Berufseinstieg: Das ist der wichtigste erste Schritt

Entlassungen und Unternehmen unter Druck: Das wirkt sich natürlich auch auf den Arbeitsmarkt aus. Es ist nicht selbstverständlich den nächsten Karriereschritt gehen zu können oder zum Gespräch eingeladen zu werden. Wir haben mit Katharina Jenne gesprochen, wie Du gerade in solchen Branchen und Umfeldern den Unterschied machen kannst, wo die Konkurrenz groß ist. Aber nicht nur darüber, sondern auch wie Du Dir Soft-Skills bewahrst, erfährst Du hier spannende Impulse.

Neugier ist kein Zufall, sie ist eine Haltung: Katharina Jenne sieht in Neugier eine Superpower. „Wer sich traut, Fragen zu stellen, ohne die perfekte Antwort zu haben, bleibt lebendig und lernfähig. Genau das wird in der Arbeitswelt von morgen entscheidend sein.“

Katharina, Du berätst Unternehmen dabei, zu Leuchtturm-Arbeitgebern zu werden. Daher hier absichtlich ein Perspektivwechsel: Hast Du ein paar Tipps, wie Bewerber:innen es aktuell leichter haben, gesehen zu werden?
Bewerber:innen haben heute viele Möglichkeiten – das ist eine große Chance, aber auch eine Herausforderung. Der wichtigste erste Schritt ist aus meiner Sicht: Wissen, was man will. Wer eine klare Vorstellung davon hat, was er oder sie
beruflich erreichen möchte, kann gezielter auftreten und wird auch leichter wahrgenommen. Wenn noch unklar ist, welche Unternehmen infrage kommen, empfehle ich, das persönliche Netzwerk zu aktivieren und vor allem Veranstaltungen in der Region zu nutzen – zum Beispiel in Bonn gibt es zahlreiche Netzwerk-Events, Meetups und Vorträge, bei denen man mit Unternehmen direkt ins Gespräch kommen kann. Oft entsteht genau dort der erste wichtige Kontakt.
Wenn ein bestimmtes Unternehmen bereits im Blick ist, dann gilt: weniger ist oft mehr. Recruiter:innen wollen keine generischen KI-Texte, sondern verstehen, warum genau diese Person zur Stelle und zum Unternehmen passt. Was bringt sie mit? Was treibt sie an? Wo will sie hin?
Ein gutes, ehrliches Anschreiben kann hier ein echter Pluspunkt sein – nicht als Wiederholung des Lebenslaufs, sondern als Ergänzung mit persönlichen Einblicken, Motivation und Haltung. Und der Lebenslauf selbst? Er sollte klar strukturiert sein
und nicht nur Stationen auflisten, sondern auch zeigen, was hinter den Positionen steckt.
Am Ende beginnt alles mit einer klaren beruflichen Orientierung. Wer diese für sich gefunden hat, wird auch überzeugender auftreten – und das spüren auch Personaler:innen sofort.

Unabhängig von Branche und Stelle prägt der Umgang mit Daten, Datenkompetenz und KI heute große Teile der Arbeitswelt – und der Einfluss wird eher noch größer. Was sind Deine Tipps für den Aufbau von „Future Skills“?
Wichtig ist aus meiner Sicht, sich diesem Wandel bewusst zu sein und nicht in Abwehrhaltung zu verfallen. Man muss nicht alles Alte über Bord werfen, aber es hilft, offen zu bleiben und neue Dinge einfach mal auszuprobieren.
Mein Rat: mit kleinen Schritten im Alltag anfangen. Ein neues Tool testen, eine automatisierte Funktion ausprobieren, digitale Prozesse beobachten. Es geht nicht um Perfektion, sondern ums Dranbleiben.
Genauso entscheidend wie technische Offenheit sind aber die sogenannten Future Skills wie Selbstreflexion, kritisches Denken und Verantwortungsbereitschaft. Wer regelmäßig hinterfragt, was er oder sie wie macht, bleibt anpassungsfähig.
Mein persönlicher Tipp: sich einmal pro Woche bewusst Zeit nehmen und überlegen: Was könnte ich anders machen? Was möchte ich in der kommenden Woche mal mit einem digitalen Tool oder einer neuen Methode ausprobieren? So wächst Zukunftskompetenz Stück für Stück – ganz ohne Überforderung.

Derzeit wandelt sich die Arbeitswelt so schnell wie nie zuvor. Alles, was berechenbar ist, wird bei Wissensarbeit zunehmend durch Algorithmen und Automatisierung abgedeckt – auch, weil in wenigen Jahren schon die Zahl der Arbeitnehmenden deutlich sinkt. Menschlichkeit im Sinne von Kommunikationsfähigkeit, Empathie und echter Kreativität wird dagegen immer wichtiger. Es entstehen Jobs, die wir uns heute noch nicht ausmalen können. Wie bewahrst Du Dir Deine Neugier – und welche Tipps gibst Du unseren Leser:innen, um ihre Neugier lebendig zu halten?
Ich glaube, Neugier ist kein Zufall – sie ist eine Haltung. Gerade in einer Welt, in der sich vieles rasant verändert, ist Neugier fast wie ein innerer Kompass, der uns hilft, flexibel zu bleiben, uns weiterzuentwickeln und nicht den Anschluss zu verlieren. Ich persönlich bewahre mir meine Neugier, indem ich regelmäßig bewusst Dinge tue, die außerhalb meiner Routine liegen – ein neues Format ausprobieren, einen Perspektivwechsel einnehmen, Menschen zuhören, die ganz anders denken als ich.

Neugier ist kein Zufall – sie ist eine Haltung

Mein Tipp an alle, die ihre Neugier lebendig halten möchten: Nehmt Euch vor, neue Frage zu stellen oder etwas auszuprobieren, das Ihr bisher vermieden habt. Das kann ein neues Tool sein, ein Gespräch mit jemandem aus einem anderen Fachbereich oder einfach mal ein Thema googeln, das Euch immer schon interessiert hat.
Und: Seid nachsichtig mit Euch selbst. Neugier bedeutet nicht, immer alles sofort zu können, sondern bereit zu sein, sich einzulassen. Wer sich traut, Fragen zu stellen, ohne die perfekte Antwort zu haben, bleibt lebendig und lernfähig. Genau das wird in der Arbeitswelt von morgen entscheidend sein.

Was würdest Du Deinem jüngeren Ich raten, das jetzt in die Berufswelt einsteigt?
Ich würde meinem jüngeren Ich raten: Vertraue darauf, dass du deinen Weg findest – auch wenn er nicht gerade verläuft. Es ist völlig in Ordnung, noch nicht alles zu wissen oder zu können. Wichtig ist, offen zu bleiben, Fragen zu stellen, ehrliches Interesse zu zeigen und immer wieder ins Tun zu kommen.
Nicht der perfekte Plan bringt dich weiter, sondern die Bereitschaft, Dinge auszuprobieren – auch wenn du noch nicht weißt, ob es ‚richtig‘ ist. Und ich würde meinem jüngeren Ich raten von Anfang an Zeit ins Netzwerken zu stecken.