großes Interesse an gemeinsamen Lösungen mit unseren Kunden extrem wichtig.“
Was genau macht die Aufgaben so interessant? Die Schlagwörter hier sind Veränderung, Vernetzung und Gestaltungsmöglichkeiten! Bei einer Verwahrstelle müssen Sie mit allen relevanten Marktteilnehmern eng zusammenarbeiten. Neben den Investmentkunden wie Asset Managern oder institutionellen Anlegern, sind Sie auch verzahnt mit Regulatoren und Rechtsanwaltskanzleien. Der berufliche Einstieg bei einer Verwahrstelle bietet so eine exzellente Basis in der Welt der Kapitalanlagen – ideal, um eine berufliche Karriere in der Kapitalmarktwelt zu gestalten, gerade für Absolventinnen und Absolventen sowie Berufsstarter. Die Aufgaben und Weiterentwicklungsmöglichkeiten reichen von Akquisition und Kundenbetreuung hin zu der Mitwirkung an oder Führung von Projekten, strategischer Planungsprozesse oder der Übernahme rechtlicher und steuerlicher Aufgaben oder in der IT.
Welche Skills sind da besonders wichtig? Neben dem fachlichen Know-how gibt es viele weitere Fähigkeiten, die für uns große Bedeutung haben. Was den meisten Bereichen erforderlich ist, nennen wir im Englischen „Dealing with ambiguity“.Auch wenn unser Berufsfeld im ersten Moment einen anderen Eindruck macht: Kunden und Projekte sind vielschichtig und für viele der täglichen Aufgaben gibt es keine Schablonen. Wir sehen uns immer wieder Situationen mit unvollständigen Informationen oder unterschiedlichen Aussagen gegenüber. Kandidatinnen und Kandidaten sollten also ein gewisses Interesse und eine Freude daran haben, in kniffeligen Konstellationen gemeinsam Lösungen für Kunden zu entwickeln. Und dafür braucht man Energie, Offenheit und den Willen zu einer guten Zusammenarbeit.
Und welche Studiengänge passen gut zu den Anforderungen? Bei der Bewerberauswahl legen wir großen Wert auf die Fähigkeit Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen. Das ist der Kern, der die Aufgaben auch für Studienabgänger unterschiedlicher Fachrichtungen interessant macht. Neben den betriebswirtschaftlichen Abschlüssen sind für unsere Branche auch Wirtschaftsinformatiker interessant. Außerdem gibt es in einigen Unternehmensbereichen auch gute Entwicklungsmöglichkeiten für Quereinsteiger diverser Fachrichtungen. Und natürlich sind auch gut ausgebildete und interessierte Bankkaufleute im Asset Servicing wertvoll und jederzeit willkommen.
Wie sind die Entwicklungsmöglichkeiten? Caceis ist Teil der internationalen Bankengruppe Crédit Agricole. Neben den lokalen Entwicklungsmöglichkeiten ist die globale Vernetzung in der Zusammenarbeit ein wichtiger Punkt. Wir unterstützen auch, wenn sich engagierte Mitarbeitende in der Gruppe weiterentwickeln möchten. Und wie bereits angesprochen, durch das breite Know-how, das man sich im Asset Servicing erarbeitet, stehen bei uns viele Türen offen. Als Arbeitgeber ist es uns wichtig, jede Einzelne und jeden Einzelnen bei ihrem bzw. seinem eigenen Karriereweg zu begleiten und sinnvolle Entwicklungsschritte im Haus aufzuzeigen. In der Personalentwicklung legen wir dabei ein großes Augenmerk auf die Verantwortung der Führungskräfte. Sie kennen ihre Teams am besten und können, gemeinsam mit der HR-Abteilung, Potenzial erkennen und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten aktiv vorantreiben.
Was bietet Caceis als Arbeitgeber? Wir sind als Arbeitgeber in einem Prozess des Wandels. Wir arbeiten intensiv an den einzelnen Jobprofilen, der Wahrnehmung als Verwahrstelle und an der Unternehmenskultur. Unser Fokus liegt auf der einen Seite auf der Expertise, die die Teams über die Jahre aufgebaut haben, aber auf der anderen Seite müssen alle bereit für Neues sein. Die Kunden werden digitaler und die regulatorischen Anforderungen komplexer. Hier spielt auch Diversität eine wichtige Rolle. In allen Facetten, aber insbesondere auch mit Blick auf die Altersstruktur. Wir machen seit vielen Jahren sehr gute Erfahrung mit Teams, die sowohl junge als auch sehr erfahrene Teammitglieder haben. Da bildet sich sehr natürlich eine Balance. Wir finden, dass zu viel über Generationenschubladen diskutiert wird. Wer gemeinsam an herausfordernden Projekten arbeitet, macht sich nach meiner Einschätzung keine Gedanken darüber, dass hier gerade vielleicht 20 Jahre Altersunterschied am Tisch sitzen. Natürlich bieten wir auch für alle Mitarbeitenden interessante Benefits und Weiterbildungsangebote, aber bei allen Gesprächen stelle ich immer wieder fest, dass ein „gutes Miteinander“ das Wichtigste ist.
https://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2025/05/caceis-titelbild.jpeg10801920mindchangehttps://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2023/12/mc_logo_web-1.pngmindchange2025-05-09 18:54:032025-05-09 18:54:05Was hat die Bankenbranche zu bieten?
Für 89 Prozent ist derzeit ein sicherer Arbeitsplatz wichtig: Das bestätigt die repräsentative Arbeitszufriedenheits-Studie von Avantgarde Experts, die in Zusammenarbeit mit YouGov unter 1.118 Arbeitnehmer:innen mit akademischer Ausbildung in Deutschland durchgeführt wurde. Auch die politisch und wirtschaftlich unruhige Zeit beeinflusst die Mitarbeitenden hierzulande. So ist die Hälfte der Befragten (50 Prozent) optimistisch, dass die neue Bundesregierung den richtigen Rahmen für wirtschaftlichen Aufschwung schaffen kann. Zugleich fordern 40 Prozent der Studienteilnehmenden, dass sich CEOs in Deutschland viel sichtbarer und aktiver zu Parteien und Politiker:innen positionieren sollten. Außerdem zeigen die Ergebnisse: Das Privatleben hat eine höhere Priorität als der Beruf. So wird die Flexibilität, um Job und andere Interessen unter einen Hut zu bringen als größter Mehrwert am Arbeitsverhältnis gesehen (35 Prozent) – für 18 Prozent wären mehr Urlaubstage ein entscheidender Faktor für einen Jobwechsel.
Wachstum ist auch in schwierigen Zeiten möglich – Philipp Riedel sieht seine eigene Company als bestes Beispiel dafür. Gleichzeitig fordert er mehr klare Bekenntnisse am Standort zu einer offenen Gesellschaft.
Neustart in Deutschland? Akademiker:innen trauen Politik Kurswechsel zu
Die Hälfte der befragten Akademiker:innen blickt bei der Befragung im März 2025 positiv in die Zukunft: 50 Prozent ist (sehr) optimistisch, dass die neue Bundesregierung den richtigen Rahmen für wirtschaftlichen Aufschwung schaffen kann – besonders hoffnungsvoll ist der Energiesektor (92 Prozent). Diesen positiven Zukunftsblick teilt auch Philipp Riedel – denn entgegen dem derzeitigen Trend setzt der CEO von Avantgarde Experts auf Investition, mutige Entscheidungen und Entwicklung: „Wachstum trotz angespannter Wirtschaftslage? Wir sind das beste Beispiel – denn wir sind in nur sechs Monaten von 200 auf 300 interne Mitarbeitende gewachsen. Während andere momentan bremsen, drücken wir aufs Gas. Ein wahrer Kickstart für unser Wachstum: der Zusammenschluss mit der internationalen YER Group. Unser Kurs: nicht zögern, sondern handeln. In Rekordzeit sind wir mit YER nicht nur zu einer Einheit zusammengewachsen, sondern konnten auch unsere Recruiting- und Consulting-Teams insbesondere in den Bereichen IT und Energy vergrößern.“
Haltung zeigen: Beängstigender Rechtsruck fordert CEOs mit klarer Haltung
Kontroverse Meinungen, eine weltweit angespannte politische Lage und der Erfolg populistischer Parteien prägen aktuell unser Leben. Das macht auch vor dem Job nicht halt. So sind 20 Prozent der Studienteilnehmenden mit Blick auf ihre Arbeitsplatzsicherheit durch den weltweiten Rechtsruck verunsichert. Zudem fordern 40 Prozent: CEOs sollten sich in Deutschland viel sichtbarer und aktiver zu Parteien und Politiker:innen positionieren. Ein Branchenblick zeigt jedoch deutliche Unterschiede. Energie-Expert:innen befürworten eine klare Haltung sehr stark (92 Prozent). Bei den Befragten aus der IT-Branche finden hingegen 45 Prozent und bei denen des Mobility-Sektors sogar 53 Prozent: Unternehmer:innen sollten hier nicht sichtbarer und aktiver werden. Wie würde sich das Verhältnis zum eigenen Chef oder der Chefin ändern, wenn diese öffentlich eine politische oder kontroverse Meinung vertritt, die man selbst nicht teilt? Die aktuelle Studie zeigt: 39 Prozent der Befragten würden in so einem Fall aktiv das Gespräch suchen, bei den befragten Energie-Expert:innen sogar 69 Prozent – während 21 Prozent aller Befragten sich zwar ärgern, aber keine Konsequenzen ziehen würden.
Hohe Jobzufriedenheit – doch Krise drückt der Mobility-Branche aufs Gemüt
In Deutschland herrscht eine hohe Jobzufriedenheit. So sind 83 Prozent der Studienteilnehmenden eher bis sehr zufrieden mit ihren aktuellen Arbeitsbedingungen. Doch ein Blick auf einzelne Branchen zeigt ein differenzierteres Bild. So ist die Zufriedenheit in der IT-Branche im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozentpunkte (von 92 auf 86 Prozent) gesunken. Die Krise in der Mobility-Branche, die derzeit weltweit Unternehmen beschäftigt, drückt auf die Stimmung der Angestellten – mit einem Jobzufriedenheitswert von 77 Prozent bilden sie in diesem Jahr das Schlusslicht. Spitzenreiter mit 95 Prozent ist die Energiebranche bei der Jobzufriedenheit – hier fühlen sich auch 92 Prozent mitverantwortlich für den Unternehmenserfolg (gesamter Durchschnitt: 70 Prozent).
„In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit sind Arbeitnehmende grundsätzlich weniger wechselwilliger – das bestätigt auch die Studie: 61 Prozent der Befragten planen keinen Jobwechsel in den nächsten sechs Monaten. Doch nach wie vor sind Arbeitgeber gefragt, durch attraktive Rahmenbedingungen zu überzeugen. Denn eins ist klar: Wer jetzt die besten Köpfe bindet und gewinnt, hat beim nächsten wirtschaftlichen Aufschwung einen klaren Wettbewerbsvorteil“, so Philipp Riedel.
Die drei Top-Faktoren für Arbeitszufriedenheit sind das Gehalt (51 Prozent), flexible Arbeitszeiten (33 Prozent) und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun (27 Prozent). Ebenso zeigt sich bei den befragten Akademiker:innen in Deutschland eine hohe Freizeitorientierung. Als größten Mehrwert an ihrem Arbeitsverhältnis sehen sie Flexibilität, um Job und andere Interessen unter einen Hut zu bringen (35 Prozent). Auch Urlaub hat einen hohen Stellenwert. So zählen mit 18 Prozent mehr Urlaubstage – nach einer Gehaltserhöhung (43 Prozent) – zu den wichtigsten Faktoren, die einen Jobwechsel veranlassen könnten.
Faules Deutschland? Dienst nach Vorschrift trifft auf Unterforderung
Überstunden und die Extrameile, um die deutsche Wirtschaft anzukurbeln? Fehlanzeige! Die Befragten sind überzeugt: Mehr als die Hälfte ihrer direkten Kolleg:innen (52 Prozent) geben nicht alles im Job. So macht laut Einschätzung der Studienteilnehmenden ein Großteil der Mitarbeitenden überwiegend (33 Prozent) oder ausschließlich (14 Prozent) Dienst nach Vorschrift und fünf Prozent arbeiten sogar nur am Minimum. Zudem sind nur 42 Prozent mit ihrer aktuellen Aufgabe ausgelastet. Besonders erschreckend: In zukunftsfähigen Branchen, wie dem Energiesektor, gibt in Summe die Hälfte der Befragten (50 Prozent) an, dass entweder ihr Potenzial nicht ganz ausgeschöpft ist (31 Prozent) oder dass sie sicherlich noch wertvoller für das Unternehmen sein könnten (19 Prozent). Doch auch im Mobility-Sektor, der eine Zeitenwende braucht, sehen 26 Prozent der Expert:innen ihr Potenzial in ihrer Tätigkeit nicht ganz genutzt, 14 Prozent könnten wertvoller für das Unternehmen sein und vier Prozent fühlen sich komplett unterfordert.
https://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2025/05/Philipp-Riedel_Copyright_MAIWOLF-Photography_Avantgarde-Experts-scaled.jpg17082560mindchangehttps://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2023/12/mc_logo_web-1.pngmindchange2025-05-08 10:52:212025-05-08 10:52:23Jeder Fünfte fürchtet Jobverlust durch Rechtsruck
Priit Kongo, CEO der Net Group, spricht im Interview über die Frage, wie KMU sinnvoll ihre digitale Identität schützen können. Das Unternehmen baut einen „digitalen Partner“ für jeden KMU-Geschäftsführer, der die NIS2-Anforderungen erfüllen muss. Gerade Remote Work und moderne Organisationsformen in den Unternehmen machen solche Schritte notwendig.
Priit Kongo: „In einer wettbewerbsorientierten Welt, in der Chatbots jedes Wertversprechen generieren können, ist die Unternehmenskultur das Einzige, was uns unterscheiden kann.“ (Credits: Marilin Leenurm / Net Group)
Was bedeuten die ganzen modernen Arbeitsformen wie Hybrid und Remote Work etc. für die Security und letztendlich dann auch für Cloud-Anbieter? Der Schritt von der analogen Welt in die „Cloud“ verändert die Sicherheitsparadigmen. Waren früher die Informationssysteme intern und die Sicherheit im Büro verankert, arbeiten die Menschen heute von überall und mit jedem Gerät. Das führt zu neuen Prinzipien, von denen die „Zero-Trust“-Architektur eines der wichtigsten ist. In der Praxis bedeutet die digitale Identität den neuen Perimeter; der Zugriff auf die Systeme basiert auf der Identität, nicht auf dem Standort. Der Alltag bringt neue Anforderungen mit sich, wie beispielsweise NIS2 in Europa, wo eine der sichtbaren Maßnahmen die Multi-Faktor-Authentifizierung ist (der Benutzer muss seine Identität zusätzlich zu einem Passwort mit einer Einmal-PIN per SMS bestätigen).
Mit der Übernahme von Cloud Ahoi betritt die Net Group nun offiziell den deutschen Markt. Was sind Ihre kurz- und langfristigen Ziele für den Standort Deutschland – und warum gerade jetzt? Die Net Group hat 70 % des deutschen Cybersicherheitsunternehmens Cloud Ahoi übernommen. Die wichtigsten Mitarbeiter von Cloud Ahoi bleiben im Unternehmen, und wir erwarten eine langfristige, erfolgreiche Zusammenarbeit. Die Net Group ist nun offiziell auf dem deutschen Markt vertreten. Unsere Strategie ist langfristig angelegt: Unser Ziel ist die Einführung einer hochmodernen Webplattform für IT-Sicherheitsmanagement mit Tools für jedes KMU, um das Bewusstsein für Cybersicherheit zu stärken, Risiken zu identifizieren und umsetzbare Pläne zur Bewältigung dieser Herausforderungen zu entwickeln. Die Plattform umfasst Bewertungstools, Schulungsräume für Cybersicherheit, Penetrationstests (PEN), Dokumentenmanagementfunktionen sowie Projektmanagement-Tools und Kalender mit Aufgabenplänen und Erinnerungen. Kurz gesagt: Sie wird der digitale Partner für jeden KMU-Geschäftsführer sein, der die NIS2-Anforderungen erfüllen muss. Um unseren ehrgeizigen Plan umzusetzen, nutzen wir die estnische Cybersicherheitsexpertise der letzten 15–20 Jahre und passen dieses wertvolle Wissen an die Bedürfnisse des deutschen Marktes an.
Cloud Ahoi bleibt operativ eigenständig, agiert aber künftig unter dem Dach eines internationalen Konzerns. Wie verändert sich dadurch Ihre tägliche Arbeit – und welche Chancen sehen Sie für Ihr Team? Net Group und Cloud Ahoi werden gemeinsame Marketing- und Vertriebsstrategien verfolgen. Das Projektmanagement, die Schulungen zur Cybersicherheit und alle täglichen Aktivitäten werden weiterhin unabhängig vom Cloud Ahoi-Team umgesetzt. Die Entwicklung neuer Services für den deutschen Markt sowie für zukünftige Märkte erfolgt jedoch auf Unternehmensebene in Zusammenarbeit beider Teams. Wir implementieren ein Semi-Matrix-Organisationsmodell, das dem Cloud Ahoi-Team weitgehende Unabhängigkeit ermöglicht, während strategisch wichtige Themen zentralisiert werden. Wir erwarten Veränderungen in unseren Vertriebs-, Marketing- und Geschäftsentwicklungsteams. Wir werden gemeinsame Vertriebstools nutzen, Marketingbotschaften koordinieren und unsere Wertangebote an die breiteren Marktbedürfnisse anpassen. Das Interesse an der neuen internationalen Perspektive ist groß. Die Net Group erwirtschaftet bereits 40 % ihres Umsatzes in den nordischen Ländern und Luxemburg, aber die Größe und das Potenzial des deutschen Marktes werden unsere tägliche Arbeit grundlegend verändern.
Die Net Group ist international stark in der digitalen Verwaltungsmodernisierung – Stichwort: E-Government. Welche estnischen Technologien oder Lösungen könnten künftig auch in Deutschland eingesetzt werden? Wie bereits erwähnt, planen wir die Einführung einer Cybersicherheits-Management-Plattform für KMU. Das bedeutet, dass wir neben unserem Wissen in der E-Government-Modernisierung auch estnische Expertise im Cybersicherheitsmanagement auf den deutschen Markt bringen. Estland gilt nach den russischen Angriffen im Jahr 2007 als erster Cyberkriegsveteran und baut seitdem seine Cyber-Resilienz kontinuierlich aus. So hat beispielsweise das NATO Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence (CCDCOE) seinen Hauptsitz in Tallinn. Locked Shields – die weltweit größte und modernste Cyber-Abwehrübung mit scharfer Munition – findet seit 2010 jährlich in Tallinn statt. Dies sind die Kompetenzbereiche, die wir auf den deutschen Markt bringen.
Entscheidungen treffen, Pläne umsetzen, klare Worte, starke Ingenieursleistungen: Die kulturellen Unterschiede zwischen Estland und Deutschland sind nicht so groß.
Cybersicherheit wird angesichts von Zertifizierungen für Unternehmen immer wichtiger. Wie wollen Sie gemeinsam den Mittelstand in Deutschland dabei unterstützen, zukunftssicher zu werden? Unsere Cybersicherheits-Management-Plattform dient deutschen KMU als zentrale Anlaufstelle, um ihre Cybersicherheitsherausforderungen zu bewerten und zu bewältigen, die notwendigen Zertifizierungen zu erhalten und sich zukunftssicher zu machen.
Die Unternehmenskulturen in Estland und Deutschland unterscheiden sich mitunter deutlich. Wie gehen Sie mit kulturellen Unterschieden um – und was können beide Seiten voneinander lernen? Hier würde ich eine andere Meinung vertreten. Die estnische und die deutsche Unternehmenskultur sind sich recht ähnlich. Estland, das über 700 Jahre lang vom deutschen Adel geprägt war, hat eine vergleichbare Managementkultur entwickelt: „Entscheidungen treffen, Pläne umsetzen, klare Worte, starke Ingenieursleistung.“ Beide Länder, Estland und Deutschland, sind Biertrinker:innen und Sauerkrautliebhaber:innen. Im Vergleich zu südeuropäischen Ländern sind die Unterschiede minimal.
Die Expansion von Net Group nach Deutschland erfolgt in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Markt für digitale Lösungen und Cybersicherheit. Was hebt Net Group und Cloud Ahoi von anderen Wettbewerbern ab, und warum sollten deutsche Unternehmen gerade jetzt auf Ihre Lösungen setzen? In der heutigen wettbewerbsorientierten Welt, in der Dienstleistungen und Produkte schnell kopiert werden können und Chatbots jedes Wertversprechen generieren können, ist die KULTUR der einzige echte Wettbewerbsvorteil. Es geht darum, wie wir innerhalb unserer Unternehmen miteinander umgehen und wie wir unsere Kunden behandeln. Die Kultur bei Cloud Ahoi und der Net Group zeichnet uns aus. Der Kunde steht bei uns immer an erster Stelle. Wir sind ehrlich. Wir scheuen uns nicht, Risiken einzugehen. Und wir bleiben bis zum Schluss bei unseren Kunden, wir geben niemals auf. Ich weiß, das ist leicht gesagt, aber die wahre Herausforderung besteht darin, danach zu leben. Cloud Ahoi wurde bisher von seinen Kunden für seine hervorragende Servicequalität gelobt. Dasselbe gilt für die Net Group in unseren bestehenden Märkten. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass wir das Gleiche leisten können.
https://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2025/04/Fotograaf_Marilin_Leenurm_Priit_Kongo_1-scaled.jpg17062560mindchangehttps://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2023/12/mc_logo_web-1.pngmindchange2025-04-17 15:14:012025-04-17 15:16:45Digitale Identität: KMU können sich schützen
Wir haben mit Esther Jehle gesprochen. Sie ist seit März 2020 Personalleiterin bei Villeroy & Boch und begleitet die Organisationsentwicklung. Für das mittelständische Unternehmen aus dem Saarland ist vor allem die digitale Transformation in allen Unternehmensteilen spürbar. Sie zeigt, wie es gelingen kann, mit einem strukturierten Ansatz und auch „Experimentierfreude“ die Herausforderungen zu meistern.
Esther Jehle: „Für uns ist es entscheidend, attraktive Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, um jungen Menschen die Perspektive zu geben, sich langfristig bei uns verwirklichen zu können. Dabei ist uns aber auch bewusst, dass es nicht genügt, nur auf regionale Verwurzelung zu setzen.“
Frau Jehle, brauchen wir einen neuen „New Work“-Begriff?
New Work ist ein überstrapazierter Begriff, den auch jeder anders interpretiert. Was im Kern aber richtig ist: wir müssen Arbeit neu denken, denn wir haben zunehmend einen Arbeitnehmermarkt. New Work heißt für mich Konzepte zur Mitarbeiterbindung – und das ist nicht der kostenlose Obstkorb, sondern ein Komplettpaket: Flexibilität, Mitbestimmung und Weiterentwicklung gezielt fördern sowie die Möglichkeit selbst zu gestalten.
Für uns als mittelständisches Unternehmen mit einem starken regionalen Bezug im Saarland ist die Gewinnung neuer Mitarbeiter und das Weiterentwickeln bestehender Mitarbeiter besonders wichtig.
Die digitale Transformation und New Work sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Beide Themenwelten treiben einander an. Nehmen wir als Beispiel nur mal „Remote Work“. Technisch kein Thema – aber kulturell wieder heiß diskutiert. Mit KI hat der nächste große Treiber bereits Einzug gehalten. Wie „fangen Sie solche Themen ein“ und integrieren Sie in Ihre Unternehmenskultur?
Von Anfang an haben wir die digitale Transformation zur Chefsache gemacht und mit meinem Kollegen Peter Domma einen eigenen Digitalvorstand etabliert, der alle Maßnahmen strategisch steuert. Unser Ziel ist es, das „Digital First Mindset“ in allen Bereichen zu verankern – von der Verwaltung bis hin zur Produktion. Dabei steht stets der konkrete Mehrwert für unsere Mitarbeiter im Vordergrund. Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein, sondern muss reale Arbeitserleichterungen schaffen. Nur wenn digitale Lösungen im Alltag spürbar unterstützen, entstehen keine kulturellen Widerstände. Ein gutes Beispiel dafür ist die Einführung unserer eigenen „Chatbot“ KI-Lösung „ELLA“, die bereits erfolgreich im Einsatz ist und maßgeblich zur Effizienzsteigerung beiträgt. So wird deutlich: Digitalisierung wird bei uns nicht nur diskutiert, sondern aktiv gelebt.
In einem derart großen Unternehmen wie Villeroy & Boch gibt es unterschiedliche Kulturen – selbstverständlich auch und gerade in Bezug auf die weltweit vorhandenen Produktionsstrecken. Wie schafft man es da, eine gemeinsame Kultur zu entwickeln?
Die Entwicklung einer gemeinsamen Kultur in einem großen, international agierenden Unternehmen wie Villeroy & Boch ist eine Herausforderung. Wir haben in 40 Ländern Standorte von den USA über Europa und Middle East bis nach Asien. Im letzten Jahr haben wir durch die Akquisition von Ideal Standard unsere Unternehmensgröße verdoppelt – von 900 Mio. € auf 1,4 Mrd. € mit mehr als 12.000 Mitarbeitern. Dabei sind zwei Kulturen aufeinandergetroffen. Für uns war entscheidend, nicht nur die Unterschiede zu erkennen, sondern vor allem auf Gemeinsamkeiten aufzubauen. Aktuell sind wir mitten im Prozess, eine einheitliche Kultur zu etablieren. Hierbei setzen wir auf Kernprinzipien sowie eine klar formulierte Vision, Mission und Strategie, die verständlich und greifbar sind.
Neue Technologien stellen gerade junge Menschen vor große Herausforderungen, die oft in einem Spannungsfeld zwischen Orientierung und Neugier liegen. Wir erleben das in unserem Unternehmen sehr deutlich, da wir stark regional geprägt sind
Dieser Prozess wird durch konkrete Trainings und strukturierte Dialogformate mit Führungskräften und Mitarbeitern unterstützt. Zentral für den Erfolg ist der Start bei den Führungskräften, die als Rolemodels die gemeinsame Kultur vorleben und diese schrittweise in die gesamte Organisation tragen. Begleitet wird der Prozess durch regelmäßige Trainings, Storytelling und interne Kommunikation. Um den Fortschritt zu messen, führen wir zudem Umfragen durch.
Uns ist bewusst, dass dieser Wandel nicht von heute auf morgen geschieht. Kulturentwicklung ist ein dynamischer, kontinuierlicher Prozess, der Zeit benötigt, um organisch zu wachsen. Sie lässt sich nicht wie eine Maschine an- und ausschalten, sondern verlangt Geduld, Engagement und stetige Anpassung.
Was bedeuten die ganzen neuen Technologien in der Arbeitswelt Ihrer Meinung nach für junge Menschen?
Neue Technologien verändern die Arbeitswelt rasant und stellen gerade junge Menschen vor große Herausforderungen, die oft in einem Spannungsfeld zwischen Orientierung und Neugier liegen. Wir erleben das in unserem Unternehmen sehr deutlich, da wir stark regional geprägt sind – sowohl am Hauptstandort im Saarland als auch an unseren weltweiten Büro- und Produktionsstandorten, an denen wir oft schon seit Jahrzehnten verankert sind. Viele unserer Mitarbeiter kommen aus der Region, und nicht selten arbeiten ganze Familien oder sogar mehrere Generationen bei Villeroy & Boch. Diese enge Bindung schafft Sicherheit und Identifikation mit dem Unternehmen, was wir auch bei der jungen Generation wieder vermehrt beobachten, da Heimatverbundenheit für sie eine wichtige Rolle spielt.
Gerade deshalb ist es für uns entscheidend, attraktive Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, um jungen Menschen die Perspektive zu geben, sich langfristig bei uns verwirklichen zu können. Dabei ist uns aber auch bewusst, dass es nicht genügt, nur auf regionale Verwurzelung zu setzen. Um in der modernen Arbeitswelt erfolgreich zu sein, braucht es ein globales Mindset, das über die Landesgrenzen hinausgeht. Deshalb fördern wir eine Kultur des Lernens, in der lokale Verankerung und internationale Offenheit Hand in Hand gehen und sich gegenseitig bereichern. Diese Mischung hilft dabei, das Spannungsfeld zwischen der Suche nach Sicherheit und der notwendigen Neugier zu meistern, indem wir jungen Menschen Stabilität bieten, ohne ihre Offenheit für Neues zu bremsen.
Nehmen wir an, Sie würden Ihr jüngeres ich beim Beginn Ihrer Karriere treffen, welchen persönlichen Ratschlag würden Sie ihm mitgeben?
Sei offen und mutig. Ergreife eine spannende Gelegenheit. Auch, wenn nicht von Anfang an alles definiert ist. Du wirst überrascht sein, welche neuen Wege sich beim Vorwärtsgehen ergeben. Mein Motto ist: Shape & create and make it happen!
https://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2025/04/Esther-Jehle.1114805.Full-resolutionweb-e1744279588681.jpg440915mindchangehttps://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2023/12/mc_logo_web-1.pngmindchange2025-04-10 11:56:012025-04-10 12:06:45Brauchen wir einen neuen New Work Begriff?
In vielen Unternehmen laufen Employer Branding und gesellschaftliches Engagement noch getrennt voneinander. Dabei kann die Verbindung beider Bereiche zu einem echten Erfolgsmodell werden – für das Unternehmen selbst und für die Gesellschaft. Simone Stein-Lücke, Gründerin und Geschäftsführerin des Social-Impact-Unternehmens BG3000, erklärt im Interview, wie das Projekt „IT-Ersthelfende“ beide Welten erfolgreich vereint.
Frau Stein-Lücke, wenn Sie an die vielen Möglichkeiten denken, die Jugendliche heute haben: Wo finden diese Jugendlichen eigentlich berufliche Orientierung? Gerade in einer Zeit, in der Informationen im Überfluss verfügbar sind, haben viele Jugendliche Schwierigkeiten, sich auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zurechtzufinden. Sie stoßen zwar überall auf Jobportale und Social-Media-Angebote, doch der persönliche Einblick in Berufe oder Unternehmen fehlt oft. Das führt bei vielen dazu, dass sie sich bei ihrer Berufswahl eher von Zufällen leiten lassen, statt zielgerichtet herauszufinden, was wirklich zu ihnen passt.
Welche Rolle sollte die Schule dabei spielen? Meiner Meinung nach könnte die Schule viel stärker praxisnahe Einblicke in verschiedene Berufsfelder bieten. Theoretisch sprechen Lehrkräfte im Unterricht schon über berufliche Zukunftswege. Aber ohne die enge Verzahnung mit der Wirtschaft bleibt das oft abstrakt. Die Schule kann jedoch wichtige Grundlagen schaffen: zum Beispiel indem sie Lerninhalte stärker mit realen Herausforderungen und Projekten verknüpft.
Inwiefern setzt Ihr Ansatz hier an dieser Lücke an? Mit unseren „IT-Ersthelfenden“-Bootcamps holen wir Unternehmen und Schulen an einen Tisch. Wir zeigen Jugendlichen konkret, wie IT in der Praxis funktioniert und welche spannenden Perspektiven dahinterstecken – von technischen Herausforderungen bis zu kreativen Aufgaben. So schließen wir die Lücke zwischen Theorie und Praxis. Die Jugendlichen erfahren unmittelbar, wie vielfältig die IT-Branche ist und wie schnell sie selbst Neues lernen können.
„Wenn sich Unternehmen direkt in den Schulen – zum Beispiel als IT-Ersthelfende – engagieren, trifft gelebtes Employer Branding auf gesellschaftliches Engagement“, sagt Simone Stein-Lücke.
Wie bringen Sie die Unternehmen und Schülerinnen und Schüler zusammen? Wir organisieren die Bootcamps direkt an Schulen oder in Unternehmen, je nachdem, was am besten passt. Teilnehmende Unternehmen können ihre eigenen Mitarbeitenden einbinden oder auf unsere Trainer:innen setzen. Wichtig ist uns, dass die Schülerinnen und Schüler echte Einblicke bekommen und sich gut aufgehoben fühlen. Gleichzeitig haben die Unternehmen die Chance, frühzeitig mit potenziellen Nachwuchskräften in Kontakt zu kommen. Das ist Employer Branding zum Anfassen.
Was erleben Sie in den Camps? Wie kommen diese bei den Schülern an? Die Stimmung ist immer sehr lebendig und motivierend. Die Jugendlichen schrauben zum Beispiel Laptops auf, lernen Problemlösungen für Hard- und Software kennen oder probieren erste Programmcodes aus. Schnell merken sie: „IT kann richtig Spaß machen – und ich kann das!“ Dass sie am Ende als „IT-Ersthelfende“ ihre Schule im Bereich Digitalisierung unterstützen, gibt ihnen zusätzliches Selbstvertrauen. Wir haben von vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gehört, dass sie das Camp als persönlichen Wendepunkt empfinden – hin zu mehr Interesse an MINT-Fächern und einem klareren Berufsziel.
Was macht „IT-Ersthelfende“ denn nun so besonders? „IT-Ersthelfende“ verbindet die digitale Ausbildung junger Menschen mit den Zielen von Unternehmen, die ihr Employer Branding stärken möchten. In dreitägigen Bootcamps lernen Schülerinnen und Schüler, wie sie Hard- und Softwareprobleme eigenständig lösen – und entdecken gleichzeitig, wie spannend und vielseitig IT-Berufe sind. Danach gehen sie als „IT-Ersthelfende“ an ihre Schulen zurück und unterstützen Mitschüler:innen sowie Lehrkräfte bei digitalen Herausforderungen. So entsteht ein Mehrwert für die Jugendlichen, für die Schulen und natürlich für die engagierten Unternehmen.
Wie profitieren Unternehmen konkret davon, wenn sie sich an „IT-Ersthelfende“ beteiligen? Unternehmen positionieren sich als innovativ und verantwortlich handelnd. Sie erhalten direkten Zugang zu potenziellen Nachwuchskräften, die bereits erste Praxiserfahrungen in der IT gesammelt haben und motiviert sind, weiterzulernen. Das ist Employer Branding mit echtem Mehrwert, weil die Jugendlichen das Unternehmen aktiv erleben und nicht nur über Anzeigen oder Social Media wahrnehmen.
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen? Ein gutes Beispiel ist unser Partner EnBW in Baden-Württemberg. Dort haben wir in sechs Bootcamps alle Teilnehmenden mit der EnBW-App zur Berufsorientierung vertraut gemacht – gescannt haben sie die App alle, und rund 50 Prozent sind später privat nochmals zurückgekehrt, um sich ausführlicher über Ausbildungsmöglichkeiten oder ein duales Studium zu informieren. So schafft das IT-Ersthelfenden Camp Interesse und weckt gleichzeitig echtes Vertrauen in die Marke EnBW.
Inwiefern ist euch die Förderung von Mädchen wichtig? Mädchen sind in MINT-Fächern noch immer unterrepräsentiert. Gerade deshalb legen wir im Projekt IT-Ersthelfende großen Wert darauf, sie für IT und Technik zu begeistern. Wenn sie früh positive Erfahrungen machen und Erfolgserlebnisse haben, steigt die Wahrscheinlichkeit enorm, dass sie sich für einen MINT-Beruf entscheiden. Damit tun wir nicht nur etwas für die Gleichstellung, sondern begegnen auch dem Fachkräftemangel in der IT-Branche.
Wie können sich interessierte Unternehmen einbringen? Wir stimmen die Zusammenarbeit individuell ab – von den Orten, an denen Camps stattfinden, über die Programminhalte bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit. Unternehmen können sich an beliebig vielen Standorten beteiligen, ihre eigenen Mitarbeitenden einbringen oder auf unsere Trainerinnen und Trainer setzen. Wichtig ist, dass wir gemeinsam ein authentisches Umfeld schaffen, in dem die Jugendlichen lernen und sich wohlfühlen.
Was ist Ihre Botschaft an Firmen, die überlegen, sich zu engagieren? Employer Branding und gesellschaftliches Engagement sind ein starkes Duo. Wenn beide Hand in Hand gehen, entsteht ein echter Mehrwert für alle Seiten. IT-Ersthelfende zeigt, wie das gelingen kann. Wer sich dafür interessiert, kann sich jederzeit bei BG3000 melden. Denn die IT-Ersthelfenden von heute sind die IT-Fachkräfte von morgen.
https://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2025/04/Portraet-Simone-scaled-e1744279633531.jpg12902402mindchangehttps://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2023/12/mc_logo_web-1.pngmindchange2025-04-08 08:26:042025-04-10 12:07:35Employer Branding zum Anfassen:„IT-Ersthelfende“ machen Schule in der Wirtschaft
Silke Masurat ist mit ihrem Zentrum für Arbeitgeberattraktivität so etwas wie der Leuchtturm des Mittelstands. Gemeinsam mit ihr richten sich viele Unternehmen so aus, dass sie für Fachkräfte attraktiv sind. Daher ist genau sie die richtige Person, wenn wir über Upskilling, also über Personalentwicklung in der Breite, sprechen wollen.
Frau Masurat, übereinstimmend kommen verschiedene Studien, allen voran der Future Work Report, zu dem Ergebnis, dass Unternehmen „in der Breite“ neue Kenntnisse für das KI-Zeitalter etablieren müssen. Doch viele Unternehmen kämpfen aktuell mit existenziellen Herausforderungen. Verfängt die Botschaft? Die Botschaft verfängt, aber oft nur selektiv. Viele Unternehmen erkennen die Dringlichkeit, doch klafft zwischen Einsicht und Umsetzung eine Lücke. Der Future Work Report zeigt: Wer heute nicht in KI-Kompetenzen investiert, riskiert in wenigen Jahren den Anschluss zu verlieren. Gleichzeitig stehen besonders KMUs vor kurzfristigen Krisen wie Fachkräftemangel, Energiekosten und Lieferkettenproblemen, die strategische Themen wie Upskilling in den Hintergrund drängen. Dennoch gibt es Pioniere, die das Thema strategisch angehen – etwa durch Micro-Learning-Formate oder Kooperationen mit EdTech-Anbietern. Der Einstieg ist oft einfacher als gedacht: Schon das regelmäßige Nutzen von KI-Tools wie ChatGPT oder Copilot im Arbeitsalltag kann die Lernkurve fördern. Wichtig ist dabei, dass Führungskräfte als Vorbilder agieren und klar machen: KI-Kompetenz ist kein „Nice-to-have“, sondern überlebenswichtig.
„Mitarbeiter bleiben länger im Unternehmen, wenn sie klare Entwicklungsperspektiven sehen“, sagt Silke Masurat.
Wie können Unternehmen trotz zahlreicher Herausforderungen einen klaren Upskilling-Plan entwickeln? Ein klarer Plan erfordert Priorisierung und Pragmatismus. Drei Schritte haben sich in der Praxis bewährt:
Skills-Assessment durchführen Zuerst sollte man den aktuellen Stand im Unternehmen checken: Was können die Mitarbeiter schon, wo gibt es Lücken? Eine Gap-Analyse hilft dabei – etwa zu sehen, wie es um Datenkompetenz oder Prompt-Engineering steht. Tools wie Skills-Mapping oder einfach Mitarbeiterbefragungen liefern hier gute Ansätze.
Pilotprojekte starten Am besten fängt man klein an, zum Beispiel mit einem „KI-Tag“, wo Teams konkrete Anwendungen ausprobieren. So sammelt man praktische Erfahrung, ohne gleich ein großes Projekt aufzusetzen.
Externe Angebote nutzen Man muss nicht alles selbst machen – Hochschulen oder Plattformen wie Coursera bieten passende Kurse an. Das spart interne Ressourcen und bringt schnell Know-how ins Team.
Was mir besonders am Herzen liegt: Upskilling sollte Chefsache sein, nicht nur HR-Thema. Wenn die Führungsebene die Vorbildrolle lebt und aktiv unterstützt – zum Beispiel mit Budget, Zeit und Kommunikation – steigt die Akzeptanz im ganzen Unternehmen.
Weiterbildung und Training on the Job können ein schlagkräftiges Mitarbeiterbindungsinstrument sein. Wie wichtig ist das laut Ihren Beobachtungen? Weiterbildung ist ein zentraler Hebel für Mitarbeiterbindung – besonders für die Generationen Y und Z, die kontinuierliches Lernen als festen Bestandteil ihrer Karriere erwarten. Studien zeigen, dass Mitarbeitende länger im Unternehmen bleiben, wenn sie klare Entwicklungsperspektiven sehen. Effektive Weiterbildung muss jedoch zielgerichtet und praxisnah sein. Formate wie „Learning Sprints“, bei denen Teams neue Tools direkt anwenden, verbinden Wissensaufbau mit direktem Mehrwert für den Arbeitsalltag. Besonders wirksam ist es, Mitarbeitende aktiv einzubinden: Die Frage, welche Skills Mitarbeitende für ihre Rolle in zwei Jahren benötigen, können diese meist am besten beantworten. So wird Weiterbildung zum individuellen Karrieretreiber statt eines Top-down-Programms.
Upskilling geht einher mit moderner Führungskultur… Inwiefern deckt sich diese These mit Ihren Beobachtungen? Das deckt sich absolut mit meinen Beobachtungen. Eine moderne Führungskultur ist der Schlüssel für erfolgreiche Upskilling-Initiativen. Hierarchisches „Command-and-Control“ funktioniert nicht mehr – stattdessen braucht es eine kollaborative Kultur des Lernens und Experimentierens.
Erfolgreiche Führungskräfte setzen auf:
Empowerment: Freiräume für Lernzeiten schaffen.
Psychologische Sicherheit: Fehler als Lernchancen begreifen.
Transparenz: Den Sinn hinter Upskilling-Initiativen klar kommunizieren. Ein inspirierendes Beispiel ist das Konzept des „Reverse Mentoring#2: Hier coachen junge Mitarbeitende Führungskräfte und ältere Mitarbeitnde zu neuen Technologien wie KI-Tools. Das stärkt nicht nur die Kompetenzen aller Beteiligten, sondern auch das Vertrauen innerhalb des Teams.
Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Herausforderungen für Führungskräfte? Und was sind Ihre drei Ratschläge für die nächsten Monate? Die größte Herausforderung besteht darin, den Spagat zwischen operativer Effizienz und strategischer Zukunftsfähigkeit zu meistern. Meine drei zentralen Ratschläge lauten:
Machen Sie KI erlebbar: Starten Sie Pilotprojekte – z. B., indem Teams ChatGPT oder ähnliche Tools nutzen, um Prozesse zu optimieren. Nur durch Praxis entsteht Überzeugung.
Seien Sie ein lernendes Vorbild: Zeigen Sie Offenheit für Neues und geben Sie zu, wenn auch Sie dazulernen müssen. Authentizität stärkt Glaubwürdigkeit und motiviert Teams.
Denken Sie in Skills statt in Jobs:
Fragen Sie nicht: „Welche Berufe ersetzt KI?“ Fragen Sie: „Welche Tätigkeiten verändern sich – und wie bereiten wir uns darauf vor?“
Upskilling im KI-Zeitalter ist in meinen Augen keine einmalige Maßnahme – es ist ein kontinuierlicher Prozess der Transformation. Unternehmen, die jetzt handeln, sichern nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit, sondern schaffen auch eine Kultur des Wachstums und der Bindung von Talenten. Der Wandel mag herausfordernd sein – aber er beginnt mit kleinen Schritten und mutigen Führungspersönlichkeiten!
https://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2024/03/zeag_silke-masurat_2_300dpi-scaled.jpg17072560mindchangehttps://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2023/12/mc_logo_web-1.pngmindchange2025-04-07 17:20:162025-04-07 17:20:18KI-Kompetenz ist kein „Nice to have“
Ein persönlicher Wendepunkt im Leben, die Unzufriedenheit im Angestelltenverhältnis und eine gute Geschäftsidee haben Julius Grennigloh dazu bewogen, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Erfahrung damit hatte er keine – aber viel Entschlossenheit und Durchhaltevermögen. Hier erzählt er von seinem Einstieg ins Unternehmertum und den vielen Emotionen die in so einer Gründungsphase auftauchen.
Krisenzeiten sind Gründungszeiten – das bestätigt sich aktuell auch in Deutschland: Die Anzahl an neu gegründeten Startups ist im vergangenen Jahr trotz anhaltender Krisenstimmung wieder leicht angestiegen. Die Hotspots sind weiterhin Großstädte, vor allem Berlin und München, sowie forschungsnahe Standorte. Es boomen insbesondere die Branchen Software, Medizin und Food. Das zeigt der Deutsche Startup Monitor 2024 des Startup Verbandes. Auch für viele junge Menschen ist es vorstellbar, sich selbstständig zu machen beziehungsweise ein eigenes Unternehmen zu gründen. Laut des Global Entrepreneurship Monitors 2023 der Bertelsmann Stiftung ist fast jeder Zweite daran interessiert, Männer eher als Frauen. Allerdings gehen deutlich weniger von ihnen tatsächlich den Schritt. Viele sind unsicher, haben kein Zutrauen in die eigenen Kompetenzen, zweifeln am nötigen Wissen und scheuen den mit der Gründung einhergehenden Stress.
Wie lassen sich diese Hürden überwinden? Unternehmerisches Denken und Handeln werden selten in die Wiege gelegt und Deutschland ist nicht gerade für eine gründungsfreundliche Kultur bekannt. Verwaltungsprozesse und Bewerbungsverfahren für Förderprogramme dauern in der Regel deutlich länger als im Ausland; während das Verfahren vom Beginn bis zum Eintrag einer Gesellschaft in Estland oft in weniger als einer halben Stunde erledigt ist, muss man in Deutschland bis zu vier Wochen einplanen. Neben einem positiven Bild vom Unternehmertum und dem leichteren Zugang zu Ressourcen, braucht es also viel Mut und Selbstbewusstsein.
Wichtig ist das Zeit- und Selbstmanagement: Am Anfang sitzt man oft bis Mitternacht am Schreibtisch und kann vorm Schlafengehen schlecht abschalten – das zerrt an den Nerven. So musste auch ich lernen, mich selbst gut zu strukturieren und Aufgaben zu priorisieren.
Aus dem eigenen Bedarf heraus zur Gründungsidee finden
Meine Gründungsidee ist aus dem eigenen Bedarf heraus entstanden. 2018 habe ich die Diagnose Diabetes-Typ-1 erhalten. Ich hatte mich länger schlapp gefühlt, ungewöhnlich viel Durst, und mir daraufhin Blut abnehmen lassen. Als wäre die chronische Erkrankung selbst nicht schon Schock genug, kam sie zum ungünstigsten Zeitpunkt – parallel zum Einstieg in einen neuen Job. Das Onboarding ging einher mit Blutzucker messen, Kohlenhydrate zählen und Insulin spritzen. Was mich dabei am meisten gestört hat: Essen, ohne Appetit zu haben, und zu jeder Tages- und Nachtzeit der Griff zu schnell wirkenden, aber ungesunden, zuckerhaltigen Lebensmitteln. Der Suchtmechanismus des Zuckers, maßgeblich hervorgerufen durch den süßen Geschmack und seine Wirkung auf das körpereigene Belohnungssystem, hat dazu geführt, dass auch ich, der vorher fast nie Süßigkeiten gegessen hat, anfing zwischendurch immer wieder zu naschen – auch ohne Unterzucker. Sowas wird schnell zur Gewohnheit. So kam ich auf die Gründungsidee: die Entwicklung eines Dextroseprodukts, das keinen klebrig-süßen Geschmack im Mund erzeugt, nicht die Zähne angreift und gleichzeitig vom Körper rasch verwertet wird – eine Marktlücke.
Der Weg von der Idee bis zur Umsetzung und schlussendlich dem Dasein im Unternehmertum war steinig. Vom ersten Prototypen über die Patentanmeldung bis hin zum Verkaufsstart lief vieles am Ende ganz anders ab als gedacht. Ich startete das Projekt neben meinem Vollzeitjob, ohne jegliche Erfahrung im Gründen. Zugute kamen mir betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Berufserfahrung in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und Finanzen. Trotzdem ist der Schritt etwas Eigenes von null aufzubauen eine deutlich größere Herausforderung als in bestehenden Strukturen zu arbeiten. Man beginnt auf einem leeren Blattpapier, ohne Möglichkeiten sich an Bestehendem zu orientieren.
Impulse bekam ich von meinem Vater, ehemals Bauunternehmer – er hatte immerhin schon einmal eine Gesellschaft mitgegründet –, und befreundeten Unternehmern. Ein Rat an dieser Stelle: sich von Beginn an mit Anderen auszutauschen und ein Netzwerk aufzubauen. Die erste Herausforderung ließ nicht lange auf sich warten: Vollzeit arbeiten und gründen sind schwer miteinander zu vereinbaren. Ich musste nebenher prüfen, ob sich das Produkt überhaupt nach meinen Vorstellungen umsetzen lässt, einen Produkthersteller finden, und sicherstellen, dass die Kosten realisierbar sind. Ich hatte zu Beginn keinerlei Strukturen und war gezwungen, nach dem Prinzip „Learning by Doing“ vorzugehen. Klassische Internetrecherche, Kaltakquise, alte Kontakte reaktivieren, zu Hause mit der Tablettenpresse experimentieren. Mit einem Produzenten war ich dann so weit, dass er Proben herstellte – größere Chargen funktionierten aber nicht. Eine monatelange Hängepartie, kurzzeitiges Outsourcing an ein Partnerunternehmen, viel verschwendetes Produkt und eine vierstellige Fehlinvestition folgten. Zwei Entscheidungen waren in dieser Phase wichtig: Die Festanstellung zu kündigen und den Produzenten zu wechseln, um von vorne anzufangen.
Julius Grenningloh hat sich bei seinem Einstieg ins Unternehmertum mit vielen unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert gesehen – aber aufgeben kam nicht infrage.
Ein Jahr später als geplant läuft die Produktion nun, dennoch sind kontinuierliche Verbesserungen nötig, und nicht alles ist machbar. Bestätigt hat sich aber: Namhafte Hersteller mit jahrelanger Erfahrung am Markt und großen Produktionskapazitäten bieten mehr Planungssicherheit und Verlässlichkeit, was insbesondere für junge Unternehmen, welche sich nicht zu viele Fehltritte am Anfang leisten können, essenziell ist. Unterschätzt habe ich auch den Umgang mit neuen Medien. Auf Social Media wird man schnell abgestraft, wenn der Content nicht die Kriterien erfüllt. Dazu gehört die richtige Sprachregelung: was darf ich rechtlich gesehen überhaupt kommunizieren? Hier kann „Learning by Doing“ teuer werden, lieber eine Runde mehr (mit einem Anwalt) drehen, bevor man loslegt.
Hinfallen und wieder aufstehen
Über Wochen der Enttäuschung und Demotivation hinweggeholfen hat mir das Mindset, dass solche Phasen zum Günden dazugehören – man muss sie aushalten, wenn man grundsätzlich hinter seiner Idee steht. Mittlerweile steckt so viel Herzblut in dem Geschäft, dass ich nicht mehr ans Aufhören denke. Natürlich ist das einfacher gesagt als getan, wenn die eigene Existenz vom Erfolg der Gründung abhängt.
Unterstützung hatte ich von einem befreundeten Unternehmer, der in einem ähnlichen Umfeld tätig ist – ihm konnte ich viele Fragen zur Wahl der richtigen Partner, zur Patentanmeldung und zu rechtlichen Anforderungen stellen. Gute Anlaufstellen sind darüber hinaus Gründernetzwerke – die habe ich selbst im Nachhinein viel zu wenig genutzt. Gleiches gilt für Gründerstipendien und -zuschüsse.
Allgemein empfiehlt es sich, sich auf seine Stärken zu konzentrieren und Dinge, die viel Fachwissen erfordern oder zeitintensiv sind, auszulagern. Mein Vater hat zum Beispiel die Buchhaltung übernommen. In dem Bereich hatte ich zwar sehr viel Erfahrung, aber die Arbeit ist äußerst zeitintensiv und so kann ich mich auf andere Dinge konzentrieren. Außerdem unterstützt mich eine Agentur bei den Themen Website und Marketing.
Ebenfalls wichtig ist das Zeit- und Selbstmanagement: Am Anfang sitzt man oft bis Mitternacht am Schreibtisch und kann vorm Schlafengehen schlecht abschalten – das zerrt an den Nerven. So musste auch ich lernen, mich selbst gut zu strukturieren und Aufgaben zu priorisieren. Außerdem versuche ich regelmäßig mentale Auszeiten vom Tagesgeschäft zu nehmen: mit simplen Sachen wie Lesen, Spazierengehen und Sport machen.
https://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2025/03/SCH7309_HighRes_AdobeRGB_N.jpeg8541280mindchangehttps://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2023/12/mc_logo_web-1.pngmindchange2025-03-31 09:47:512025-03-31 09:47:52Unternehmertum: „Man beginnt auf einem leeren Blatt Papier“
Simone Stein-Lücke (BG3000), Dr. Oliver Grün (GRÜN IT Group GmbH), Matthias Mohrmann (AOK Rheinland/ Hamburg), Gonca Türkeli-Dehnert (Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW), Annette Grabbe (Rheinbahn AG), Dr. Tobias Korenke (FUNKE Mediengruppe)
In Deutschland sind rund 25 Millionen Menschen derzeit über 60 Jahre alt, Tendenz steigend. Dreiviertel davon nutzen ein Smartphone, aber nur jeder Zweite ist online. Diese Zahlen sind alarmierend, besonders weil diese Gruppe der Älteren immer stärker von Prozessen des alltäglichen Lebens und der Daseinsfürsorge – von Fahrkarte über Energieversorgung bis zum Online Banking – ausgeschlossen ist und hohe Kosten verursacht. Allein bei den gesetzlichen Krankenversicherungen spricht man von einem Einsparvolumen von rund 20 Milliarden Euro, wenn es gelingt, die Versicherten online fit zu machen und auf die Plattformen zu bringen.
Wie Unternehmen durch digitale Weiterbildung ihrer eigenen Stakeholder – Mitarbeitende, Kund:innen und insbesondere Senior:innen sowie Offliner – ihre Kosten senken, Effizienzen heben und ihre Wertschöpfungskette verlängern können, war Thema der Konferenz „Wachstum der Wirtschaft und Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung – digitale Teilhabe 60+“.
Die Konferenz im Industrieclub Düsseldorf lud Unternehmens- und Verbandsvertreter aus NRW zum Austausch ein und wird von der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen als bundesweites Modellprojekt gefördert.
Gonca Türkeli-Dehnert, Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, die in Vertretung von Medienminister Nathanael Liminski an der Konferenz teilnimmt: „Digitale Teilhabe ist der Schlüssel für eine starke Gesellschaft und Wirtschaft. Wir gehen mit gutem Beispiel voran: Durch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Medienkompetenzakteuren und nun durch den Schulterschluss mit der Wirtschaft schaffen wir ein breites Fundament. Der Landesregierung ist es wichtig, dass wir die Medienkompetenz aller Bürgerinnen und Bürger weiter fördern, für eine inklusive digitale Gesellschaft!“
Ein zentrales Element der Konferenz ist die Vorstellung eines Letter of Intent (LOI), mit dem Unternehmen und Verbände aus NRW ihre Absicht erklären, gezielt in digitale Kompetenzen ihrer Stakeholder zu investieren. Die ersten vier Unternehmen, die mit Best-Practice-Projekten vorangehen, präsentieren auf der Konferenz ihre strategischen Ansätze.
Die Rheinbahn AG setzt sich das ehrgeizige Ziel, als Impulsgeberin für den ÖPNV mit Cashless- und Paperless-Systemen sowie autonomem Fahren voranzuschreiten. Zudem wird eine Digitalakademie für Mitarbeitende aufgebaut. Annette Grabbe, Vorstandssprecherin der Rheinbahn AG: „Digitalisierung spielt eine wesentliche Rolle bei der Verbesserung der Lebensqualität, der Erhöhung des Komforts und der erleichterten Zugänglichkeit von Dienstleistungen – auf der ganzen Welt. Hier liegt eine große Chance, aber auch eine große Verantwortung für die Rheinbahn. Wir betrachten unsere zukünftigen Schulungen für Mitarbeitende sowie die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern – insbesondere Seniorinnen und Senioren – als zentrale Schritte, um als Multiplikatoren zu wirken. Die Schulungen werden auf die Bedürfnisse der älteren Generation zugeschnitten und zielen darauf ab, Barrieren und Ängste im Umgang mit digitalen Anwendungen abzubauen. Gemeinsam gestalten wir die Zukunft der digitalen Mobilität und Services in unserer Stadt und gehen so als „First Mover“ voran.“
Mit dem „GRÜN IT Club“ führt die GRÜN IT Group GmbH ältere Menschen gezielt an digitale Technologien heran. Dr. Oliver Grün, CEO GRÜN IT Group GmbH: „Ich bin ein glühender Verfechter der europäischen IP-Idee und möchte, dass wir die Multi Billion Dollar Industrie der Digitalwirtschaft nicht einfach den amerikanischen und asiatischen Playern überlassen. Dazu gehört aber auch, dass wir eine tiefe Begeisterung bei den Anwendern wecken und sie geführt trainieren müssen! In Deutschland und vor Ort. Deshalb habe ich in Aachen einen ersten Senioren IT Club gegründet und spiele mit dem Gedanken dies bundesweit auszurollen. So schließen wir im Schulterschluss mit der Politik die noch viel zu große Bildungslücke!“
AOK Rheinland/Hamburg präsentiert ihr Engagement für digitale Gesundheitskompetenz. „Digitalisierung erlangt in allen Lebensbereichen große Bedeutung und hält auch verstärkt Einzug in die Gesundheitsversorgung. Besonders für ältere Menschen bilden digitale Kompetenzen daher eine wichtige Brücke, um selbstbestimmte Entscheidungen zu fällen, die ihre Gesundheit betreffen. Souveränität im Umgang mit Apps, Gesundheitsanwendungen und neuen Technologien ermöglicht es Seniorinnen und Senioren, Chancen und Risiken digitaler Angebote abzuwägen und diese autonom zu nutzen“, sagt Matthias Mohrmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. „Hierfür brauchen wir zugewandte, adäquate Unterstützung, um ältere Menschen zu schulen, Berührungsängste abzubauen und sie aktiv in die neue digitale Welt einzubinden.“
Die FUNKE Mediengruppe zeigt ihre Strategie zur digitalen Weiterbildung in der Medienbranche. Dr. Tobias Korenke, Mitglied Executive Board und Leiter Corporate & Public Affairs der FUNKE Mediengruppe: Mit unseren Genuss-Leserreisen – zum Beispiel einer Kreuzfahrt nach New York – verbinden wir das Angenehme mit dem Nützlichen. Durch die vielen Seetage können wir uns ganz gezielt auf gemeinsames Erlernen von Digitalkompetenz konzentrieren. Hier wie bei anderen digitalen Kompetenztrainings auch setzen wir vor allem auf das Prinzip ‚von Älteren für Ältere‘, damit unsere Teilnehmenden auf Augenhöhe voneinander lernen können.“
Simone Stein-Lücke, Geschäftsführerin der BG3000 und Organisatorin der Konferenz: „Unsere Wirtschaft braucht einen ‚Thermomix-Ansatz‘ in der digitalen Bildung: Begeisterung wecken, ausprobieren und dann kaufen. In dieser Reihenfolge. Genauso professionell sollten alle Unternehmen ihre Stakeholder trainieren.“
Hier ist nämlich digital gesehen, noch ein Milliarden-Markt zu erschließen. Obgleich es große Unterschiede in der individuellen Verteilung gibt, beträgt das durchschnittliche Haushaltsnetto-Einkommen bei 11 Prozent der Haushalte über 65 Jahre über 3.600 Euro. Die Frage der digitalen Teilhabe ist dahingehend auch eine Frage, wie wir diese digitale Teilhabe umsetzen. Denn Entwicklung und Wertschöpfung werden die jüngeren Generationen umsetzen. Dort ist also Schulung angesagt über Wahrnehmung und Aufbereitung bspw. von Apps im ÖPNV.
https://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2025/03/unnamed-1.jpg370540mindchangehttps://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2023/12/mc_logo_web-1.pngmindchange2025-03-26 16:21:002025-03-26 16:21:41Wertschöpfung in Deutschland steigern
Das HR-Beratungsunternehmen Profil M hat mit seinem Talent-Klima-Index eine wiederkehrende Untersuchung initiiert über die wichtigsten HR-Themen. Resilienz gilt dabei in wirtschaftlich schwierigen Zeiten als eine Königsdisziplin für Führungskräfte. Und ist messbar. Wir sprachen mit Michael Paschen, Managing Director von Profil M.
Laut eurem Talent-Klima-Index 2024 ist Resilienz eine der wichtigsten Zukunftskompetenzen für Führungskräfte (4,3 von 5 Skalenpunkten). Was versteht man unter Resilienz und warum ist es für die heutige (Arbeits-)Welt eine so wichtige Fähigkeit?
Sowohl auf der individuellen als auch der organisationalen Ebene versteht man unter Resilienz die Fähigkeit erfolgreich mit Belastungen oder Krisen umzugehen. Und da wir in einer Zeit leben, in der multiple Krisen zunehmen, müssen Organisationen mit vielen Herausforderungen umgehen – das färbt auch auf das Individuum ab. Jedoch brauchten Menschen schon immer Resilienz. Wenn ich beispielsweise an meine Großmutter denke, dann hat sich für sie sehr viel verändert: Sie hat den Kaiser erlebt, zwei Weltkriege, die Regierung unter Adenauer und die 70er-Jahre. Das Beispiel zeigt, dass Veränderungen kein besonderes Kennzeichen der heutigen Zeit sind. Was heute anders ist: Die Schnelligkeit vieler Entwicklungen bei gleichzeitiger globaler Vernetzung und dassVeränderungen stark technologisch geprägt sind. Durch diese Vernetzung und ständige Zugänglichkeit zu Informationen weltweit, entsteht bei den Menschen die Wahrnehmung, dass immer irgendwo eine Krise ist. Zudem gibt es existenzielle Krisen wie die Klimakrise, die das Thema stärker in den Fokus rücken.
Und auch wenn sich viele Klischees über Generationen nicht empirisch nachweisen lassen, zeigen Untersuchungen: Die Gen Z ist, im relativen Vergleich gesehen, die unglücklichste und pessimistischste Generation, seitdem man diese Messung vornimmt – und zugleich die, die sich als am wenigsten resilient beschreibt. Somit verschärft sich das Problem von zwei Seiten, denn multiple Herausforderungen „treffen“ auf weniger resiliente Menschen.
Michael Paschen: „Grundsätzlich beginnt Resilienz immer bei der Führungskraft selbst. Denn sie prägt durch ihre Haltung eine Vorbildfunktion.“
Wie können Führungskräfte die Resilienz des einzelnen Mitarbeitenden fördern?
Für die Führungskraft beginnt der Ansatzpunkt idealerweise nicht beim einzelnen Mitarbeitenden, sondern eine Ebene drüber: bei der Resilienz des Teams.
Doch generell gibt es bei der Resilienzförderung drei Aspekte: die eigenen Ressourcen, Lernbereitschaft sowie eine grundsätzliche Anpassungsfähigkeit. Zu den eigenen Ressourcen zählen auch innere Ressourcen wie zum Beispiel ein eher positiv geprägter Blick auf die Welt. Und hier kann eine Führungskraft mit einer optimistischen Haltung als Vorbild agieren.
Der zweite Aspekt, Lernfähigkeit und -bereitschaft, umfasst unter anderem Selbstreflexion und Offenheit für Neues. Menschen, die lernbereiter sind, sind tendenziell resilienter. Denn wenn sich durch Krisen und Belastungsfaktoren Anforderungen verändern, ziehen diese Menschen leichter mit. Als Führungskraft kann ich „Lernen“ als einen wichtigen Moment im Team sehen und Skills aktuell halten. Der letzte Punkt, die grundsätzliche Veränderungsfähigkeit, beinhaltet die Frage: Wie schlimm empfinde ich, dass sich Dinge verändern? Denke ich bei einer Veränderung, dass es mir eigentlich egal ist, ob ich etwas nun links- oder rechtsherum mache oder bricht für mich eine Welt zusammen, wenn jemand sagt, wir machen etwas nicht mehr so wie früher? Auch hier spielt wieder das Mindset einer Führungskraft eine wichtige Rolle. Wenn diese offen für neue Ansätze, Strukturen und Themen ist, vermittelt sie, dass niemand im Arbeitskontext Angst vor Veränderungen haben muss. Wenn ein Team für Veränderungen gewappnet ist, dann wirkt sich das auch positiv auf die Resilienz des Individuums aus. Denn die einzelnen Mitarbeitenden sind resilienter, wenn sie überzeugt sind, dass sie – gemeinsam im Team – mit Veränderungen klarkommen werden.
Mit welchen Führungsinstrumenten und/oder welchem Führungsstil lässt sich die Resilienz im Team stärken?
Eine Führungskraft sollte sich die Frage stellen: Ist mein Team für das, was sie tun müssen, resilient? Da gibt es oftmals Schwachpunkte – wie beispielsweise Spezialwissen, das nur bei einer Person liegt – die sich beheben lassen.
Zudem sind die Kultur und das Team wichtige Ansatzpunkte, wenn es um die Resilienzförderung geht. So braucht es im Unternehmen eine Kultur, in der nicht alles sofort ein Drama ist und wo nicht alles in Stein gemeißelt ist. Denn dann empfindet jeder eine Abweichung in die Graubereiche sofort als eine Katastrophe, dann ist die Kultur nicht resilient. Es ist eine lernoffene Kultur gefragt, die eine gewisse Diversität zulässt.
Zudem sollte es eine Teamkultur geben, in der sich das Team als gegenseitige Ressource für alle versteht. In solch einer Umgebung kann der Einzelne genug psychologische Sicherheit erleben. Das hat den positiven Effekt, dass eine Person ihre Belastung zugeben kann und weiß, dass sie, wenn sie an ihre Grenzen kommt, von den anderen aufgefangen und unterstützt wird – und wenn es demjenigen wieder besser geht, ist er umgekehrt für die Kolleg:innen da.
Blickt man auf den Führungsstil, lässt sich festhalten: Mikromanager bilden kein resilientes Team. Vielmehr muss ich mich als Führungskraft trauen, Mitarbeitende auch mal ein bisschen ins kalte Wasser zu schubsen. Zwar nicht so viel, dass sie eine Blessur und Misserfolg davontragen. Aber durchaus so viel, dass sie merken: Diese Aufgabe habe ich mir am Anfang gar nicht zugetraut und habe es doch hingekriegt. Durch so eine Erfahrung – jenseits von Overprotecting – glaubt ein Mensch ganz anders an sich.
„Wenn eine Führungskraft auf organisationaler Ebene Resilienz aufbauen will, dann sollte sie mit den Strukturen anfangen. Schlechte resiliente Strukturen können nicht durch resiliente Menschen kompensiert werden.“
Was bedeutet organisationale Resilienz und woran erkennt man eine resiliente Organisation?
Auf der Organisationsebene gilt der Begriff der Resilienz nicht nur für Menschen, sondern auch für Strukturen. Ein banales Beispiel hierfür ist ein zweiter Server-Back-up, mit dem IT-Strukturen resilienter werden. Man erkennt resiliente Organisationen daran, dass sie Strukturen haben, die externe Schocks abfedern können. Weitere Merkmale einer Organisation habe ich bereits angesprochen: eine veränderungs- und lernoffene Kultur, in der es eine psychologische Sicherheit für den Einzelnen gibt und sich Teams wechselseitig Ressourcen bereitstellen. Angsterfüllte Kulturen, wo jeder versucht keine Fehler zu machen, sind hingegen nicht resilient. Bei Fehlern werden Schuldige gesucht und niemand lernt etwas, sondern wird verurteilt. Das führt dazu, dass keiner Überforderung zugibt, angsterfüllt vor sich hinarbeitet – und am Ende zeigt sich das an Ergebnissen, die nicht gut sind. Vielmehr braucht es einen offenen Umgang mit Belastungsfaktoren, denn nur so können Organisationen Unterstützungsbedarf erkennen und darauf reagieren. Das ist eine antagonistische Challenge für jedes Unternehmen: Natürlich will man niemanden in Überforderungsspiralen bringen, aber man darf die Leute auch nicht in eine übervorsichtige Haltung bringen – es braucht den gesunden Mittelweg.
Wie lässt sich durch Führung eine resiliente Organisation fördern?
Wenn eine Führungskraft auf organisationaler Ebene Resilienz aufbauen will, dann sollte sie mit den Strukturen anfangen. Denn wenn ich schlechte resiliente Strukturen habe, die nicht in der Lage sind, externe Schocks abzufedern, dann kann ich dies nicht mit resilienten Menschen überkompensieren. Umgekehrt helfen resiliente Strukturen dabei, dass die persönliche Resilienz von Menschen etwas weniger gefordert wird. Zudem sollte das Management nicht zu sehr in operative Mikroebenen eingebunden sein. Wenn Führungskräfte sehr stark in kleinteilige Aufgaben und Entscheidungen integriert sind, dann können sie ihre Management-Attention nicht auf beispielsweise einen erforderlichen Change oder strategische Aufgaben legen. Solche Organisationen, in denen Vorgesetzte Micromanager und sehr kontrollorientiert sind, sind nicht resilient.
Welche Vorteile bringt eine resiliente Organisation mit sich?
Resiliente Organisationen können externe Schocks besser abfedern und sind damit im Wettbewerb denjenigen überlegen, die sich notwendigerweise bei solchen äußeren Einflüssen stärker mit sich selbst beschäftigen müssen. Resiliente Organisationen können sich besser auf Veränderungen – und das ist oftmals ein Synonym für Krisen – einstellen. Hier zahlt sich Lernbereitschaft aus. Solche Unternehmen machen sich schneller für veränderte Anforderungen fit, die sich aus einer Belastung ergeben. Die Corona-Pandemie ist hierfür ein gutes Beispiel: Plötzlich waren Führungskräfte gefragt, die ihr Team remote führen konnten. Es gab einige, die sich schnell auf diese Situation einstellen konnten. Anderen hingegen ist es sehr schwergefallen, ihren Mitarbeitenden plötzlich so viel Vertrauen zu schenken und ihnen gelang es kaum, ihr Kontrollbedürfnis im Griff zu behalten. Solch ein Führungsverhalten war mit Blick auf die Corona-Krise nicht resilient.
https://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2025/03/Michael-Paschen_Profil-M_Fotograf-Sven-Kaemmerling-.jpg18382500mindchangehttps://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2023/12/mc_logo_web-1.pngmindchange2025-03-18 10:17:282025-03-18 10:17:29Resilienz ist ein Erfolgsfaktor
Der Fachkräftemangel und der rasante technologische Wandel stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen: Während Arbeitgeber händeringend nach Talenten suchen, fürchtet die Generation Z, dass ihre Fähigkeiten schnell obsolet werden. Mit Gamification können Unternehmen die Anpassungsfähigkeit junger Mitarbeitender fördern, Qualifikationslücken schließen und Talente langfristig binden.
Der Fachkräftemangel in Deutschland ist derzeit allgegenwärtig. Unternehmen aus nahezu allen Branchen klagen über fehlende qualifizierte Arbeitskräfte – bis 2027 könnten dem Arbeitsmarkt sogar mehr als 700.000 Fachkräfte fehlen. Gleichzeitig verändern sich die Anforderungen an bestehende Mitarbeitende stetig durch rasante technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz (KI). Laut einer aktuellen Studie von Kahoot! machen sich drei Viertel (74 Prozent) der befragten Büroangestellten Sorgen, dass ihre Skills in den nächsten fünf Jahren veralten – insbesondere junge Arbeitnehmende der Generation Z. Um Qualifikationslücken vorzubeugen, müssen Unternehmen junge Mitarbeitende unterstützen, Kompetenzen schnell zu erlernen und sich flexibel an den wandelnden Arbeitsmarkt anzupassen. Ein innovativer Lernansatz wie Gamification bietet hierfür eine ideale Lösung.
Adaptionsfähigkeit in der digitalen Ära: So lernt die Gen Z
In einer Arbeitswelt, die von digitaler Transformation und dem Einsatz von KI geprägt ist, wird die Fähigkeit, sich schnell auf neue Technologien, Prozesse und Anforderungen einzustellen, immer entscheidender. Kontinuierliche Lernbereitschaft und Offenheit für Veränderungen sind gefragt. Die Gen Z bringt hierfür ideale Voraussetzungen mit: Sie ist mit digitalen Technologien aufgewachsen und gewohnt, sich in virtuellen Umgebungen zu bewegen.
Mit den richtigen Tools und Anreizen kann die Gen Z ihre Anpassungsfähigkeit im beruflichen Alltag gezielt weiterentwickeln. Gamification-Elemente wie Abzeichen, Ranglisten und Belohnungssysteme bieten hierfür einen effektiven Ansatz. Sie treffen den Nerv einer Generation, die mit digitalen Spielen und sozialen Netzwerken großgeworden ist, und steigern ihre Motivation, sich kontinuierlich weiterzubilden. Kleine, spielerische Erfolgserlebnisse senken die Hemmschwelle, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen und diese aktiv in den Arbeitsalltag zu integrieren.
Interaktive Trainings
Langweilige und unzureichend abgestimmte Trainings sind oft ineffektiv und verfehlen ihr Ziel, junge Mitarbeitende nachhaltig weiterzubilden. Mit Gamification schaffen Unternehmen eine interaktive und fesselnde Lernumgebung, die das Engagement steigert. Anstatt passiv Informationen aufzunehmen, werden Mitarbeitende aktiv in Lernprozesse eingebunden, etwa durch Quizze oder Brainstormings. Sie lösen praxisnahe Aufgaben, erhalten direktes Feedback und können ihre Strategien in Echtzeit anpassen. Das fördert nicht nur ein tieferes Verständnis, sondern hilft auch, komplexe Neuheiten wie KI-Anwendungen oder neue Software-Tools schneller zu erfassen. Interaktive Formate bieten zudem eine willkommene Abwechslung zu den oft monotonen Arbeitsroutinen.
Kollaboratives Lernen
Ein weiterer entscheidender Vorteil von Gamification ist der kollaborative und soziale Aspekt. Viele gamifizierte Lernplattformen integrieren Team-Challenges oder kooperative Aufgaben, die den Austausch unter Kolleg:innen fördern. Indem sie gemeinsam Aufgaben lösen oder an Team-Wettbewerben teilnehmen, lernen neue Mitarbeitende nicht nur, wie ihre Kolleg:innen denken und arbeiten, sondern können auch ihre eigenen Erfahrungen einbringen. Ein Wissensaustausch auf Augenhöhe schafft eine Kultur des gemeinsamen Lernens und stärkt Vertrauen sowie die Kommunikationsfähigkeit innerhalb des Teams und wirkt dem sogenannten “Quiet Constraint” Phänomen entgegen, bei dem Mitarbeitende bewusst Wissen für sich behalten, anstatt es mit dem Team zu teilen.
Kollaborative Kompetenzen sind gerade in Zeiten des schnellen technologischen Wandels entscheidend. Teams, die es gewohnt sind, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten und sich flexibel auf neue Herausforderungen einzustellen, können Veränderungen besser bewältigen. Mit digitalen Plattformen, die Raum für Diskussionen und Feedback bieten, können Unternehmen diesen Austausch aktiv fördern.
Lernen nach Maß
Die Gen Z legt besonderen Wert auf Flexibilität und Selbstbestimmung im Beruf. Um diesem Wunsch nachzukommen, müssen Unternehmen stärker auf interaktive Lernmethoden setzen, die sich an unterschiedliche Arbeitszeiten und -situationen anpassen und die persönliche Entwicklung unterstützen. Gamifizierte Apps und Plattformen bieten hier eine idealen Lösungsansatz. Sie ermöglichen es den Mitarbeitenden, selbst zu entscheiden, wann und wo sie lernen möchten – sei es während sie pendeln, in einer kurzen Arbeitspause oder im Homeoffice. Das macht es leichter, das Lernen in den oft hektischen Berufsalltag zu integrieren, ohne dass es als zusätzliche Belastung empfunden wird. Eine weitere wirkungsvolle Methode ist zum Beispiel das Blended Learning, bei dem digitale Selbstlernangebote mit Präsenzformaten kombiniert werden.
Ein besonders effektiver Ansatz ist dabei das sogenannte Microlearning: Kleine, überschaubare Lerneinheiten, die in wenigen Minuten abgeschlossen werden können. Diese lassen sich problemlos in den Arbeitsalltag integrieren und helfen Mitarbeitenden, sich kontinuierlich weiterzubilden, ohne dass sie dafür umfangreiche Zeitfenster blockieren müssen. Besonders in stressigen Phasen ist das ein entscheidender Vorteil, um sicherzustellen, dass die persönliche Weiterentwicklung nicht auf der Strecke bleibt.
Fazit
In einer Arbeitswelt, die sich durch den Fachkräftemangel und neue Technologien rasant verändert, ist die kontinuierliche Weiterentwicklung von Mitarbeitenden unerlässlich. Gamification, gestützt durch flexible Lernmethoden wie Microlearning, bietet Unternehmen die Möglichkeit, junge Talente gezielt zu fördern und ihnen die nötige Sicherheit im Umgang mit neuen Technologien zu geben. Interaktive, personalisierte und kollaborative Lernformate sprechen nicht nur die digitalen Gewohnheiten dieser Generation an, sondern helfen ihr auch, sich schnell an neue Anforderungen anzupassen. Unternehmen, die das erkannt haben und diese modernen Lernstrategien integrieren, stärken daher nicht nur die Kompetenzen ihrer Mitarbeitenden, sondern sichern langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität als Arbeitgeber.
https://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2025/03/Gamification.png10801080mindchangehttps://mindchange-mag.de/wp-content/uploads/2023/12/mc_logo_web-1.pngmindchange2025-03-10 09:30:222025-03-10 09:30:23Mit Gamification die Anpassungsfähigkeit der Gen Z fördern
Was hat die Bankenbranche zu bieten?
/in Future Finance/von mindchangeHeike Treffer ist Head of Human Resources bei der Caceis Bank S.A., Germany Branch – und kennt sich mit Veränderung aus. Seit 2022 gestaltet sie den HR-Wandel bei Caceis, zuvor war sie viele Jahre international für Industriekonzerne unterwegs. Wir wollten von ihr wissen: Was macht einen Arbeitgeber spannend, wenn die Branche auf den ersten Blick alles andere als hip wirkt?
Das Interesse junger Menschen an der Finanzbranche ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Wie sehen Sie hier die allgemeine Entwicklung für die Branche?
Die Vielfalt der Berufe und Jobprofile in der Finanzindustrie überrascht mich immer wieder. Wir sehen das auch bei Absolvent:innen, die spätestens beim zweiten Blick merken, dass es neben dem Klischee eines „Bankers“, viele spannende, vielfältige und herausfordernde Aufgaben gibt. Es stimmt, dass sich das Bild verändert hat, aber in der Orientierungsphase nach einem passenden Arbeitgeber sind Unternehmen aus der Finanzindustrie und insbesondere der Investmentbranche immer noch interessant. Für uns bei Caceis ist es oft eine Herausforderung zu erklären, dass wir eher Dienstleistungen als greifbare Produkte anbieten. Das macht es für Berufseinsteiger oft ein wenig komplex. Das gilt wahrscheinlich für die meisten Menschen. Nur wenige können mit dem Begriff Custodian oder Verwahrstelle etwas anfangen.
Was macht Caceis genau?
Caceis ist ein Asset-Servicing-Anbieter, der institutionellen Kunden alle Services aus einer Hand anbietet. Der Schwerpunkt liegt also auf allen Dienstleistungen rund um Kapitalanlagen. Als Verwahrstelle gehören wir zu den Top-10 in Deutschland und bei Immobilien- und Sachwertefonds sind wir sogar die Nummer 3. Daran arbeiten rund 550 Kolleginnen und Kollegen in Frankfurt und München, um die anspruchsvollen Dienstleistungen zu erbringen. Natürlich ist es die Stärke einer Verwahrstelle, wenn viele Prozesse automatisiert sind und wir so Skaleneffekte nutzen können – aber im Alltag ist der Gestaltungsspielraum sehr groß. Es ist wichtig, diesen im Interesse der Kunden auch zu nutzen. „Verwahrstelle“ klingt erstmal nicht nach einem Adrenalinkick.
Was genau macht die Aufgaben so interessant?
Die Schlagwörter hier sind Veränderung, Vernetzung und Gestaltungsmöglichkeiten! Bei einer Verwahrstelle müssen Sie mit allen relevanten Marktteilnehmern eng zusammenarbeiten. Neben den Investmentkunden wie Asset Managern oder institutionellen Anlegern, sind Sie auch verzahnt mit Regulatoren und Rechtsanwaltskanzleien. Der berufliche Einstieg bei einer Verwahrstelle bietet so eine exzellente Basis in der Welt der Kapitalanlagen – ideal, um eine berufliche Karriere in der Kapitalmarktwelt zu gestalten, gerade für Absolventinnen und Absolventen sowie Berufsstarter. Die Aufgaben und Weiterentwicklungsmöglichkeiten reichen von Akquisition und Kundenbetreuung hin zu der Mitwirkung an oder Führung von Projekten, strategischer Planungsprozesse oder der Übernahme rechtlicher und steuerlicher Aufgaben oder in der IT.
Welche Skills sind da besonders wichtig?
Neben dem fachlichen Know-how gibt es viele weitere Fähigkeiten, die für uns große Bedeutung haben. Was den meisten Bereichen erforderlich ist, nennen wir im Englischen „Dealing with ambiguity“.Auch wenn unser Berufsfeld im ersten Moment einen anderen Eindruck macht: Kunden und Projekte sind vielschichtig und für viele der täglichen Aufgaben gibt es keine Schablonen. Wir sehen uns immer wieder Situationen mit unvollständigen Informationen oder unterschiedlichen Aussagen gegenüber. Kandidatinnen und Kandidaten sollten also ein gewisses Interesse und eine Freude daran haben, in kniffeligen Konstellationen gemeinsam Lösungen für Kunden zu entwickeln. Und dafür braucht man Energie, Offenheit und den Willen zu einer guten Zusammenarbeit.
Und welche Studiengänge passen gut zu den Anforderungen?
Bei der Bewerberauswahl legen wir großen Wert auf die Fähigkeit Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen. Das ist der Kern, der die Aufgaben auch für Studienabgänger unterschiedlicher Fachrichtungen interessant macht. Neben den betriebswirtschaftlichen Abschlüssen sind für unsere Branche auch Wirtschaftsinformatiker interessant. Außerdem gibt es in einigen Unternehmensbereichen auch gute Entwicklungsmöglichkeiten für Quereinsteiger diverser Fachrichtungen. Und natürlich sind auch gut ausgebildete und interessierte Bankkaufleute im Asset Servicing wertvoll und jederzeit willkommen.
Wie sind die Entwicklungsmöglichkeiten?
Caceis ist Teil der internationalen Bankengruppe Crédit Agricole. Neben den lokalen Entwicklungsmöglichkeiten ist die globale Vernetzung in der Zusammenarbeit ein wichtiger Punkt. Wir unterstützen auch, wenn sich engagierte Mitarbeitende in der Gruppe weiterentwickeln möchten. Und wie bereits angesprochen, durch das breite Know-how, das man sich im Asset Servicing erarbeitet, stehen bei uns viele Türen offen. Als Arbeitgeber ist es uns wichtig, jede Einzelne und jeden Einzelnen bei ihrem bzw. seinem eigenen Karriereweg zu begleiten und sinnvolle Entwicklungsschritte im Haus aufzuzeigen. In der Personalentwicklung legen wir dabei ein großes Augenmerk auf die Verantwortung der Führungskräfte. Sie kennen ihre Teams am besten und können, gemeinsam mit der HR-Abteilung, Potenzial erkennen und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten aktiv vorantreiben.
Was bietet Caceis als Arbeitgeber?
Wir sind als Arbeitgeber in einem Prozess des Wandels. Wir arbeiten intensiv an den einzelnen Jobprofilen, der Wahrnehmung als Verwahrstelle und an der Unternehmenskultur. Unser Fokus liegt auf der einen Seite auf der Expertise, die die Teams über die Jahre aufgebaut haben, aber auf der anderen Seite müssen alle bereit für Neues sein. Die Kunden werden digitaler und die regulatorischen Anforderungen komplexer. Hier spielt auch Diversität eine wichtige Rolle. In allen Facetten, aber insbesondere auch mit Blick auf die Altersstruktur. Wir machen seit vielen Jahren sehr gute Erfahrung mit Teams, die sowohl junge als auch sehr erfahrene Teammitglieder haben. Da bildet sich sehr natürlich eine Balance. Wir finden, dass zu viel über Generationenschubladen diskutiert wird. Wer gemeinsam an herausfordernden Projekten arbeitet, macht sich nach meiner Einschätzung keine Gedanken darüber, dass hier gerade vielleicht 20 Jahre Altersunterschied am Tisch sitzen. Natürlich bieten wir auch für alle Mitarbeitenden interessante Benefits und Weiterbildungsangebote, aber bei allen Gesprächen stelle ich immer wieder fest, dass ein „gutes Miteinander“ das Wichtigste ist.
Jeder Fünfte fürchtet Jobverlust durch Rechtsruck
/in Nachhaltigkeit/von mindchangeFür 89 Prozent ist derzeit ein sicherer Arbeitsplatz wichtig: Das bestätigt die repräsentative Arbeitszufriedenheits-Studie von Avantgarde Experts, die in Zusammenarbeit mit YouGov unter 1.118 Arbeitnehmer:innen mit akademischer Ausbildung in Deutschland durchgeführt wurde. Auch die politisch und wirtschaftlich unruhige Zeit beeinflusst die Mitarbeitenden hierzulande. So ist die Hälfte der Befragten (50 Prozent) optimistisch, dass die neue Bundesregierung den richtigen Rahmen für wirtschaftlichen Aufschwung schaffen kann. Zugleich fordern 40 Prozent der Studienteilnehmenden, dass sich CEOs in Deutschland viel sichtbarer und aktiver zu Parteien und Politiker:innen positionieren sollten. Außerdem zeigen die Ergebnisse: Das Privatleben hat eine höhere Priorität als der Beruf. So wird die Flexibilität, um Job und andere Interessen unter einen Hut zu bringen als größter Mehrwert am Arbeitsverhältnis gesehen (35 Prozent) – für 18 Prozent wären mehr Urlaubstage ein entscheidender Faktor für einen Jobwechsel.
Neustart in Deutschland? Akademiker:innen trauen Politik Kurswechsel zu
Die Hälfte der befragten Akademiker:innen blickt bei der Befragung im März 2025 positiv in die Zukunft: 50 Prozent ist (sehr) optimistisch, dass die neue Bundesregierung den richtigen Rahmen für wirtschaftlichen Aufschwung schaffen kann – besonders hoffnungsvoll ist der Energiesektor (92 Prozent). Diesen positiven Zukunftsblick teilt auch Philipp Riedel – denn entgegen dem derzeitigen Trend setzt der CEO von Avantgarde Experts auf Investition, mutige Entscheidungen und Entwicklung: „Wachstum trotz angespannter Wirtschaftslage? Wir sind das beste Beispiel – denn wir sind in nur sechs Monaten von 200 auf 300 interne Mitarbeitende gewachsen. Während andere momentan bremsen, drücken wir aufs Gas. Ein wahrer Kickstart für unser Wachstum: der Zusammenschluss mit der internationalen YER Group. Unser Kurs: nicht zögern, sondern handeln. In Rekordzeit sind wir mit YER nicht nur zu einer Einheit zusammengewachsen, sondern konnten auch unsere Recruiting- und Consulting-Teams insbesondere in den Bereichen IT und Energy vergrößern.“
Haltung zeigen: Beängstigender Rechtsruck fordert CEOs mit klarer Haltung
Kontroverse Meinungen, eine weltweit angespannte politische Lage und der Erfolg populistischer Parteien prägen aktuell unser Leben. Das macht auch vor dem Job nicht halt. So sind 20 Prozent der Studienteilnehmenden mit Blick auf ihre Arbeitsplatzsicherheit durch den weltweiten Rechtsruck verunsichert. Zudem fordern 40 Prozent: CEOs sollten sich in Deutschland viel sichtbarer und aktiver zu Parteien und Politiker:innen positionieren. Ein Branchenblick zeigt jedoch deutliche Unterschiede. Energie-Expert:innen befürworten eine klare Haltung sehr stark (92 Prozent). Bei den Befragten aus der IT-Branche finden hingegen 45 Prozent und bei denen des Mobility-Sektors sogar 53 Prozent: Unternehmer:innen sollten hier nicht sichtbarer und aktiver werden. Wie würde sich das Verhältnis zum eigenen Chef oder der Chefin ändern, wenn diese öffentlich eine politische oder kontroverse Meinung vertritt, die man selbst nicht teilt? Die aktuelle Studie zeigt: 39 Prozent der Befragten würden in so einem Fall aktiv das Gespräch suchen, bei den befragten Energie-Expert:innen sogar 69 Prozent – während 21 Prozent aller Befragten sich zwar ärgern, aber keine Konsequenzen ziehen würden.
Hohe Jobzufriedenheit – doch Krise drückt der Mobility-Branche aufs Gemüt
In Deutschland herrscht eine hohe Jobzufriedenheit. So sind 83 Prozent der Studienteilnehmenden eher bis sehr zufrieden mit ihren aktuellen Arbeitsbedingungen. Doch ein Blick auf einzelne Branchen zeigt ein differenzierteres Bild. So ist die Zufriedenheit in der IT-Branche im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozentpunkte (von 92 auf 86 Prozent) gesunken. Die Krise in der Mobility-Branche, die derzeit weltweit Unternehmen beschäftigt, drückt auf die Stimmung der Angestellten – mit einem Jobzufriedenheitswert von 77 Prozent bilden sie in diesem Jahr das Schlusslicht. Spitzenreiter mit 95 Prozent ist die Energiebranche bei der Jobzufriedenheit – hier fühlen sich auch 92 Prozent mitverantwortlich für den Unternehmenserfolg (gesamter Durchschnitt: 70 Prozent).
„In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit sind Arbeitnehmende grundsätzlich weniger wechselwilliger – das bestätigt auch die Studie: 61 Prozent der Befragten planen keinen Jobwechsel in den nächsten sechs Monaten. Doch nach wie vor sind Arbeitgeber gefragt, durch attraktive Rahmenbedingungen zu überzeugen. Denn eins ist klar: Wer jetzt die besten Köpfe bindet und gewinnt, hat beim nächsten wirtschaftlichen Aufschwung einen klaren Wettbewerbsvorteil“, so Philipp Riedel.
Die drei Top-Faktoren für Arbeitszufriedenheit sind das Gehalt (51 Prozent), flexible Arbeitszeiten (33 Prozent) und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun (27 Prozent). Ebenso zeigt sich bei den befragten Akademiker:innen in Deutschland eine hohe Freizeitorientierung. Als größten Mehrwert an ihrem Arbeitsverhältnis sehen sie Flexibilität, um Job und andere Interessen unter einen Hut zu bringen (35 Prozent). Auch Urlaub hat einen hohen Stellenwert. So zählen mit 18 Prozent mehr Urlaubstage – nach einer Gehaltserhöhung (43 Prozent) – zu den wichtigsten Faktoren, die einen Jobwechsel veranlassen könnten.
Faules Deutschland? Dienst nach Vorschrift trifft auf Unterforderung
Überstunden und die Extrameile, um die deutsche Wirtschaft anzukurbeln? Fehlanzeige! Die Befragten sind überzeugt: Mehr als die Hälfte ihrer direkten Kolleg:innen (52 Prozent) geben nicht alles im Job. So macht laut Einschätzung der Studienteilnehmenden ein Großteil der Mitarbeitenden überwiegend (33 Prozent) oder ausschließlich (14 Prozent) Dienst nach Vorschrift und fünf Prozent arbeiten sogar nur am Minimum. Zudem sind nur 42 Prozent mit ihrer aktuellen Aufgabe ausgelastet. Besonders erschreckend: In zukunftsfähigen Branchen, wie dem Energiesektor, gibt in Summe die Hälfte der Befragten (50 Prozent) an, dass entweder ihr Potenzial nicht ganz ausgeschöpft ist (31 Prozent) oder dass sie sicherlich noch wertvoller für das Unternehmen sein könnten (19 Prozent). Doch auch im Mobility-Sektor, der eine Zeitenwende braucht, sehen 26 Prozent der Expert:innen ihr Potenzial in ihrer Tätigkeit nicht ganz genutzt, 14 Prozent könnten wertvoller für das Unternehmen sein und vier Prozent fühlen sich komplett unterfordert.
Digitale Identität: KMU können sich schützen
/in Digitales/von mindchangePriit Kongo, CEO der Net Group, spricht im Interview über die Frage, wie KMU sinnvoll ihre digitale Identität schützen können. Das Unternehmen baut einen „digitalen Partner“ für jeden KMU-Geschäftsführer, der die NIS2-Anforderungen erfüllen muss. Gerade Remote Work und moderne Organisationsformen in den Unternehmen machen solche Schritte notwendig.
Was bedeuten die ganzen modernen Arbeitsformen wie Hybrid und Remote Work etc. für die Security und letztendlich dann auch für Cloud-Anbieter?
Der Schritt von der analogen Welt in die „Cloud“ verändert die Sicherheitsparadigmen. Waren früher die Informationssysteme intern und die Sicherheit im Büro verankert, arbeiten die Menschen heute von überall und mit jedem Gerät. Das führt zu neuen Prinzipien, von denen die „Zero-Trust“-Architektur eines der wichtigsten ist. In der Praxis bedeutet die digitale Identität den neuen Perimeter; der Zugriff auf die Systeme basiert auf der Identität, nicht auf dem Standort. Der Alltag bringt neue Anforderungen mit sich, wie beispielsweise NIS2 in Europa, wo eine der sichtbaren Maßnahmen die Multi-Faktor-Authentifizierung ist (der Benutzer muss seine Identität zusätzlich zu einem Passwort mit einer Einmal-PIN per SMS bestätigen).
Mit der Übernahme von Cloud Ahoi betritt die Net Group nun offiziell den deutschen Markt. Was sind Ihre kurz- und langfristigen Ziele für den Standort Deutschland – und warum gerade jetzt?
Die Net Group hat 70 % des deutschen Cybersicherheitsunternehmens Cloud Ahoi übernommen. Die wichtigsten Mitarbeiter von Cloud Ahoi bleiben im Unternehmen, und wir erwarten eine langfristige, erfolgreiche Zusammenarbeit. Die Net Group ist nun offiziell auf dem deutschen Markt vertreten.
Unsere Strategie ist langfristig angelegt: Unser Ziel ist die Einführung einer hochmodernen Webplattform für IT-Sicherheitsmanagement mit Tools für jedes KMU, um das Bewusstsein für Cybersicherheit zu stärken, Risiken zu identifizieren und umsetzbare Pläne zur Bewältigung dieser Herausforderungen zu entwickeln.
Die Plattform umfasst Bewertungstools, Schulungsräume für Cybersicherheit, Penetrationstests (PEN), Dokumentenmanagementfunktionen sowie Projektmanagement-Tools und Kalender mit Aufgabenplänen und Erinnerungen. Kurz gesagt: Sie wird der digitale Partner für jeden KMU-Geschäftsführer sein, der die NIS2-Anforderungen erfüllen muss.
Um unseren ehrgeizigen Plan umzusetzen, nutzen wir die estnische Cybersicherheitsexpertise der letzten 15–20 Jahre und passen dieses wertvolle Wissen an die Bedürfnisse des deutschen Marktes an.
Cloud Ahoi bleibt operativ eigenständig, agiert aber künftig unter dem Dach eines internationalen Konzerns. Wie verändert sich dadurch Ihre tägliche Arbeit – und welche Chancen sehen Sie für Ihr Team?
Net Group und Cloud Ahoi werden gemeinsame Marketing- und Vertriebsstrategien verfolgen. Das Projektmanagement, die Schulungen zur Cybersicherheit und alle täglichen Aktivitäten werden weiterhin unabhängig vom Cloud Ahoi-Team umgesetzt. Die Entwicklung neuer Services für den deutschen Markt sowie für zukünftige Märkte erfolgt jedoch auf Unternehmensebene in Zusammenarbeit beider Teams.
Wir implementieren ein Semi-Matrix-Organisationsmodell, das dem Cloud Ahoi-Team weitgehende Unabhängigkeit ermöglicht, während strategisch wichtige Themen zentralisiert werden.
Wir erwarten Veränderungen in unseren Vertriebs-, Marketing- und Geschäftsentwicklungsteams. Wir werden gemeinsame Vertriebstools nutzen, Marketingbotschaften koordinieren und unsere Wertangebote an die breiteren Marktbedürfnisse anpassen.
Das Interesse an der neuen internationalen Perspektive ist groß. Die Net Group erwirtschaftet bereits 40 % ihres Umsatzes in den nordischen Ländern und Luxemburg, aber die Größe und das Potenzial des deutschen Marktes werden unsere tägliche Arbeit grundlegend verändern.
Die Net Group ist international stark in der digitalen Verwaltungsmodernisierung – Stichwort: E-Government. Welche estnischen Technologien oder Lösungen könnten künftig auch in Deutschland eingesetzt werden?
Wie bereits erwähnt, planen wir die Einführung einer Cybersicherheits-Management-Plattform für KMU. Das bedeutet, dass wir neben unserem Wissen in der E-Government-Modernisierung auch estnische Expertise im Cybersicherheitsmanagement auf den deutschen Markt bringen.
Estland gilt nach den russischen Angriffen im Jahr 2007 als erster Cyberkriegsveteran und baut seitdem seine Cyber-Resilienz kontinuierlich aus. So hat beispielsweise das NATO Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence (CCDCOE) seinen Hauptsitz in Tallinn. Locked Shields – die weltweit größte und modernste Cyber-Abwehrübung mit scharfer Munition – findet seit 2010 jährlich in Tallinn statt.
Dies sind die Kompetenzbereiche, die wir auf den deutschen Markt bringen.
Cybersicherheit wird angesichts von Zertifizierungen für Unternehmen immer wichtiger. Wie wollen Sie gemeinsam den Mittelstand in Deutschland dabei unterstützen, zukunftssicher zu werden?
Unsere Cybersicherheits-Management-Plattform dient deutschen KMU als zentrale Anlaufstelle, um ihre Cybersicherheitsherausforderungen zu bewerten und zu bewältigen, die notwendigen Zertifizierungen zu erhalten und sich zukunftssicher zu machen.
Die Unternehmenskulturen in Estland und Deutschland unterscheiden sich mitunter deutlich. Wie gehen Sie mit kulturellen Unterschieden um – und was können beide Seiten voneinander lernen?
Hier würde ich eine andere Meinung vertreten. Die estnische und die deutsche Unternehmenskultur sind sich recht ähnlich. Estland, das über 700 Jahre lang vom deutschen Adel geprägt war, hat eine vergleichbare Managementkultur entwickelt: „Entscheidungen treffen, Pläne umsetzen, klare Worte, starke Ingenieursleistung.“
Beide Länder, Estland und Deutschland, sind Biertrinker:innen und Sauerkrautliebhaber:innen. Im Vergleich zu südeuropäischen Ländern sind die Unterschiede minimal.
Die Expansion von Net Group nach Deutschland erfolgt in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Markt für digitale Lösungen und Cybersicherheit. Was hebt Net Group und Cloud Ahoi von anderen Wettbewerbern ab, und warum sollten deutsche Unternehmen gerade jetzt auf Ihre Lösungen setzen?
In der heutigen wettbewerbsorientierten Welt, in der Dienstleistungen und Produkte schnell kopiert werden können und Chatbots jedes Wertversprechen generieren können, ist die KULTUR der einzige echte Wettbewerbsvorteil. Es geht darum, wie wir innerhalb unserer Unternehmen miteinander umgehen und wie wir unsere Kunden behandeln.
Die Kultur bei Cloud Ahoi und der Net Group zeichnet uns aus. Der Kunde steht bei uns immer an erster Stelle. Wir sind ehrlich. Wir scheuen uns nicht, Risiken einzugehen. Und wir bleiben bis zum Schluss bei unseren Kunden, wir geben niemals auf.
Ich weiß, das ist leicht gesagt, aber die wahre Herausforderung besteht darin, danach zu leben. Cloud Ahoi wurde bisher von seinen Kunden für seine hervorragende Servicequalität gelobt. Dasselbe gilt für die Net Group in unseren bestehenden Märkten. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass wir das Gleiche leisten können.
Weitere Informationen unter:
https://netgroup.com/special/secure-software/
Brauchen wir einen neuen New Work Begriff?
/in Nachhaltigkeit/von mindchangeWir haben mit Esther Jehle gesprochen. Sie ist seit März 2020 Personalleiterin bei Villeroy & Boch und begleitet die Organisationsentwicklung. Für das mittelständische Unternehmen aus dem Saarland ist vor allem die digitale Transformation in allen Unternehmensteilen spürbar. Sie zeigt, wie es gelingen kann, mit einem strukturierten Ansatz und auch „Experimentierfreude“ die Herausforderungen zu meistern.
Frau Jehle, brauchen wir einen neuen „New Work“-Begriff?
New Work ist ein überstrapazierter Begriff, den auch jeder anders interpretiert. Was im Kern aber richtig ist: wir müssen Arbeit neu denken, denn wir haben zunehmend einen Arbeitnehmermarkt. New Work heißt für mich Konzepte zur Mitarbeiterbindung – und das ist nicht der kostenlose Obstkorb, sondern ein Komplettpaket: Flexibilität, Mitbestimmung und Weiterentwicklung gezielt fördern sowie die Möglichkeit selbst zu gestalten.
Für uns als mittelständisches Unternehmen mit einem starken regionalen Bezug im Saarland ist die Gewinnung neuer Mitarbeiter und das Weiterentwickeln bestehender Mitarbeiter besonders wichtig.
Die digitale Transformation und New Work sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Beide Themenwelten treiben einander an. Nehmen wir als Beispiel nur mal „Remote Work“. Technisch kein Thema – aber kulturell wieder heiß diskutiert. Mit KI hat der nächste große Treiber bereits Einzug gehalten. Wie „fangen Sie solche Themen ein“ und integrieren Sie in Ihre Unternehmenskultur?
Von Anfang an haben wir die digitale Transformation zur Chefsache gemacht und mit meinem Kollegen Peter Domma einen eigenen Digitalvorstand etabliert, der alle Maßnahmen strategisch steuert. Unser Ziel ist es, das „Digital First Mindset“ in allen Bereichen zu verankern – von der Verwaltung bis hin zur Produktion. Dabei steht stets der konkrete Mehrwert für unsere Mitarbeiter im Vordergrund. Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein, sondern muss reale Arbeitserleichterungen schaffen. Nur wenn digitale Lösungen im Alltag spürbar unterstützen, entstehen keine kulturellen Widerstände. Ein gutes Beispiel dafür ist die Einführung unserer eigenen „Chatbot“ KI-Lösung „ELLA“, die bereits erfolgreich im Einsatz ist und maßgeblich zur Effizienzsteigerung beiträgt. So wird deutlich: Digitalisierung wird bei uns nicht nur diskutiert, sondern aktiv gelebt.
In einem derart großen Unternehmen wie Villeroy & Boch gibt es unterschiedliche Kulturen – selbstverständlich auch und gerade in Bezug auf die weltweit vorhandenen Produktionsstrecken. Wie schafft man es da, eine gemeinsame Kultur zu entwickeln?
Die Entwicklung einer gemeinsamen Kultur in einem großen, international agierenden Unternehmen wie Villeroy & Boch ist eine Herausforderung. Wir haben in 40 Ländern Standorte von den USA über Europa und Middle East bis nach Asien. Im letzten Jahr haben wir durch die Akquisition von Ideal Standard unsere Unternehmensgröße verdoppelt – von 900 Mio. € auf 1,4 Mrd. € mit mehr als 12.000 Mitarbeitern. Dabei sind zwei Kulturen aufeinandergetroffen. Für uns war entscheidend, nicht nur die Unterschiede zu erkennen, sondern vor allem auf Gemeinsamkeiten aufzubauen. Aktuell sind wir mitten im Prozess, eine einheitliche Kultur zu etablieren. Hierbei setzen wir auf Kernprinzipien sowie eine klar formulierte Vision, Mission und Strategie, die verständlich und greifbar sind.
Dieser Prozess wird durch konkrete Trainings und strukturierte Dialogformate mit Führungskräften und Mitarbeitern unterstützt. Zentral für den Erfolg ist der Start bei den Führungskräften, die als Rolemodels die gemeinsame Kultur vorleben und diese schrittweise in die gesamte Organisation tragen. Begleitet wird der Prozess durch regelmäßige Trainings, Storytelling und interne Kommunikation. Um den Fortschritt zu messen, führen wir zudem Umfragen durch.
Uns ist bewusst, dass dieser Wandel nicht von heute auf morgen geschieht. Kulturentwicklung ist ein dynamischer, kontinuierlicher Prozess, der Zeit benötigt, um organisch zu wachsen. Sie lässt sich nicht wie eine Maschine an- und ausschalten, sondern verlangt Geduld, Engagement und stetige Anpassung.
Was bedeuten die ganzen neuen Technologien in der Arbeitswelt Ihrer Meinung nach für junge Menschen?
Neue Technologien verändern die Arbeitswelt rasant und stellen gerade junge Menschen vor große Herausforderungen, die oft in einem Spannungsfeld zwischen Orientierung und Neugier liegen. Wir erleben das in unserem Unternehmen sehr deutlich, da wir stark regional geprägt sind – sowohl am Hauptstandort im Saarland als auch an unseren weltweiten Büro- und Produktionsstandorten, an denen wir oft schon seit Jahrzehnten verankert sind. Viele unserer Mitarbeiter kommen aus der Region, und nicht selten arbeiten ganze Familien oder sogar mehrere Generationen bei Villeroy & Boch. Diese enge Bindung schafft Sicherheit und Identifikation mit dem Unternehmen, was wir auch bei der jungen Generation wieder vermehrt beobachten, da Heimatverbundenheit für sie eine wichtige Rolle spielt.
Gerade deshalb ist es für uns entscheidend, attraktive Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, um jungen Menschen die Perspektive zu geben, sich langfristig bei uns verwirklichen zu können. Dabei ist uns aber auch bewusst, dass es nicht genügt, nur auf regionale Verwurzelung zu setzen. Um in der modernen Arbeitswelt erfolgreich zu sein, braucht es ein globales Mindset, das über die Landesgrenzen hinausgeht. Deshalb fördern wir eine Kultur des Lernens, in der lokale Verankerung und internationale Offenheit Hand in Hand gehen und sich gegenseitig bereichern. Diese Mischung hilft dabei, das Spannungsfeld zwischen der Suche nach Sicherheit und der notwendigen Neugier zu meistern, indem wir jungen Menschen Stabilität bieten, ohne ihre Offenheit für Neues zu bremsen.
Nehmen wir an, Sie würden Ihr jüngeres ich beim Beginn Ihrer Karriere treffen, welchen persönlichen Ratschlag würden Sie ihm mitgeben?
Sei offen und mutig. Ergreife eine spannende Gelegenheit. Auch, wenn nicht von Anfang an alles definiert ist. Du wirst überrascht sein, welche neuen Wege sich beim Vorwärtsgehen ergeben. Mein Motto ist: Shape & create and make it happen!
Employer Branding zum Anfassen:„IT-Ersthelfende“ machen Schule in der Wirtschaft
/in Nachhaltigkeit/von mindchangeIn vielen Unternehmen laufen Employer Branding und gesellschaftliches Engagement noch getrennt voneinander. Dabei kann die Verbindung beider Bereiche zu einem echten Erfolgsmodell werden – für das Unternehmen selbst und für die Gesellschaft. Simone Stein-Lücke, Gründerin und Geschäftsführerin des Social-Impact-Unternehmens BG3000, erklärt im Interview, wie das Projekt „IT-Ersthelfende“ beide Welten erfolgreich vereint.
Frau Stein-Lücke, wenn Sie an die vielen Möglichkeiten denken, die Jugendliche heute haben: Wo finden diese Jugendlichen eigentlich berufliche Orientierung?
Gerade in einer Zeit, in der Informationen im Überfluss verfügbar sind, haben viele Jugendliche Schwierigkeiten, sich auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zurechtzufinden. Sie stoßen zwar überall auf Jobportale und Social-Media-Angebote, doch der persönliche Einblick in Berufe oder Unternehmen fehlt oft. Das führt bei vielen dazu, dass sie sich bei ihrer Berufswahl eher von Zufällen leiten lassen, statt zielgerichtet herauszufinden, was wirklich zu ihnen passt.
Welche Rolle sollte die Schule dabei spielen?
Meiner Meinung nach könnte die Schule viel stärker praxisnahe Einblicke in verschiedene Berufsfelder bieten. Theoretisch sprechen Lehrkräfte im Unterricht schon über berufliche Zukunftswege. Aber ohne die enge Verzahnung mit der Wirtschaft bleibt das oft abstrakt. Die Schule kann jedoch wichtige Grundlagen schaffen: zum Beispiel indem sie Lerninhalte stärker mit realen Herausforderungen und Projekten verknüpft.
Inwiefern setzt Ihr Ansatz hier an dieser Lücke an?
Mit unseren „IT-Ersthelfenden“-Bootcamps holen wir Unternehmen und Schulen an einen Tisch. Wir zeigen Jugendlichen konkret, wie IT in der Praxis funktioniert und welche spannenden Perspektiven dahinterstecken – von technischen Herausforderungen bis zu kreativen Aufgaben. So schließen wir die Lücke zwischen Theorie und Praxis. Die Jugendlichen erfahren unmittelbar, wie vielfältig die IT-Branche ist und wie schnell sie selbst Neues lernen können.
Wie bringen Sie die Unternehmen und Schülerinnen und Schüler zusammen?
Wir organisieren die Bootcamps direkt an Schulen oder in Unternehmen, je nachdem, was am besten passt. Teilnehmende Unternehmen können ihre eigenen Mitarbeitenden einbinden oder auf unsere Trainer:innen setzen. Wichtig ist uns, dass die Schülerinnen und Schüler echte Einblicke bekommen und sich gut aufgehoben fühlen. Gleichzeitig haben die Unternehmen die Chance, frühzeitig mit potenziellen Nachwuchskräften in Kontakt zu kommen. Das ist Employer Branding zum Anfassen.
Was erleben Sie in den Camps? Wie kommen diese bei den Schülern an?
Die Stimmung ist immer sehr lebendig und motivierend. Die Jugendlichen schrauben zum Beispiel Laptops auf, lernen Problemlösungen für Hard- und Software kennen oder probieren erste Programmcodes aus. Schnell merken sie: „IT kann richtig Spaß machen – und ich kann das!“ Dass sie am Ende als „IT-Ersthelfende“ ihre Schule im Bereich Digitalisierung unterstützen, gibt ihnen zusätzliches Selbstvertrauen. Wir haben von vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gehört, dass sie das Camp als persönlichen Wendepunkt empfinden – hin zu mehr Interesse an MINT-Fächern und einem klareren Berufsziel.
Was macht „IT-Ersthelfende“ denn nun so besonders?
„IT-Ersthelfende“ verbindet die digitale Ausbildung junger Menschen mit den Zielen von Unternehmen, die ihr Employer Branding stärken möchten. In dreitägigen Bootcamps lernen Schülerinnen und Schüler, wie sie Hard- und Softwareprobleme eigenständig lösen – und entdecken gleichzeitig, wie spannend und vielseitig IT-Berufe sind. Danach gehen sie als „IT-Ersthelfende“ an ihre Schulen zurück und unterstützen Mitschüler:innen sowie Lehrkräfte bei digitalen Herausforderungen. So entsteht ein Mehrwert für die Jugendlichen, für die Schulen und natürlich für die engagierten Unternehmen.
Wie profitieren Unternehmen konkret davon, wenn sie sich an „IT-Ersthelfende“ beteiligen?
Unternehmen positionieren sich als innovativ und verantwortlich handelnd. Sie erhalten direkten Zugang zu potenziellen Nachwuchskräften, die bereits erste Praxiserfahrungen in der IT gesammelt haben und motiviert sind, weiterzulernen. Das ist Employer Branding mit echtem Mehrwert, weil die Jugendlichen das Unternehmen aktiv erleben und nicht nur über Anzeigen oder Social Media wahrnehmen.
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?
Ein gutes Beispiel ist unser Partner EnBW in Baden-Württemberg. Dort haben wir in sechs Bootcamps alle Teilnehmenden mit der EnBW-App zur Berufsorientierung vertraut gemacht – gescannt haben sie die App alle, und rund 50 Prozent sind später privat nochmals zurückgekehrt, um sich ausführlicher über Ausbildungsmöglichkeiten oder ein duales Studium zu informieren. So schafft das IT-Ersthelfenden Camp Interesse und weckt gleichzeitig echtes Vertrauen in die Marke EnBW.
Inwiefern ist euch die Förderung von Mädchen wichtig?
Mädchen sind in MINT-Fächern noch immer unterrepräsentiert. Gerade deshalb legen wir im Projekt IT-Ersthelfende großen Wert darauf, sie für IT und Technik zu begeistern. Wenn sie früh positive Erfahrungen machen und Erfolgserlebnisse haben, steigt die Wahrscheinlichkeit enorm, dass sie sich für einen MINT-Beruf entscheiden. Damit tun wir nicht nur etwas für die Gleichstellung, sondern begegnen auch dem Fachkräftemangel in der IT-Branche.
Wie können sich interessierte Unternehmen einbringen?
Wir stimmen die Zusammenarbeit individuell ab – von den Orten, an denen Camps stattfinden, über die Programminhalte bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit. Unternehmen können sich an beliebig vielen Standorten beteiligen, ihre eigenen Mitarbeitenden einbringen oder auf unsere Trainerinnen und Trainer setzen. Wichtig ist, dass wir gemeinsam ein authentisches Umfeld schaffen, in dem die Jugendlichen lernen und sich wohlfühlen.
Was ist Ihre Botschaft an Firmen, die überlegen, sich zu engagieren?
Employer Branding und gesellschaftliches Engagement sind ein starkes Duo. Wenn beide Hand in Hand gehen, entsteht ein echter Mehrwert für alle Seiten. IT-Ersthelfende zeigt, wie das gelingen kann. Wer sich dafür interessiert, kann sich jederzeit bei BG3000 melden. Denn die IT-Ersthelfenden von heute sind die IT-Fachkräfte von morgen.
KI-Kompetenz ist kein „Nice to have“
/in Digitales/von mindchangeSilke Masurat ist mit ihrem Zentrum für Arbeitgeberattraktivität so etwas wie der Leuchtturm des Mittelstands. Gemeinsam mit ihr richten sich viele Unternehmen so aus, dass sie für Fachkräfte attraktiv sind. Daher ist genau sie die richtige Person, wenn wir über Upskilling, also über Personalentwicklung in der Breite, sprechen wollen.
Frau Masurat, übereinstimmend kommen verschiedene Studien, allen voran der Future Work Report, zu dem Ergebnis, dass Unternehmen „in der Breite“ neue Kenntnisse für das KI-Zeitalter etablieren müssen. Doch viele Unternehmen kämpfen aktuell mit existenziellen Herausforderungen. Verfängt die Botschaft?
Die Botschaft verfängt, aber oft nur selektiv. Viele Unternehmen erkennen die Dringlichkeit, doch klafft zwischen Einsicht und Umsetzung eine Lücke. Der Future Work Report zeigt: Wer heute nicht in KI-Kompetenzen investiert, riskiert in wenigen Jahren den Anschluss zu verlieren. Gleichzeitig stehen besonders KMUs vor kurzfristigen Krisen wie Fachkräftemangel, Energiekosten und Lieferkettenproblemen, die strategische Themen wie Upskilling in den Hintergrund
drängen.
Dennoch gibt es Pioniere, die das Thema strategisch angehen – etwa durch Micro-Learning-Formate oder Kooperationen mit EdTech-Anbietern. Der Einstieg ist oft einfacher als gedacht: Schon das regelmäßige Nutzen von KI-Tools wie ChatGPT
oder Copilot im Arbeitsalltag kann die Lernkurve fördern. Wichtig ist dabei, dass Führungskräfte als Vorbilder agieren und klar machen: KI-Kompetenz ist kein „Nice-to-have“, sondern überlebenswichtig.
Wie können Unternehmen trotz zahlreicher Herausforderungen einen klaren Upskilling-Plan entwickeln?
Ein klarer Plan erfordert Priorisierung und Pragmatismus. Drei Schritte haben sich in der Praxis bewährt:
Skills-Assessment durchführen
Zuerst sollte man den aktuellen Stand im Unternehmen checken: Was können die Mitarbeiter schon, wo gibt es Lücken? Eine Gap-Analyse hilft dabei – etwa zu sehen, wie es um Datenkompetenz oder Prompt-Engineering steht. Tools wie Skills-Mapping oder einfach Mitarbeiterbefragungen liefern hier gute Ansätze.
Pilotprojekte starten
Am besten fängt man klein an, zum Beispiel mit einem „KI-Tag“, wo Teams konkrete Anwendungen ausprobieren. So sammelt man praktische Erfahrung, ohne gleich ein großes Projekt aufzusetzen.
Externe Angebote nutzen
Man muss nicht alles selbst machen – Hochschulen oder Plattformen wie Coursera bieten passende Kurse an. Das spart interne Ressourcen und bringt schnell Know-how ins Team.
Was mir besonders am Herzen liegt: Upskilling sollte Chefsache sein, nicht nur HR-Thema. Wenn die Führungsebene die Vorbildrolle lebt und aktiv unterstützt – zum Beispiel mit Budget, Zeit und Kommunikation – steigt die Akzeptanz im ganzen Unternehmen.
Weiterbildung und Training on the Job können ein schlagkräftiges Mitarbeiterbindungsinstrument sein. Wie wichtig ist das laut Ihren Beobachtungen?
Weiterbildung ist ein zentraler Hebel für Mitarbeiterbindung – besonders für die Generationen Y und Z, die kontinuierliches Lernen als festen Bestandteil ihrer Karriere erwarten. Studien zeigen, dass Mitarbeitende länger im Unternehmen
bleiben, wenn sie klare Entwicklungsperspektiven sehen. Effektive Weiterbildung muss jedoch zielgerichtet und praxisnah sein. Formate wie „Learning Sprints“, bei denen Teams neue Tools direkt anwenden, verbinden Wissensaufbau mit direktem Mehrwert für den Arbeitsalltag. Besonders wirksam ist es, Mitarbeitende aktiv einzubinden: Die Frage, welche Skills Mitarbeitende für ihre Rolle in zwei Jahren benötigen, können diese meist am besten beantworten. So wird
Weiterbildung zum individuellen Karrieretreiber statt eines Top-down-Programms.
Upskilling geht einher mit moderner Führungskultur… Inwiefern deckt sich diese These mit Ihren Beobachtungen?
Das deckt sich absolut mit meinen Beobachtungen. Eine moderne Führungskultur ist der Schlüssel für erfolgreiche Upskilling-Initiativen. Hierarchisches „Command-and-Control“ funktioniert nicht mehr – stattdessen braucht es eine kollaborative Kultur des Lernens und Experimentierens.
Erfolgreiche Führungskräfte setzen auf:
Ein inspirierendes Beispiel ist das Konzept des „Reverse Mentoring#2: Hier coachen
junge Mitarbeitende Führungskräfte und ältere Mitarbeitnde zu neuen Technologien
wie KI-Tools. Das stärkt nicht nur die Kompetenzen aller Beteiligten, sondern auch
das Vertrauen innerhalb des Teams.
Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Herausforderungen für Führungskräfte? Und was sind Ihre drei Ratschläge für die nächsten Monate?
Die größte Herausforderung besteht darin, den Spagat zwischen operativer Effizienz und strategischer Zukunftsfähigkeit zu meistern. Meine drei zentralen Ratschläge lauten:
Starten Sie Pilotprojekte – z. B., indem Teams ChatGPT oder ähnliche Tools nutzen,
um Prozesse zu optimieren. Nur durch Praxis entsteht Überzeugung.
Zeigen Sie Offenheit für Neues und geben Sie zu, wenn auch Sie dazulernen
müssen. Authentizität stärkt Glaubwürdigkeit und motiviert Teams.
Fragen Sie nicht: „Welche Berufe ersetzt KI?“ Fragen Sie: „Welche Tätigkeiten verändern sich – und wie bereiten wir uns darauf vor?“
Upskilling im KI-Zeitalter ist in meinen Augen keine einmalige Maßnahme – es ist ein kontinuierlicher Prozess der Transformation. Unternehmen, die jetzt handeln, sichern nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit, sondern schaffen auch eine Kultur des Wachstums und der Bindung von Talenten. Der Wandel mag herausfordernd sein – aber er beginnt mit kleinen Schritten und mutigen Führungspersönlichkeiten!
Unternehmertum: „Man beginnt auf einem leeren Blatt Papier“
/in Nachhaltigkeit/von mindchangeEin persönlicher Wendepunkt im Leben, die Unzufriedenheit im Angestelltenverhältnis und eine gute Geschäftsidee haben Julius Grennigloh dazu bewogen, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Erfahrung damit hatte er keine – aber viel Entschlossenheit und Durchhaltevermögen. Hier erzählt er von seinem Einstieg ins Unternehmertum und den vielen Emotionen die in so einer Gründungsphase auftauchen.
Krisenzeiten sind Gründungszeiten – das bestätigt sich aktuell auch in Deutschland: Die Anzahl an neu gegründeten Startups ist im vergangenen Jahr trotz anhaltender Krisenstimmung wieder leicht angestiegen. Die Hotspots sind weiterhin Großstädte, vor allem Berlin und München, sowie forschungsnahe Standorte. Es boomen insbesondere die Branchen Software, Medizin und Food. Das zeigt der Deutsche Startup Monitor 2024 des Startup Verbandes. Auch für viele junge Menschen ist es vorstellbar, sich selbstständig zu machen beziehungsweise ein eigenes Unternehmen zu gründen. Laut des Global Entrepreneurship Monitors 2023 der Bertelsmann Stiftung ist fast jeder Zweite daran interessiert, Männer eher als Frauen. Allerdings gehen deutlich weniger von ihnen tatsächlich den Schritt. Viele sind unsicher, haben kein Zutrauen in die eigenen Kompetenzen, zweifeln am nötigen Wissen und scheuen den mit der Gründung einhergehenden Stress.
Wie lassen sich diese Hürden überwinden? Unternehmerisches Denken und Handeln werden selten in die Wiege gelegt und Deutschland ist nicht gerade für eine gründungsfreundliche Kultur bekannt. Verwaltungsprozesse und Bewerbungsverfahren für Förderprogramme dauern in der Regel deutlich länger als im Ausland; während das Verfahren vom Beginn bis zum Eintrag einer Gesellschaft in Estland oft in weniger als einer halben Stunde erledigt ist, muss man in Deutschland bis zu vier Wochen einplanen. Neben einem positiven Bild vom Unternehmertum und dem leichteren Zugang zu Ressourcen, braucht es also viel Mut und Selbstbewusstsein.
Aus dem eigenen Bedarf heraus zur Gründungsidee finden
Meine Gründungsidee ist aus dem eigenen Bedarf heraus entstanden. 2018 habe ich die Diagnose Diabetes-Typ-1 erhalten. Ich hatte mich länger schlapp gefühlt, ungewöhnlich viel Durst, und mir daraufhin Blut abnehmen lassen. Als wäre die chronische Erkrankung selbst nicht schon Schock genug, kam sie zum ungünstigsten Zeitpunkt – parallel zum Einstieg in
einen neuen Job. Das Onboarding ging einher mit Blutzucker messen, Kohlenhydrate zählen und Insulin spritzen. Was mich dabei am meisten gestört hat: Essen, ohne Appetit zu haben, und zu jeder Tages- und Nachtzeit der Griff zu schnell wirkenden, aber ungesunden, zuckerhaltigen Lebensmitteln. Der Suchtmechanismus des Zuckers, maßgeblich hervorgerufen durch den süßen Geschmack und seine Wirkung auf das körpereigene Belohnungssystem, hat dazu geführt, dass auch ich, der vorher fast nie Süßigkeiten gegessen hat, anfing zwischendurch immer wieder zu naschen – auch ohne Unterzucker.
Sowas wird schnell zur Gewohnheit. So kam ich auf die Gründungsidee: die Entwicklung eines Dextroseprodukts, das keinen klebrig-süßen Geschmack im Mund erzeugt, nicht die Zähne angreift und gleichzeitig vom Körper rasch verwertet wird – eine Marktlücke.
Der Weg von der Idee bis zur Umsetzung und schlussendlich dem Dasein im Unternehmertum war steinig. Vom ersten Prototypen über die Patentanmeldung bis hin zum Verkaufsstart lief vieles am Ende ganz anders ab als gedacht. Ich startete das Projekt neben meinem Vollzeitjob, ohne jegliche Erfahrung im Gründen. Zugute kamen mir betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Berufserfahrung in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und Finanzen. Trotzdem ist der Schritt etwas Eigenes von null aufzubauen eine deutlich größere Herausforderung als in bestehenden Strukturen zu arbeiten. Man beginnt auf einem leeren Blattpapier, ohne Möglichkeiten sich an Bestehendem zu orientieren.
Impulse bekam ich von meinem Vater, ehemals Bauunternehmer – er hatte immerhin schon einmal eine Gesellschaft mitgegründet –, und befreundeten Unternehmern. Ein Rat an dieser Stelle: sich von Beginn an mit Anderen auszutauschen und ein Netzwerk aufzubauen. Die erste Herausforderung ließ nicht lange auf sich warten: Vollzeit arbeiten und gründen
sind schwer miteinander zu vereinbaren. Ich musste nebenher prüfen, ob sich das Produkt überhaupt nach meinen Vorstellungen umsetzen lässt, einen Produkthersteller finden, und sicherstellen, dass die Kosten realisierbar sind. Ich hatte zu Beginn keinerlei Strukturen und war gezwungen, nach dem Prinzip „Learning by Doing“ vorzugehen. Klassische
Internetrecherche, Kaltakquise, alte Kontakte reaktivieren, zu Hause mit der Tablettenpresse experimentieren. Mit einem Produzenten war ich dann so weit, dass er Proben herstellte – größere Chargen funktionierten aber nicht. Eine monatelange Hängepartie, kurzzeitiges Outsourcing an ein Partnerunternehmen, viel verschwendetes Produkt und eine vierstellige
Fehlinvestition folgten. Zwei Entscheidungen waren in dieser Phase wichtig: Die Festanstellung zu kündigen und den Produzenten zu wechseln, um von vorne anzufangen.
Ein Jahr später als geplant läuft die Produktion nun, dennoch sind kontinuierliche Verbesserungen nötig, und nicht alles ist machbar. Bestätigt hat sich aber: Namhafte Hersteller mit jahrelanger Erfahrung am Markt und großen Produktionskapazitäten bieten mehr Planungssicherheit und Verlässlichkeit, was insbesondere für junge Unternehmen,
welche sich nicht zu viele Fehltritte am Anfang leisten können, essenziell ist. Unterschätzt habe ich auch den Umgang mit neuen Medien. Auf Social Media wird man schnell abgestraft, wenn der Content nicht die Kriterien erfüllt. Dazu gehört die richtige Sprachregelung: was darf ich rechtlich gesehen überhaupt kommunizieren? Hier kann „Learning by Doing“ teuer werden, lieber eine Runde mehr (mit einem Anwalt) drehen, bevor man loslegt.
Hinfallen und wieder aufstehen
Über Wochen der Enttäuschung und Demotivation hinweggeholfen hat mir das Mindset, dass solche Phasen zum Günden dazugehören – man muss sie aushalten, wenn man grundsätzlich hinter seiner Idee steht. Mittlerweile steckt so viel Herzblut in dem Geschäft, dass ich nicht mehr ans Aufhören denke. Natürlich ist das einfacher gesagt als getan, wenn die eigene Existenz vom Erfolg der Gründung abhängt.
Unterstützung hatte ich von einem befreundeten Unternehmer, der in einem ähnlichen Umfeld tätig ist – ihm konnte ich viele Fragen zur Wahl der richtigen Partner, zur Patentanmeldung und zu rechtlichen Anforderungen stellen. Gute Anlaufstellen sind darüber hinaus Gründernetzwerke – die habe ich selbst im Nachhinein viel zu wenig genutzt. Gleiches gilt für Gründerstipendien und -zuschüsse.
Allgemein empfiehlt es sich, sich auf seine Stärken zu konzentrieren und Dinge, die viel Fachwissen erfordern oder zeitintensiv sind, auszulagern. Mein Vater hat zum Beispiel die Buchhaltung übernommen. In dem Bereich hatte ich zwar sehr viel Erfahrung, aber die Arbeit ist äußerst zeitintensiv und so kann ich mich auf andere Dinge konzentrieren. Außerdem
unterstützt mich eine Agentur bei den Themen Website und Marketing.
Ebenfalls wichtig ist das Zeit- und Selbstmanagement: Am Anfang sitzt man oft bis Mitternacht am Schreibtisch und kann vorm Schlafengehen schlecht abschalten – das zerrt an den Nerven. So musste auch ich lernen, mich selbst gut zu strukturieren und Aufgaben zu priorisieren. Außerdem versuche ich regelmäßig mentale Auszeiten vom Tagesgeschäft zu
nehmen: mit simplen Sachen wie Lesen, Spazierengehen und Sport machen.
Wertschöpfung in Deutschland steigern
/in Nachhaltigkeit/von mindchangeIn Deutschland sind rund 25 Millionen Menschen derzeit über 60 Jahre alt, Tendenz steigend. Dreiviertel davon nutzen ein Smartphone, aber nur jeder Zweite ist online. Diese Zahlen sind alarmierend, besonders weil diese Gruppe der Älteren immer stärker von Prozessen des alltäglichen Lebens und der Daseinsfürsorge – von Fahrkarte über Energieversorgung bis zum Online Banking – ausgeschlossen ist und hohe Kosten verursacht. Allein bei den gesetzlichen Krankenversicherungen spricht man von einem Einsparvolumen von rund 20 Milliarden Euro, wenn es gelingt, die Versicherten online fit zu machen und auf die Plattformen zu bringen.
Wie Unternehmen durch digitale Weiterbildung ihrer eigenen Stakeholder – Mitarbeitende, Kund:innen und insbesondere Senior:innen sowie Offliner – ihre Kosten senken, Effizienzen heben und ihre Wertschöpfungskette verlängern können, war Thema der Konferenz „Wachstum der Wirtschaft und Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung – digitale Teilhabe 60+“.
Die Konferenz im Industrieclub Düsseldorf lud Unternehmens- und Verbandsvertreter aus NRW zum Austausch ein und wird von der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen als bundesweites Modellprojekt gefördert.
Gonca Türkeli-Dehnert, Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, die in Vertretung von Medienminister Nathanael Liminski an der Konferenz teilnimmt: „Digitale Teilhabe ist der Schlüssel für eine starke Gesellschaft und Wirtschaft. Wir gehen mit gutem Beispiel voran: Durch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Medienkompetenzakteuren und nun durch den Schulterschluss mit der Wirtschaft schaffen wir ein breites Fundament. Der Landesregierung ist es wichtig, dass wir die Medienkompetenz aller Bürgerinnen und Bürger weiter fördern, für eine inklusive digitale Gesellschaft!“
Ein zentrales Element der Konferenz ist die Vorstellung eines Letter of Intent (LOI), mit dem Unternehmen und Verbände aus NRW ihre Absicht erklären, gezielt in digitale Kompetenzen ihrer Stakeholder zu investieren. Die ersten vier Unternehmen, die mit Best-Practice-Projekten vorangehen, präsentieren auf der Konferenz ihre strategischen Ansätze.
Die Rheinbahn AG setzt sich das ehrgeizige Ziel, als Impulsgeberin für den ÖPNV mit Cashless- und Paperless-Systemen sowie autonomem Fahren voranzuschreiten. Zudem wird eine Digitalakademie für Mitarbeitende aufgebaut. Annette Grabbe, Vorstandssprecherin der Rheinbahn AG: „Digitalisierung spielt eine wesentliche Rolle bei der Verbesserung der Lebensqualität, der Erhöhung des Komforts und der erleichterten Zugänglichkeit von Dienstleistungen – auf der ganzen Welt. Hier liegt eine große Chance, aber auch eine große Verantwortung für die Rheinbahn. Wir betrachten unsere zukünftigen Schulungen für Mitarbeitende sowie die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern – insbesondere Seniorinnen und Senioren – als zentrale Schritte, um als Multiplikatoren zu wirken. Die Schulungen werden auf die Bedürfnisse der älteren Generation zugeschnitten und zielen darauf ab, Barrieren und Ängste im Umgang mit digitalen Anwendungen abzubauen. Gemeinsam gestalten wir die Zukunft der digitalen Mobilität und Services in unserer Stadt und gehen so als „First Mover“ voran.“
Mit dem „GRÜN IT Club“ führt die GRÜN IT Group GmbH ältere Menschen gezielt an digitale Technologien heran. Dr. Oliver Grün, CEO GRÜN IT Group GmbH: „Ich bin ein glühender Verfechter der europäischen IP-Idee und möchte, dass wir die Multi Billion Dollar Industrie der Digitalwirtschaft nicht einfach den amerikanischen und asiatischen Playern überlassen. Dazu gehört aber auch, dass wir eine tiefe Begeisterung bei den Anwendern wecken und sie geführt trainieren müssen! In Deutschland und vor Ort. Deshalb habe ich in Aachen einen ersten Senioren IT Club gegründet und spiele mit dem Gedanken dies bundesweit auszurollen. So schließen wir im Schulterschluss mit der Politik die noch viel zu große Bildungslücke!“
AOK Rheinland/Hamburg präsentiert ihr Engagement für digitale Gesundheitskompetenz. „Digitalisierung erlangt in allen Lebensbereichen große Bedeutung und hält auch verstärkt Einzug in die Gesundheitsversorgung. Besonders für ältere Menschen bilden digitale Kompetenzen daher eine wichtige Brücke, um selbstbestimmte Entscheidungen zu fällen, die ihre Gesundheit betreffen. Souveränität im Umgang mit Apps, Gesundheitsanwendungen und neuen Technologien ermöglicht es Seniorinnen und Senioren, Chancen und Risiken digitaler Angebote abzuwägen und diese autonom zu nutzen“, sagt Matthias Mohrmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. „Hierfür brauchen wir zugewandte, adäquate Unterstützung, um ältere Menschen zu schulen, Berührungsängste abzubauen und sie aktiv in die neue digitale Welt einzubinden.“
Die FUNKE Mediengruppe zeigt ihre Strategie zur digitalen Weiterbildung in der Medienbranche. Dr. Tobias Korenke, Mitglied Executive Board und Leiter Corporate & Public Affairs der FUNKE Mediengruppe: Mit unseren Genuss-Leserreisen – zum Beispiel einer Kreuzfahrt nach New York – verbinden wir das Angenehme mit dem Nützlichen. Durch die vielen Seetage können wir uns ganz gezielt auf gemeinsames Erlernen von Digitalkompetenz konzentrieren. Hier wie bei anderen digitalen Kompetenztrainings auch setzen wir vor allem auf das Prinzip ‚von Älteren für Ältere‘, damit unsere Teilnehmenden auf Augenhöhe voneinander lernen können.“
Simone Stein-Lücke, Geschäftsführerin der BG3000 und Organisatorin der Konferenz: „Unsere Wirtschaft braucht einen ‚Thermomix-Ansatz‘ in der digitalen Bildung: Begeisterung wecken, ausprobieren und dann kaufen. In dieser Reihenfolge. Genauso professionell sollten alle Unternehmen ihre Stakeholder trainieren.“
Hier ist nämlich digital gesehen, noch ein Milliarden-Markt zu erschließen. Obgleich es große Unterschiede in der individuellen Verteilung gibt, beträgt das durchschnittliche Haushaltsnetto-Einkommen bei 11 Prozent der Haushalte über 65 Jahre über 3.600 Euro. Die Frage der digitalen Teilhabe ist dahingehend auch eine Frage, wie wir diese digitale Teilhabe umsetzen. Denn Entwicklung und Wertschöpfung werden die jüngeren Generationen umsetzen. Dort ist also Schulung angesagt über Wahrnehmung und Aufbereitung bspw. von Apps im ÖPNV.
Resilienz ist ein Erfolgsfaktor
/in Teamwork/von mindchangeDas HR-Beratungsunternehmen Profil M hat mit seinem Talent-Klima-Index eine wiederkehrende Untersuchung initiiert über die wichtigsten HR-Themen. Resilienz gilt dabei in wirtschaftlich schwierigen Zeiten als eine Königsdisziplin für Führungskräfte. Und ist messbar. Wir sprachen mit Michael Paschen, Managing Director von Profil M.
Laut eurem Talent-Klima-Index 2024 ist Resilienz eine der wichtigsten Zukunftskompetenzen für Führungskräfte (4,3 von 5 Skalenpunkten). Was versteht man unter Resilienz und warum ist es für die heutige (Arbeits-)Welt eine so wichtige Fähigkeit?
Sowohl auf der individuellen als auch der organisationalen Ebene versteht man unter Resilienz die Fähigkeit erfolgreich mit Belastungen oder Krisen umzugehen. Und da wir in einer Zeit leben, in der multiple Krisen zunehmen, müssen Organisationen mit vielen Herausforderungen umgehen – das färbt auch auf das Individuum ab. Jedoch brauchten Menschen schon immer Resilienz. Wenn ich beispielsweise an meine Großmutter denke, dann hat sich für sie sehr viel verändert: Sie hat den Kaiser erlebt, zwei Weltkriege, die Regierung unter Adenauer und die 70er-Jahre. Das Beispiel zeigt, dass Veränderungen kein besonderes Kennzeichen der heutigen Zeit sind. Was heute anders ist: Die Schnelligkeit vieler Entwicklungen bei gleichzeitiger globaler Vernetzung und dass Veränderungen stark technologisch geprägt sind. Durch diese Vernetzung und ständige Zugänglichkeit zu Informationen weltweit, entsteht bei den Menschen die Wahrnehmung, dass immer irgendwo eine Krise ist. Zudem gibt es existenzielle Krisen wie die Klimakrise, die das Thema stärker in den Fokus rücken.
Und auch wenn sich viele Klischees über Generationen nicht empirisch nachweisen lassen, zeigen Untersuchungen: Die Gen Z ist, im relativen Vergleich gesehen, die unglücklichste und pessimistischste Generation, seitdem man diese Messung vornimmt – und zugleich die, die sich als am wenigsten resilient beschreibt. Somit verschärft sich das Problem von zwei Seiten, denn multiple Herausforderungen „treffen“ auf weniger resiliente Menschen.
Wie können Führungskräfte die Resilienz des einzelnen Mitarbeitenden fördern?
Für die Führungskraft beginnt der Ansatzpunkt idealerweise nicht beim einzelnen Mitarbeitenden, sondern eine Ebene drüber: bei der Resilienz des Teams.
Doch generell gibt es bei der Resilienzförderung drei Aspekte: die eigenen Ressourcen, Lernbereitschaft sowie eine grundsätzliche Anpassungsfähigkeit. Zu den eigenen Ressourcen zählen auch innere Ressourcen wie zum Beispiel ein eher positiv geprägter Blick auf die Welt. Und hier kann eine Führungskraft mit einer optimistischen Haltung als Vorbild agieren.
Der zweite Aspekt, Lernfähigkeit und -bereitschaft, umfasst unter anderem Selbstreflexion und Offenheit für Neues. Menschen, die lernbereiter sind, sind tendenziell resilienter. Denn wenn sich durch Krisen und Belastungsfaktoren Anforderungen verändern, ziehen diese Menschen leichter mit. Als Führungskraft kann ich „Lernen“ als einen wichtigen Moment im Team sehen und Skills aktuell halten. Der letzte Punkt, die grundsätzliche Veränderungsfähigkeit, beinhaltet die Frage: Wie schlimm empfinde ich, dass sich Dinge verändern? Denke ich bei einer Veränderung, dass es mir eigentlich egal ist, ob ich etwas nun links- oder rechtsherum mache oder bricht für mich eine Welt zusammen, wenn jemand sagt, wir machen etwas nicht mehr so wie früher? Auch hier spielt wieder das Mindset einer Führungskraft eine wichtige Rolle. Wenn diese offen für neue Ansätze, Strukturen und Themen ist, vermittelt sie, dass niemand im Arbeitskontext Angst vor Veränderungen haben muss. Wenn ein Team für Veränderungen gewappnet ist, dann wirkt sich das auch positiv auf die Resilienz des Individuums aus. Denn die einzelnen Mitarbeitenden sind resilienter, wenn sie überzeugt sind, dass sie – gemeinsam im Team – mit Veränderungen klarkommen werden.
Mit welchen Führungsinstrumenten und/oder welchem Führungsstil lässt sich die Resilienz im Team stärken?
Eine Führungskraft sollte sich die Frage stellen: Ist mein Team für das, was sie tun müssen, resilient? Da gibt es oftmals Schwachpunkte – wie beispielsweise Spezialwissen, das nur bei einer Person liegt – die sich beheben lassen.
Zudem sind die Kultur und das Team wichtige Ansatzpunkte, wenn es um die Resilienzförderung geht. So braucht es im Unternehmen eine Kultur, in der nicht alles sofort ein Drama ist und wo nicht alles in Stein gemeißelt ist. Denn dann empfindet jeder eine Abweichung in die Graubereiche sofort als eine Katastrophe, dann ist die Kultur nicht resilient. Es ist eine lernoffene Kultur gefragt, die eine gewisse Diversität zulässt.
Zudem sollte es eine Teamkultur geben, in der sich das Team als gegenseitige Ressource für alle versteht. In solch einer Umgebung kann der Einzelne genug psychologische Sicherheit erleben. Das hat den positiven Effekt, dass eine Person ihre Belastung zugeben kann und weiß, dass sie, wenn sie an ihre Grenzen kommt, von den anderen aufgefangen und unterstützt wird – und wenn es demjenigen wieder besser geht, ist er umgekehrt für die Kolleg:innen da.
Blickt man auf den Führungsstil, lässt sich festhalten: Mikromanager bilden kein resilientes Team. Vielmehr muss ich mich als Führungskraft trauen, Mitarbeitende auch mal ein bisschen ins kalte Wasser zu schubsen. Zwar nicht so viel, dass sie eine Blessur und Misserfolg davontragen. Aber durchaus so viel, dass sie merken: Diese Aufgabe habe ich mir am Anfang gar nicht zugetraut und habe es doch hingekriegt. Durch so eine Erfahrung – jenseits von Overprotecting – glaubt ein Mensch ganz anders an sich.
Was bedeutet organisationale Resilienz und woran erkennt man eine resiliente Organisation?
Auf der Organisationsebene gilt der Begriff der Resilienz nicht nur für Menschen, sondern auch für Strukturen. Ein banales Beispiel hierfür ist ein zweiter Server-Back-up, mit dem IT-Strukturen resilienter werden. Man erkennt resiliente Organisationen daran, dass sie Strukturen haben, die externe Schocks abfedern können. Weitere Merkmale einer Organisation habe ich bereits angesprochen: eine veränderungs- und lernoffene Kultur, in der es eine psychologische Sicherheit für den Einzelnen gibt und sich Teams wechselseitig Ressourcen bereitstellen. Angsterfüllte Kulturen, wo jeder versucht keine Fehler zu machen, sind hingegen nicht resilient. Bei Fehlern werden Schuldige gesucht und niemand lernt etwas, sondern wird verurteilt. Das führt dazu, dass keiner Überforderung zugibt, angsterfüllt vor sich hinarbeitet – und am Ende zeigt sich das an Ergebnissen, die nicht gut sind. Vielmehr braucht es einen offenen Umgang mit Belastungsfaktoren, denn nur so können Organisationen Unterstützungsbedarf erkennen und darauf reagieren. Das ist eine antagonistische Challenge für jedes Unternehmen: Natürlich will man niemanden in Überforderungsspiralen bringen, aber man darf die Leute auch nicht in eine übervorsichtige Haltung bringen – es braucht den gesunden Mittelweg.
Wie lässt sich durch Führung eine resiliente Organisation fördern?
Wenn eine Führungskraft auf organisationaler Ebene Resilienz aufbauen will, dann sollte sie mit den Strukturen anfangen. Denn wenn ich schlechte resiliente Strukturen habe, die nicht in der Lage sind, externe Schocks abzufedern, dann kann ich dies nicht mit resilienten Menschen überkompensieren. Umgekehrt helfen resiliente Strukturen dabei, dass die persönliche Resilienz von Menschen etwas weniger gefordert wird. Zudem sollte das Management nicht zu sehr in operative Mikroebenen eingebunden sein. Wenn Führungskräfte sehr stark in kleinteilige Aufgaben und Entscheidungen integriert sind, dann können sie ihre Management-Attention nicht auf beispielsweise einen erforderlichen Change oder strategische Aufgaben legen. Solche Organisationen, in denen Vorgesetzte Micromanager und sehr kontrollorientiert sind, sind nicht resilient.
Welche Vorteile bringt eine resiliente Organisation mit sich?
Resiliente Organisationen können externe Schocks besser abfedern und sind damit im Wettbewerb denjenigen überlegen, die sich notwendigerweise bei solchen äußeren Einflüssen stärker mit sich selbst beschäftigen müssen. Resiliente Organisationen können sich besser auf Veränderungen – und das ist oftmals ein Synonym für Krisen – einstellen. Hier zahlt sich Lernbereitschaft aus. Solche Unternehmen machen sich schneller für veränderte Anforderungen fit, die sich aus einer Belastung ergeben. Die Corona-Pandemie ist hierfür ein gutes Beispiel: Plötzlich waren Führungskräfte gefragt, die ihr Team remote führen konnten. Es gab einige, die sich schnell auf diese Situation einstellen konnten. Anderen hingegen ist es sehr schwergefallen, ihren Mitarbeitenden plötzlich so viel Vertrauen zu schenken und ihnen gelang es kaum, ihr Kontrollbedürfnis im Griff zu behalten. Solch ein Führungsverhalten war mit Blick auf die Corona-Krise nicht resilient.
Mit Gamification die Anpassungsfähigkeit der Gen Z fördern
/in Digitales/von mindchangeDer Fachkräftemangel und der rasante technologische Wandel stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen: Während Arbeitgeber händeringend nach Talenten suchen, fürchtet die Generation Z, dass ihre Fähigkeiten schnell obsolet werden. Mit Gamification können Unternehmen die Anpassungsfähigkeit junger Mitarbeitender fördern, Qualifikationslücken schließen und Talente langfristig binden.
Der Fachkräftemangel in Deutschland ist derzeit allgegenwärtig. Unternehmen aus nahezu allen Branchen klagen über fehlende qualifizierte Arbeitskräfte – bis 2027 könnten dem Arbeitsmarkt sogar mehr als 700.000 Fachkräfte fehlen. Gleichzeitig verändern sich die Anforderungen an bestehende Mitarbeitende stetig durch rasante technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz (KI). Laut einer aktuellen Studie von Kahoot! machen sich drei Viertel (74 Prozent) der befragten Büroangestellten Sorgen, dass ihre Skills in den nächsten fünf Jahren veralten – insbesondere junge Arbeitnehmende der Generation Z. Um Qualifikationslücken vorzubeugen, müssen Unternehmen junge Mitarbeitende unterstützen, Kompetenzen schnell zu erlernen und sich flexibel an den wandelnden Arbeitsmarkt anzupassen. Ein innovativer Lernansatz wie Gamification bietet hierfür eine ideale Lösung.
Adaptionsfähigkeit in der digitalen Ära: So lernt die Gen Z
In einer Arbeitswelt, die von digitaler Transformation und dem Einsatz von KI geprägt ist, wird die Fähigkeit, sich schnell auf neue Technologien, Prozesse und Anforderungen einzustellen, immer entscheidender. Kontinuierliche Lernbereitschaft und Offenheit für Veränderungen sind gefragt. Die Gen Z bringt hierfür ideale Voraussetzungen mit: Sie ist mit digitalen Technologien aufgewachsen und gewohnt, sich in virtuellen Umgebungen zu bewegen.
Mit den richtigen Tools und Anreizen kann die Gen Z ihre Anpassungsfähigkeit im beruflichen Alltag gezielt weiterentwickeln. Gamification-Elemente wie Abzeichen, Ranglisten und Belohnungssysteme bieten hierfür einen effektiven Ansatz. Sie treffen den Nerv einer Generation, die mit digitalen Spielen und sozialen Netzwerken großgeworden ist, und steigern ihre Motivation, sich kontinuierlich weiterzubilden. Kleine, spielerische Erfolgserlebnisse senken die Hemmschwelle, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen und diese aktiv in den Arbeitsalltag zu integrieren.
Interaktive Trainings
Langweilige und unzureichend abgestimmte Trainings sind oft ineffektiv und verfehlen ihr Ziel, junge Mitarbeitende nachhaltig weiterzubilden. Mit Gamification schaffen Unternehmen eine interaktive und fesselnde Lernumgebung, die das Engagement steigert. Anstatt passiv Informationen aufzunehmen, werden Mitarbeitende aktiv in Lernprozesse eingebunden, etwa durch Quizze oder Brainstormings. Sie lösen praxisnahe Aufgaben, erhalten direktes Feedback und können ihre Strategien in Echtzeit anpassen. Das fördert nicht nur ein tieferes Verständnis, sondern hilft auch, komplexe Neuheiten wie KI-Anwendungen oder neue Software-Tools schneller zu erfassen. Interaktive Formate bieten zudem eine willkommene Abwechslung zu den oft monotonen Arbeitsroutinen.
Kollaboratives Lernen
Ein weiterer entscheidender Vorteil von Gamification ist der kollaborative und soziale Aspekt. Viele gamifizierte Lernplattformen integrieren Team-Challenges oder kooperative Aufgaben, die den Austausch unter Kolleg:innen fördern. Indem sie gemeinsam Aufgaben lösen oder an Team-Wettbewerben teilnehmen, lernen neue Mitarbeitende nicht nur, wie ihre Kolleg:innen denken und arbeiten, sondern können auch ihre eigenen Erfahrungen einbringen. Ein Wissensaustausch auf Augenhöhe schafft eine Kultur des gemeinsamen Lernens und stärkt Vertrauen sowie die Kommunikationsfähigkeit innerhalb des Teams und wirkt dem sogenannten “Quiet Constraint” Phänomen entgegen, bei dem Mitarbeitende bewusst Wissen für sich behalten, anstatt es mit dem Team zu teilen.
Kollaborative Kompetenzen sind gerade in Zeiten des schnellen technologischen Wandels entscheidend. Teams, die es gewohnt sind, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten und sich flexibel auf neue Herausforderungen einzustellen, können Veränderungen besser bewältigen. Mit digitalen Plattformen, die Raum für Diskussionen und Feedback bieten, können Unternehmen diesen Austausch aktiv fördern.
Lernen nach Maß
Die Gen Z legt besonderen Wert auf Flexibilität und Selbstbestimmung im Beruf. Um diesem Wunsch nachzukommen, müssen Unternehmen stärker auf interaktive Lernmethoden setzen, die sich an unterschiedliche Arbeitszeiten und -situationen anpassen und die persönliche Entwicklung unterstützen. Gamifizierte Apps und Plattformen bieten hier eine idealen Lösungsansatz. Sie ermöglichen es den Mitarbeitenden, selbst zu entscheiden, wann und wo sie lernen möchten – sei es während sie pendeln, in einer kurzen Arbeitspause oder im Homeoffice. Das macht es leichter, das Lernen in den oft hektischen Berufsalltag zu integrieren, ohne dass es als zusätzliche Belastung empfunden wird. Eine weitere wirkungsvolle Methode ist zum Beispiel das Blended Learning, bei dem digitale Selbstlernangebote mit Präsenzformaten kombiniert werden.
Ein besonders effektiver Ansatz ist dabei das sogenannte Microlearning: Kleine, überschaubare Lerneinheiten, die in wenigen Minuten abgeschlossen werden können. Diese lassen sich problemlos in den Arbeitsalltag integrieren und helfen Mitarbeitenden, sich kontinuierlich weiterzubilden, ohne dass sie dafür umfangreiche Zeitfenster blockieren müssen. Besonders in stressigen Phasen ist das ein entscheidender Vorteil, um sicherzustellen, dass die persönliche Weiterentwicklung nicht auf der Strecke bleibt.
Fazit
In einer Arbeitswelt, die sich durch den Fachkräftemangel und neue Technologien rasant verändert, ist die kontinuierliche Weiterentwicklung von Mitarbeitenden unerlässlich. Gamification, gestützt durch flexible Lernmethoden wie Microlearning, bietet Unternehmen die Möglichkeit, junge Talente gezielt zu fördern und ihnen die nötige Sicherheit im Umgang mit neuen Technologien zu geben. Interaktive, personalisierte und kollaborative Lernformate sprechen nicht nur die digitalen Gewohnheiten dieser Generation an, sondern helfen ihr auch, sich schnell an neue Anforderungen anzupassen. Unternehmen, die das erkannt haben und diese modernen Lernstrategien integrieren, stärken daher nicht nur die Kompetenzen ihrer Mitarbeitenden, sondern sichern langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität als Arbeitgeber.